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Pechstein, Max

Wegkreuzung im Walde

Entstehungsjahr 1919
Technik Öl auf Leinwand
Maße 81 x 71 cm
Münchener-Nr. 19941/1
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Max Hermann Pechstein (31.12.1881 Zwickau - 29.6.1955 Berlin), Vertreter des deutschen Expressionismus, studierte nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Zwickau (1896-1900) an der Staatlichen Gewerbeschule und 1903-06 als Meisterschüler von Otto Gußmann an der Kunstakademie in Dresden.1 Pechstein verläßt die Akademie mit der höchsten Auszeichnung, dem auch als Rompreis bezeichneten Sächsischen Staatspreis. Der Begegnung mit Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner folgt sein Eintritt in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlergruppe Brücke, deren Mitglieder bis 1910 zahlreiche gemeinsame Ausstellungen veranstalten. Seine ersten Lithographien und Radierungen entstehen. Er reiste 1907 nach Italien und 1907/08 nach Paris. Seit 1908 in Berlin ansässig, wurde er Mitglied der „Secession“ und war 1910 Mitbegründer der „Neuen Secession“. 1912 scheidet er aus der Brücke aus, da er den Beschluss nur gemeinsam auszustellen als zu starke Einschränkung empfindet. Im Sommer hält er sich zum dritten Mal in Nidden auf. Er beteiligt sich an der Sonderbund-Ausstellung in Köln. Pechsteins Südseereise (1913/14) sowie seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg fanden ihren Niederschlag in Reisebildern und -lithographien sowie in Radierungen. 1923 ernannte ihn die Preußische Akademie der Künste zu ihrem Mitglied; gleichzeitig wurde ihm eine Professur übertragen. Neben seinen hervorragenden Landschaftsdarstellungen entstehen in den 20er Jahren weitere Porträts, die Pechsteins herausragende Rolle in der zeitgenössischen Kunstszene begründen.

1933 wird er seines Lehramtes enthoben, erhielt er im selben Jahr als „entarteter“ Künstler Malverbot und wurde 1937 aus der Akademie ausgeschlossen.

Pechstein entdeckte 1921 die Gegend um den Lebasee in Pommern mit der Lontzkedüne, 1922/23 dann den westlich gelegenen Garder See. Er machte diese Natur und die in ihr arbeitenden Menschen zu Gegenständen seiner Bilder.

1945 wurde Pechstein Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Im Jahr 1952 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Im Jahr 1955 wurde Max Pechstein, kurz vor seinem Tod zum Teilnehmer der documenta 1 in Kassel berufen.

Das vorliegende Gemälde wurde 1919 von Pechstein gemalt. 1919 ist die Richtungsänderung in Pechsteins Kunst ganz offensichtlich. Vor allem in den Landschaften, die im Frühjahr in Ratzeburg und während des anschließenden Sommeraufenthalts in Nidden entstehen, kommt eine neue Leichtigkeit des Ausdrucks zum Vorschein. Die Farben sind hell und freundlich, sie besitzen wieder Leuchtkraft, allerdings fehlt das Explosive, das Pechsteins Bildern der Expressionismus – Phase eigen ist. Klare Farben, die mit changierenden Farbakzenten kombiniert sind, verleihen diesen neuen Bildern etwas Lebendiges und Unmittelbares. Dazu trägt auch der souveräne, breite Pinselstrich bei, der locker skizzierend eingesetzt wird. Realität wird auf neue Weise definiert. Man spürt deutlich die Schaffenskraft, die zurückgewonnene Energie und wiedererwachte Lebenslust, die aus den farbenfrohen Bildern spricht.2

Provenienz

Zeittafel
Unbekannt
Bis 1946ERR- Depot Buxheim
12.2.1946Collecting Point, München

Die TVK München konnte keine Informationen zur Provenienz ermitteln. Es wurde 1946 aus dem Depot des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg in Buxheim zum Münchner Collecting Point transportiert.3

In den Dokumenten zur Auflösung des Kunstlagers Kloster Buxheim/Memmingen konnte die Transport Liste mit dem entsprechenden Gemälde recherchiert werden.4 Das Gemälde wurde mit 4 weiteren Gemälden, mit dem Zusatz „vermutlich aus deutschem Besitz“ am 16.2. 1946 nach München versandt. Auf der Packliste ist das Gemälde mit dem Titel Wegkreuzung“ modern, ohne Rahmen 80 x 70 cm bezeichnet.

