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Hosemann, Theodor

Rokoko-Szene, Paar im Park vor einer Plastik mit Amor und Psyche

Entstehungsjahr 1841
Technik Öl auf Leinwand
Maße 27 x 33 cm
Münchener-Nr. 2242/1
Linz-Nr. 2328
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler, Illustrator und Graphiker des Berliner Biedermeier Theodor Hosemann ( 24. September 1807 in Brandenburg an der Havel bis 15. Oktober 1875 in Berlin) war zunächst als Zeichner in der Lithografischen Anstalt „Arnz & Winckelmann" in Düsseldorf angestellt und besuchte gleichzeitig die Kunstakademie Düsseldorf. 1828 ging er als erster Zeichner der Lithografischen Anstalt „Arnz & Winckelmann" mit dem späteren Verlag Winckelmann & Söhne nach Berlin  Er wurde als Illustrator, Graphiker und Maler berühmt. Bereits 1832 nahm er an der Berliner Akademie Ausstellung teil.1 In Hosemanns malerischen Schaffen finden sich Seestücke, die heimatliche, märkische Landschaft, das kleinbürgerlichen und bäuerlichen Genre und Tierdarstellungen wieder. Hosemanns erstes Gemälde „Der Fuhrmann und seine Geliebte“ entstand bereits 1833.

Hosemann bewies mit der Thematik seiner Genrebilder ein ausgeprägtes soziales Gespür. Er richtet sein Augenmerk auf eine soziale Schicht, die bis dahin kaum ins allgemeine Bewusstsein gedrungen war. In einer nüchtern- humorvollen Sehweise erklärte er soziale Randtypen für bildwürdig. 1857 wurde er zum Professor an der Berliner Akademie der Künste ernannt und dort 1860 zum Mitglied berufen. Er unterrichtete unter anderem auch Heinrich Zille.

Seine Kunst wurde um 1875 eher unter einem nostalgisch – idyllischen Aspekt betrachtet. Bis zur Jahrhundertwende ist er fast vergessen, danach wurde er in wachsendem Maße wieder beachtet und geschätzt.

Das dargestellte Gemälde zeigt eine idyllische Landschaft mit einem jungen Kavalier, der einer jungen Dame eine Rosenknospe entwenden möchte. Im Bildhintergrund befindet sich eine Sandsteingruppe von Amor und Psyche. Das Gemälde wurde von Hosemann in Rokoko-Stil gemalt.

Die nachromantische Zeit bekannt sich zu einer Wiederaufnahme der Traditionen des 18. Jahrhunderts, nachdem in der Romantik die Zeit des Rokoko als das Symbol für von Enge und Unnatur empfunden wurde und der „Zopf“ als das Symbol der Rückständigkeit. Ab 1840 wurde das Rokoko eine gewisse Mode, eine Strömung, die dann im Neorokoko kulminierte.

Provenienz

Zeittafel
1842Theodor Hosemann, Berlin
1920Sammlung Franz Winckelmann, Berlin2
bis 12.5. 1942Sammlung Geheimrat Alexander Prentzel Berlin3
12.5. 1942auf Auktion Hans W. Lange, Berlin erworben von der Reichskanzlei Berlin für RM 7.6004

Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde am 8.5. 1942 auf der Auktion von H. W. Lange, Berlin (Kat.Nr. 62) aus der Sammlung Geheimrat Prentzel Berlin von der Reichskanzlei Berlin erworben wurde.5 Die Angaben wurden mit dem Inventar des Dresdner Kataloges abgeglichen.6

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes. Im Auktionskatalog der Berliner Auktionsfirma Hans W. Lange zur Sammlung des Geheimrat Prentzel, Berlin ist vermerkt, dass das Gemälde „Rokoko“, unten rechts monogrammiert: T H 1841, H. 26,5 cm, Br. 32, 5 cm für RM 3000 angeboten und für RM 7600 verkauft wurde.7

Der Berliner Auktionator Hans. W. Lange „arisierte“ das von Paul Graupe bis 1937 betriebene Auktionshaus und agierte als Verkäufer der Berliner Finanzbehören. Er kaufte unter anderem von französischen Kunsthändlern 1944 zahlreiche Gemälde auf, um sie für den „Sonderauftrag Linz“ weiter zu verkaufen.8 Im Landesarchiv Berlin befinden sich zu Auktionen von Hans W. Lange Unterlagen aus dem Jahr 1937 mit Angaben zu Einlieferern und den zu versteigernden Objekten.9

Der Geheime Regierungsrat Alexander Prentzel (1. Dezember 1875 in Goslar bis 1955) arbeitete zunächst als Verwaltungsbeamter im Preußischen Staatsdienst und ab 1919 im Deutschen Kalisyndikat und im Reichskalirat.10 Er lebte sowohl in Koblenz als auch in Berlin. Ab 1926 wurde er in den Vorstand des Deutschen Kalisyndikats in Berlin berufen. Diese Funktion hatte er nachweislich noch im Jahre 1943 inne. Ein Verfahren nach dem Rückerstattungsrecht zu Alexander Prentzel wurde bisher nicht ermittelt.11 Nachlässe von Alexander Prentzel sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht verzeichnet.12

Die kunsthistorischen Recherchen zu Hosemann ergaben sowohl im Werkverzeichnis, als auch in anderen kunsthistorischen Nachschlagewerken keine neuen Informationen.13

Weitere Publikationen zum Künstler ergeben folgendes Bild.

