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Fagerlin, Ferdinand Julius

Bildnis eines Herrn im Jagdkostüm mit Hund

Entstehungsjahr 1862
Technik Öl auf Leinwand
Maße 126 x 94 cm
Münchener-Nr. 2302
Linz-Nr. 3083
Lost Art-ID 219304
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Ferdinand Fagerlin (5.2.1825 Stockholm bis 19.3.1907 Düsseldorf)1 begann seine Ausbildung als Maler neben seiner Ausbildung zum Unterleutnant von 1845 bis 1847 an der Königlichen Akademie in Stockholm uns setzte sie ab Oktober 1853 in Düsseldorf an der Königlichen Akademie fort. Nach Aufenthalten in Paris als Privatschüler von Thomas Couture ließ er sich 1858 endgültig in Düsseldorf nieder, wo er unter anderem dem Künstlerverein Malkasten angehörte und das Atelier seines Schwiegervaters Henry Ritter übernahm. 1865 wurde er Mitglied der Königlichen Akademie in Stockholm und schwedischer Hofmaler. Fagerlin begann seine Ausbildung im Portraitfach und wandte sich erst an der Königlichen Akademie in Düsseldorf der Genremalerei zu. In Düsseldorf spezialisierte er sich, angeregt durch die niederländische Genre- und Interieurmalerei des 17. Jahrhunderts sowie durch die ab den 1830er Jahren niederländisch inspirierten Werke der Düsseldorfer Schule, auf ethnographische Figurenszenen aus dem Milieu der holländischen Küstenbewohner.
Als Portraitist malte Fagerlin sich mehrfacht selbst, ferner Düsseldorfer Bürger und Malerkollegen. Bevorzugte Technik war Öl auf Leinwand in kleineren und mittleren Formaten. Die aufwendige Malweise bedingt ein relativ kleine Œuvre von ca. 120 Ölgemälden, die alle zwischen 1854 und 1903 entstanden. Fagerlin zählt zu den besten Genremalern der Düsseldorfer Schule.

Provenienz

Zeittafel
Prof. Dr. Karl Koetschau, Düsseldorf
4.9.1943Über Galerie Zinckgraf, München an „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass das vorliegende Gemälde von Prof. Dr. Karl Koetschau, Düsseldorf über die Galerie Zinckgraf, München am 4.9.1943 für den „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.2

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: In den Unterlagen im Bundesarchiv Koblenz im Bestand Treuhandverwaltung für Kulturgut der OFD München konnten die Aussage von Zinckgraf nachgewiesen werden. Zinckgraf erstellte eine ausführliche Liste der über ihn erworbenen 86 Gemälde vom 6.5.1938 bis 9.11.1944 mit Provenienzangaben und den entsprechenden „Zinckgraf–Nummern“. Unter der Nummer 21608 gibt er als Provenienz Prof K. Koetschau Düsseldorf an.3

Zinckgraf war zunächst als leitender Angestellter in der Galerie Heinemann tätig. Die Kunsthandlung Heinemann wurde 1894 durch David Heinemann gegründet und von seinen Söhnen Theobold und Hermann Heinemann weitergeführt. Sie hatte ausgezeichnete Angebote an Gemälden der Münchner Schule und französischer Malerei.4 Die Witwe Theobold Heinemanns, Franziska Heinemann, geb. 24.11.1882 München, führte ab 1929 die Galerie am Lenbachplatz 5-6 mit ihrem Sohn Fritz Heineman (geb. 2.6. 1905 München, emigriert Januar 1939 in die USA).5

Friedrich Heinrich Zinckgraf wurde nach dem Ausscheiden im Januar 1938 von Fritz Heinemanns im September 1938 durch die Inhaberin Franziska Heinemann als Gesellschafter aufgenommen. Im November 1938 stellte er den Antrag auf „Arisierung“ der Firma Heinemann, die sich bis Ende 1939 hinzog. Das Reichswirtschaftsministerium hatte sich die Entscheidung bis zu diesem Zeitpunkt vorbehalten. Frau Franziska Heinemann befand sich im November 1938 in Stadelheim in Haft und emigrierte im Februar 1939 in die USA. 1941 änderte der neue Firmeninhaber Heinrich Zinckgraf den Firmennamen in „Galerie Zinckgraf, Friedrich H. Zinckgraf“. Die Galerie wurde während der Bombenangriffe auf München zerstört. Zinckgraf konnte 1500 Gemälde retten und verlegte sein Geschäft nach Stockdorf.6 Er erhielt nach dem Krieg wieder eine Lizenz als Kunsthändler. Nach seinem Tod wurde die Firma 1954 aufgelöst.
Unterlagen der später unter seinem Namen geführten Galerie befinden sich nicht im Nachlass der Galerie Heinmann im Archiv für bildende Künste des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg.7

Karl Theodor Koetschau (27. März 1868 Ohrdruf - 17. April 1949 Düsseldorf) leitete von 1909-13 das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, von 1913 bis 1934 war er Direktor der Städtischen Kunstsammlung Düsseldorf, dem heutigen Museum Kunstpalast.
Auf die Initiative von Koetschau sowie Gustav Pauli und Georg Swarzenski wurde am 23. Mai 1917 in Frankfurt am Main der deutsche Museumsbund gegründet.8

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben keine neuen Angaben zum Besitzer des vorliegenden Gemäldes.9

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Saur 2004 - Bd. 36, S. 208 -210.
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2302. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummer lauten Aussee 1646, K 1871, FZ 587, 2 abgekratzte Etiketten Zinckgraf 21608.
3 Aussage von Friedrich H. Zinckgraf am 8.6.1951. Vgl. BArch Koblenz, B323/ 332.
4 Möller 1988, S. 248 ff.
5 Für Folgendes: Selig 2004, S. 627 – 630.
6 BArch Koblenz, B 323/143, LF XXII, S. 47, Nr. 218.
7 GNM, ABK, NL Heinemann Galerie.
8 Clemen, Paul, Düsseldorf, 1928. Koetschau, Düsseldorf 1916.
9 Boetticher 1999, S. 302f; Lexikon Düsseldorfer Malerschule, Bd. 1, 1997, S. 338 – 342; AK Düsseldorf 1979; AK-Düsseldorf; Wartmann 1996.

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