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Dietrich, Maria Adelheid

Feldblumenstrauß in Mauernische

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 33 cm x 28,5 cm
Münchener-Nr. 2251/2
Linz-Nr. 48
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

In der Datenbank „Sammlung des Sonderauftrages Linz“ wird das Bild geführt als: „Blumenstilleben“.

Adelheid Dietrich1 wurde 1827 als Tochter des Malers Eduard Dietrich in Wittenberg geboren. Ihre Ausbildung erhielt sie bei ihrem Vater. Obgleich sie zu ihrer Zeit für ihre Blumen- und Früchtestilleben, mit denen sie ab 1847 auf zahlreichen Akademieausstellungen in Berlin und Dresden vertreten war, durchaus geschätzt wurde, ist über ihr Leben und Werk fast nichts bekannt. 1891 verstarb Dietrich in Erfurt.

Auf der Sohlbank einer gemauerten Wandnische, in die man diagonal blickt, steht mittig ins Bild gesetzt eine gläserne Vase mit einem in alle Richtungen überbordenden Blumenbouquet, das eine Fülle von Wiesenblumen umfasst. Einige der zarteren Stengel neigen sich bis über die Kante der Sohlbank und werfen ganz in der Art eines Trompe l’oeil darauf ihren Schatten. Auf der seitlichen Einfassung der Nische zeichnen sich dagegen nur blass einige Schatten ab. Das Licht der undefinierbaren Lichtquelle bringt das Glas der Vase zum Leuchten.
Dietrich füllt den durch die Andeutung einer Nischenarchitektur definierten Raum mit einer aufgebauschten regelmäßigen Anordnung von Blumen. Sie versucht, Überschneidungen weitgehend zu vermeiden, um jede Blume einzeln auszuarbeiten, versteht es aber, die Zusammenstellung insgesamt kompositorisch und farblich zu einer Einheit zusammenschließen.

Provenienz

Zeittafel
vermutlich 1937 aus deutschem Besitz (laut Ausage Almas vom 14.8.1951) von der Galerie Almas, München für den "Sonderauftrag Linz" erworben2  

Die TVK München ermittelte, dass das vorliegende Gemälde von der Galerie Almas, München, angekauft wurde, die es nach Aussage Maria Dietrichs vom 14. 8. 1951 aus deutschem Besitz erworben hatte.3

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: In den Unterlagen im Bundesarchiv Koblenz im Bestand Treuhandverwaltung für Kulturgut der OFD München konnten die Aussage von Frau Maria Almas-Dietrich nachgewiesen werden. Alle Querverweise bestätigen nach umfassender Recherche im Bundesarchiv die vorliegenden Angaben, fördern jedoch keine neuen Erkenntnisse zutage.4
Das Datum der Erwerbung für den Sonderauftrag Linz lässt sich nicht genau feststellen, muss angesichts der niedrigen Linz-Nr. 48 aber vor Juli 1938 gelegen haben. Ab Juli 1938 begann die Gesamtregistrierung der bisher eingelagerten Bilder im Keller des „Führerbaus“ in München in der Arcisstrasse durch den Architekten Hans Reger, später wurden die Gemälde für das geplante Linz-Museum bestimmt. Die Nummerierung bis zur ersten Registrierung lief bis zur Linz-Nummer 360/380. Die weitere Registrierung lief bis 1939/40 nicht streng chronologisch, da mehrfach vor 1937 und 1938 angekaufte Bilder zu Ausstellungszwecken oder als Wandschmuck weggeben wurden und erst nach ihrer Rückkehr die Registrier-Nummer erhielten.5

Die Recherchen zur Galerie Maria Almas-Dietrich, München, ergaben, dass keine zur Provenienz des Gemäldes relevanten Akten in Münchener Archiven überliefert sind.6 Die Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München sind nicht überliefert.7 Akten der Reichskammer der bildenden Künste sind im Bestand der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern im Bundesarchiv Berlin8 nicht überliefert. Im Bundesarchiv Berlin sind keine personenbezogenen Unterlagen zu Maria Dietrich überliefert.9