Das Gemälde wurde 1842 vermutlich erstmals vom Künstler in der Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste in Berlin unter der Provenienz des Künstlers mit der Nr. 405 – Liebespaar aus der Zopfzeit ausgestellt.14

1920 wurde es bei Lothar Brieger unter der Bezeichnung „Die Erklärung“ Oel auf Leinwand, Sammlung Winckelmann, 1841 abgebildet.15 Der Verleger und Kunstsammler Franz Winckelmann wird 1926 im Handbuch des Kunstmarkts als Sammler und Kunstverleger in der Königgrätzerstr. 89 in Berlin aufgeführt.16 Er war ab 1914 alleiniger Inhaber der Firma Winckelmann und Söhne, die 1828 von Johann Christian Winckelmann (gest. 1845) mit Theodor Hosemann als ersten Zeichner der Lithografischen Anstalt in Berlin gegründet wurde.17 In den zwanziger Jahren geriet der Verlag in große wirtschaftliche Schwierigkeiten und die Verlagsproduktion kam fast vollständig zum erliegen. Der Verlag wurde 1930 von Hans Stelter gekauft und erlosch 1934.18

Die Provenienz ist insoweit geklärt. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf vor.

Stand: 2009

1 Für das Folgende: Becker, 1983.
2 Brieger, 1920, S. 121. Verzeichnis der Oelbilder und Aquarelle von Theodor Hosemann, S. 122, Nr. 25, Die Erklärung. Oel auf Leinwand, Sammlung Winckelmann, 1841, Abb. 24.
3 Auk.kat. H.W. Lange, Die Sammlung des Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Versteigerung für 8. Mai 1942 geplant, auf 12. Mai 1942 verlegt, S. 15, Nr. 62 Rokoko In einer idyllischen Landschaft ein junger Kavalier, der einer jungen Dame eine Rosenknospe nehmen möchte. Hinten die Sandsteingruppe von Amor und Psyche. Unten rechts monogrammiert: T H 1841, H. 26,5 cm, Br. 32, 5 cm.
4 Ebenda, Annotation: Angebot 3000, Verkauf 7600.
5 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2242/1.
6 BArch Koblenz, B 323/82, S. 296.
7 Auk.kat.  H.W. Lange, Die Sammlung des Geheimrat P., Berlin. Deutsche Meister des 19. Jahrhunderts, Versteigerung für 8. Mai 1942 geplant, auf 12. Mai 1942 verlegt S. 15, Nr. 62.
8 Feliciano, 1998, S. 118 f.
9 LAB, A Rep. 243 – 04.
10 Neue deutsche Biographie, 2001, Bd. 20, S. 699.
11 1922 in Berlin-Grunewald, Hubertusallee 34, vgl. Berliner Adressbuch, 1922, Teil 1, S. 2561; bis 1937 in Berlin - Dahlem, Griegstraße 16E. vgl.  Berliner Adressbuch, 1936, Teil 1, S. 2110. Berliner Adressbuch 1938, Teil 1, S. 2063. Provenienzdokumentation BADV Berlin, siehe Mü-Nr. 10504.
12 Verbundkatalog Kalliope, zentraler Sucheinstieg Nachlässe und Autographen in Deutschland. Vgl.  http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de.
13 Becker, 1981; Boetticher, 1848, S. 604, 65 Ölgemälde; Hundert Jahre Berliner Kunst, 1929, S. 95 – 98; Becker, 1983.
14 Börsch-Supan, 1971, Bd. 2, 1842, Nr. 405 – Liebespaar aus der Zopfzeit, (ohne Provenienzangabe unter Theodor Hosemann, Berlin).
15 Verzeichnis der Oelbilder und Aquarelle von Theodor Hosemann, Die Erklärung. Oel auf Leinwand, Sammlung Winckelmann, 1841, Abb. 24. Vgl. Brieger, Lothar, 1920, S. 122, Nr. 25.
16 Handbuch des Kunstmarktes, 1926, S. 340.
17 Benecke, 1928, S. 6.
18 Wegehaupt, 2008, S. 10.

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