Dorner, Johann Jakob der Jüngere
Alpenlandschaft mit Ruine und Bauernhaus
Entstehungsjahr | 1818 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 60 cm x 47,5 cm |
Münchener-Nr. | 2278/2 |
Linz-Nr. | 189 |
Lost Art-ID | 219296 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Johann Jakob Dorner1 d. J. wurde 1775 als Sohn des Malers Johann Jakob Dorner in München geboren. Seine Ausbildung erhielt er bei seinem Vater, künstlerische Betätigung lässt sich von frühester Kindheit an belegen. Ebenfalls früh bediente sich Dorner auch graphischer Techniken; er gehört zu den ersten Nutzern der noch neuen Lithographie-Technik. 1803 wurde er Restaurator an der Galerie im Münchner Hofgarten und 1808 schließlich Galerieinspektor. Dorner war seit 1820 Mitglied der Berliner Akademie, Mitglied der Münchner Akademie, deren Ehrenmitglied er 1824 wurde, und ebenfalls 1820 Ehrenmitglied der Wiener Akademie.2 Schwere Einschnitte in seiner Laufbahn bildeten eine schwere Augenerkrankung 1818, die operativ jedoch behoben werden konnte und ein Schlaganfall 1843. Dennoch war er bis 1849 künstlerisch tätig. Dorner verstarb 1852 in München, sein Nachlaß wurde am 23. Mai 1853 ebenda versteigert.
Dorners thematische Spezialisierung lag auf dramatischen und romantischen Landschaftsdarstellungen und –phantasien vorwiegend der süddeutschen und alpinen Regionen. Den Motivschatz dazu erarbeitete er sich auf ausgedehnten Reisen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dorner kam aber auch nach Paris und 1827 sowie 1842/43 nach Dietramszell. Künstlerische Vorbilder waren in jüngeren Jahren Claude Lorrain, später vor allem Niederländer wie Jacob van Ruisdael und Adriaen van Everdingen. Dorner zählt zu den Pionieren der Landschaftsmalerei, die die Landschaft ihrer eigenen Region entdeckt und bildwürdig gemacht haben.
Eine alpine Gebirgslandschaft öffnet sich in einem weiten Tal, in dessen Mittelgrund eine Gruppe von einfachen Häusern einen Bach säumt. Der Bach fließt zwischen den Häusern diagonal in Richtung linker unterer Bildecke, auf dem jenseitigen Bachufer folgt eine kleine Kuhherde dem Bachlauf. Auf den Bach im Vordergrund links fällt helles Licht, das Ufer rechts mit einer kleinen Staffagefigur liegt hingegen im Schatten, ein aufragender Baum beschließt die Komposition. Unmittelbar hinter den Häusern türmen sich Felsen, dahinter staffeln sich verschiedene Höhenzüge in die Bildtiefe und werden vom steilen sonnenbestrahlten Gipfel eines hoch in die lichten Wolken aufragenden Berges dominiert.
Provenienz
um 1800 | Matthias Egidius von Schilcher, Dietramszell |
vermutlich vor Juli 1938 | für den "Sonderauftrag Linz" erworben3 |
Die TVK München ermittelte keine Angaben zum Erwerb des vorliegenden Gemäldes.4
Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Alle Querverweise bestätigen nach umfassender Recherche im Bundesarchiv die vorliegenden Angaben, fördern jedoch keine neuen Erkenntnisse zutage.5
Das Datum der Erwerbung für den Sonderauftrag Linz lässt sich nicht genau feststellen, muss angesichts der niedrigen Linz-Nr. 189 aber vor Juli 1938 gelegen haben. Ab Juli 1938 begann die Gesamtregistrierung der bisher eingelagerten Bilder im Keller des „Führerbaus“ in München in der Arcisstrasse durch den Architekten Hans Reger, später wurden die Gemälde für das geplante Linz-Museum bestimmt. Die Nummerierung bis zur ersten Registrierung lief bis zur Linz-Nummer 360/380. Die weitere Registrierung lief bis 1939/40 nicht streng chronologisch, da mehrfach vor 1937 und 1938 angekaufte Bilder zu Ausstellungszwecken oder als Wandschmuck weggeben wurden und erst nach ihrer Rückkehr die Registrier-Nummer erhielten.6
Die kunsthistorischen Recherchen ergaben Folgendes: Dorner hat sein Oeuvre nicht selbst dokumentiert. Wolfgang Hauke hat 1969 ein Werkverzeichnis veröffentlicht, das vorliegende Gemälde lässt sich allerdings weder in der älteren Literatur noch bei Hauke nachweisen.7 Das Siegel mit dem Monogramm "ES" könnte auf Matthias Egidius von Schilcher (1764-1826) als Eigentümer verweisen. Matthias Schilcher, Sohn des kurfürstlich-bayerischen Forstmeisters Simon Schilcher (1732-1791), wurde königlich-bayerischer Oberforstrat, erwarb 1803 die Güter des profanierten Klosters Dietramszell und wurde wegen seiner Verdienste um die bayerische Forstwirtschaft 1814 geadelt.8 Von Schilcher besass eine große Sammlung von Gemälden Dorners, dem er, vermittelt durch Dorners Schwester Maria Anna, verwandtschaftlich verbunden war.9
Die Provenienz des hier in Rede stehenden Gemäldes bleibt derzeit, trotz der oben dargestellten Hinweise, ungeklärt.
Stand: 2011
1 Für Folgendes vgl. Müller o. J. (1845), S. 124; Müller, KL 1, 1857, S. 483f.; Nagler, Monogr. 2, 1860, S. 441f. Nr. 1149; 3, 1863, S. 869-871 Nr. 2162, 880 Nr. 2189; Seubert 1, 1878, S. 396; Thieme/Becker 9, 1913, S. 482-484; Müller/Singer 1, 1921, S. 356; Nagler, KL 4, 1924, S. 55-57; Münchner Maler 1, 1981, S. 251f.; DBE 2, 1995, S. 599; Bénézit 4, 1999, S. 691; AKL 29, 2001, S. 94f.
2 Wagner 1967, S. 436.
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2278/2. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 1622, K 701 und 1301 (gezacktes rundes Etikett), außerdem ES (rotes Siegel).
4 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2278/2. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 1622, K 701 und 1301 (gezacktes rundes Etikett), außerdem ES (rotes Siegel).
5 BArch Koblenz, B 323/45/186; B 323/78/187.
6 Aussage von Herrn Hans Reger zur Registrierung der Kunstobjekte für den „Sonderauftrag Linz“ vom 21. 7. 1951, vgl. BArch Koblenz, B 323/332.
7 Vgl. Parthey 1, 1863, S. 347f., Höhn 1909, S. 214-272; Hauke 1969. Die in den in Anm. 1 genannten Nachschlagewerken und in der Bibliographie zur Bayerischen Kunst, vgl. Wichmann, Bibl. 4, 1973, verzeichneten Erwähnungen Dorners haben sich als nicht relevant erwiesen.
8 Vgl. Kneschke 8, 1868, S. 161; Dietz 1994, S. 13, 15; zu den verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Familien von Schilcher und Dorner vgl. Roth 1970, S. 144f.
9 Noch 1920 befanden sich viele Werke Dorners im Besitz der von Schilcher in Dietramszell, vgl. AK München 1920, S. 20f.