Maria Dietrich wurde am 28. Juli 1892 in München geboren, ihr Vater war Jude. 1910 bekam sie ein uneheliches Kind von einem deutsch-amerikanischen Juden. 1921 heiratete sie Ali Almas-Diamant, einen türkischen Maler, und erhielt dadurch die türkische Staatsangehörigkeit. Nach ihrer Scheidung 1937 nahm sie 1940 wieder ihre deutsche Staatsangehörigkeit an, behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Sie handelte seit 1919 mit Kunst und meldete im November 1937 die Kunsthandlung Almas offiziell an. 1940 stieg ihr Einkommen mit der Besetzung Frankreichs auf eine halbe Million Reichsmark. Maria Dietrich erwarb vor allem ab 1940 Kunstwerke aus dem besetzten Frankreich und aus Österreich.10
Insgesamt verkaufte Frau Dietrich über 900 Werke an Hitler. Sie hatte engen Kontakt zu Heinrich Hoffmann, er ermöglichte ihr ab 1936 den Zugang zu Hitler und verkaufte mit ihr bis 1940 Bilder an Hitler. Später konnte sie selbstständig ohne die Zustimmung von Hans Posse oder Hermann Voss Gemälde an Hitler einliefern. Sie hatte zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Versteigerungshäusern, unter anderem auch zum Auktionshaus Hans W. Lange, Berlin, das als Verkäufer für die Berliner Finanzbehörden agierte. Zu ihren Lieferanten in München gehörte unter anderem die Galerie Maria Gillhausen. Nachdem Hermann Voss die Leitung des Sonderauftrages Linz übernommen hatte, verkaufte sie weniger Bilder an Hitler.11
1944 brannte ihr Geschäft in der Ottostraße nach Luftangriffen auf München aus, und 1945 wurde ihr Privathaus12 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Dietrich die Kunstgalerie weiter, die später von ihrer Tochter übernommen wurde.13

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben Folgendes: Dietrichs Oeuvre ist weder durch die Künstlerin selbst dokumentiert noch durch die kunsthistorische Forschung in einem Werkverzeichnis aufgearbeitet, das vorliegende Gemälde lässt sich in der Literatur nicht nachweisen.14

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2011

1 Für Folgendes vgl. Müller, KL 1, 1857, S. 467; 4, 1870, S. 103; Seubert 1, 1878, S. 380, 587; Thieme/Becker 9, 1913, S. 257f.; Müller/Singer 1, 1921, S. 343f.; Bénézit 4, 1999, S. 575; AKL 27, 2000, S. 298f.
2 BArch Koblenz, B 323/45/42; B 323/78/45; B 323/331/90, 93 (Aussage Maria Dietrich vom 14. 8. 1951).
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2251/2. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 1595 und K 42.
4 BArch Koblenz, B 323/45/42; B 323/78/45; B 323/331/90, 93 (Aussage Maria Dietrich vom 14. 8. 1951).
5 Aussage von Herrn Hans Reger zur Registrierung der Kunstobjekte für den „Sonderauftrag Linz“ vom 21. 7. 1951, vgl. BArch Koblenz, B 323/332.
6 Nach Recherchen des BADV Berlin zu mü 9458 besitzen folgende Archive keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
7 Boberach 1991.
8 BArch Berlin, R 56.
9 Mitteilung von Bundesarchiv Berlin. Vgl. E-Mail vom 12. 11. 2008.
10 Eichhorn 2003, S. 272.
11 Löhr 2005, S. 127f.
12 BArch Koblenz, B 323, 436.
13 Eichhorn 2003, S. 272.
14 Die in den in Anm. 1 genannten Nachschlagewerken verzeichneten Erwähnungen Dietrichs beschränken sich ausschließlich auf kurze Nennungen der Künstlerin und vereinzelter Werke. Das vorliegende Bild taucht dabei nicht auf. In der Regel sind Dietrichs Gemälde in den Ausstellungen als Blumenstücke bezeichnet, allenfalls mit einem allgemeinen Zusatz wie Glasvase, Herbstblumen u. ä., womit eine Identifizierung ohne Abbildung unmöglich ist, vgl. beispielsweise Börsch-Supan 1971, 2, 1846: 1713-1718; Prause 1975, 1, 1847: 286-289, 1848: 33, 82, 174.

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