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Schleich der Ältere, Eduard

Bauernhof mit Erntewagen

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 13,5 x 24 cm
Münchener-Nr. 2254/1
Linz-Nr. 702/574
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: Wagen von links nach rechts mit Ochsengespann, rechts geöffnete Scheune, davor Hühner, links Haus mit schrägem Baum davor; im Hintergrund Bäume.

Im Boetticher ist ein Gemälde mit dem Titel „Baumgruppe mit Dorf im Vordergrund Kühe“ auf Holz und den Maßen h 0,14 b 0,26 aufgeführt, das sich in der Neuen Pinakothek München befand.1 Dort wird das Gemälde heute unter dem Titel „Zwei Bauernhäuser unter Bäumen mit vorbeiziehender Rinderherde“ unter Inventar-Nummer 7683 verwahrt.2  

Zum Werk Eduard Schleichs, des Älteren, gibt es ein Werkverzeichnis von Siegfried Wiechmann, welches das Gemälde als Spätwerk Schleichs unter Nr. 133 aufführt.3 Nähere Angaben zur Provenienz macht Wiechmann nicht.

Provenienz

Zeittafel
1933Deutscher Privatbesitz (München?)
Erworben von Galerie Almas, München
Vor 1939Ankauf durch die Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Almas, München, das Gemälde aus deutschem Privatbesitz erwarb und an die Reichskanzlei weiterverkaufte (Aussage Almas vom 14.8.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Nach Aussage von Maria Almas-Dietrich am 14. August 1951 gegenüber der Treuhandverwaltung erwarb sie das Gemälde aus deutschem Privatbesitz.4

Nach der Expertise von Adolf Alt, die sich auf der Rückseite des Gemäldes befindet, hat der Eigentümer des Gemäldes am 1. Februar 1933 die Echtheit des Kunstwerks untersuchen lassen. Adolf Alt war ein Mitarbeiter des Auktionshauses und der Kunsthandlung von Hugo Helbing in München. Wahrscheinlich war der Eigentümer des Gemäldes 1933 in München ansässig.
Aus der niedrigen Linznummer kann geschlossen werden, dass Maria Almas-Dietrich das Gemälde vor 1939 an die Reichskanzlei verkaufte. Der Verkauf ist nicht näher dokumentiert.
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.5 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.6 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, zweiter Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 576, Nr. 68.
2 Katalog Neue Pinakothek, Bd. V: Spätromantik und Realismus, München, S. 448.
3 Siegfried Wichmann, Eduard Schleich der Ältere 1812 bis 1874, 1951, S. 221.
4 Aussage Almas BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
5 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
6 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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