In den Unterlagen zum Depot Buxheim im Bundesarchiv Koblenz konnten keine weiterführenden Informationen zur Herkunft des Gemäldes recherchiert werden. Im Bundesarchiv Berlin befinden sich keine Unterlagen zum Depot Buxheim.5

Neben dem größten Teil der Linzer Sammlung, Hitlers privater Sammlung und der Sammlung Göring, gelangten auch Objekte des Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, die an vielen anderen Orten lagerten in den Collecting Point nach München.6

Die Depots des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg dienten zur Lagerung der beschlagnahmten Kulturgegenstände in den zeitweise deutschen besetzten Gebieten Europas. Die ehemalige Klosteranlage Buxheim wurde im ersten Quartal 1943 durch die Verwaltungsstelle des Reichsleiter Rosenberg angemietet und im November 1943 begannen die Einlagerungen von beschlagnahmten Kunstgegenstände aus Frankreich und der Sowjetunion7 Zu den beschlagnahmten Sammlungen gehörten unter anderem die französische Sammlungen von Liebermann, Jean Paul Merzbach Rothschild , Dario Viterbo, Konsul Meier, Kohnreich und  Alphonse Kann.8

Zur Betreuung der Kunstwerke wurde im Juli 1943 Otto Klein durch die Verwaltungsstelle des Reichsleiters Rosenberg eingestellt.9

Otto Klein, geb. 23.5. 1904 Südrussland, Kunsthistoriker und Restaurator aus Köln, war für den „Sonderstab bildende Kunst“ als Restaurator tätig, restaurierte für den „Sonderstab Vorgeschichte“ die Demeter – Katakombe in Kertzsch im Oktober 1942 (Ukraine).

Klein hatte zuvor freiberuflich für mehrere rheinische Museen gearbeitet z.B. am Wallraf – Richartz - Museum Köln.10

Im Dezember 1945 gingen an das Militär – Gouvernement Memmingen zahlreiche Anfragen zu Gemälden, die Otto Klein in seinem Atelier für Privatpersonen restaurierte. Das Inventar wurde von der Militärverwaltung Memmingen beschlagnahmt.11

Das interessierende Gemälde findet sich nicht in den Inventarlisten der in Frankreich beschlagnahmten Kunstgegenstände ebenso wenig in der Liste „der im Lager Buxheim aufbewahrten Gegenstände nach Anzahl und Art aufgeführt“.12

Nach Auskunft des Max Pechstein Archivs ist das Gemälde in allen relevanten Ausstellungskatalogen, Veröffentlichungen und in den Unterlagen des Max Pechstein – Archivs in Hamburg nicht erwähnt.13 Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde Max Pechsteins aufgenommen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2009

1 Für Folgendes: Biographie Max Pechstein. Vgl. Offizielle Webpage der Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft/Werkverzeichnis der Ölgemälde; Moeller, Magdalena M., 1996.
2 Moeller, 1996, S. 59.
3 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 19941/1.
4 BArch Koblenz, B 323/ 545.
5 E-Mail Bundesarchiv Berlin vom 12.11.2008.
6 Löhr, 2005, S. 69.
7 BArch Koblenz, B323/ 300; B 323/ 520.
8 BArch Koblenz, B323/300.
9 BArch Koblenz, B323/300.
10 Heuss, 2000, S. 119.
11 Anfrage zu Gemälden durch Ehrengard Freifrau von Malsen, Wain, Bez. Biberach, Württemberg an das Militär – Gouvernement Memmingen vom 8.12. 45. Vgl. BA Koblenz, B 323/545. Final Disposition of Non Restituted Material, Property of Otto Klein, 16 february 46.Vgl. 16. 2. 46. Vgl. BA Koblenz, B 323/545.
12 Buxheim, Dokumentation und Materialsammlung zum Kunstentzug in Frankreich. Vgl. BA Koblenz, B 323/520. Depots und Bergungsorten des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg.- Transporte, Lagerung und konservatorische Behandlung von Kunstwerken. Vgl. BA Koblenz, B 323/309.
13 nach Mitteilung von Frau Dr. Aya Soika. Vgl. E-Mail vom 4.11.2008.http://www.pechstein.de

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