Navigation und Service

Stuck, Franz von

Der Reigen

Entstehungsjahr 1913
Technik Öl auf Leinwand
Maße 94 x 107 cm
Münchener-Nr. 2495
Linz-Nr. 168
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz von Stuck variierte das Thema Tanz mehrfach in seinem Oeuvre. Das Bild „Der Reigen“ zeigt eine Gruppe von vier Mädchen, die sich ausgelassen im Kreis herumdrehen.1 Während Stuck einige seiner Tanzszenen in antiker Umgebung angesiedelt hatte, sind diese jungen Frauen in wallenden Gewändern dargestellt, wie sie auch Anfang des 20. Jahrhunderts getragen wurden.2  Eine Variation dieser vier Tänzerinnen bildet ein nicht mehr vorhandenes Werk, das bei Voss abgebildet und ebenfalls im Jahre 1913 entstanden ist.3

Provenienz

Zeittafel
7.6.1914Erwerb vom Künstler durch die Galerie Heinemann, München4
7.6.1914 Von dort Weiterverkauf an die Sammlung Max Glaeser, Eselsführt bei Kaiserslautern5
Erwerb der Galerie Maria Almas-Dietrich, München, aus deutschem Privatbesitz6
Vor Juli 1938 Weiterverkauf an den „Sonderauftrag Linz“7

Auf der Property Card ist vermerkt, dass das Gemälde am 7. Juni 1914 direkt vom Künstler an die Münchener Galerie Heinemann verkauft wurde.8 Von dort wurde es unter demselben Datum an die Sammlung Glaeser in Eselsfürth bei Kaiserlautern weiterverkauft.9 Nach Aussagen des „Ariseurs“ der Galerie Heinemann, Friedrich Zinckgraf, vom 24. November 1949 und vom 8. Juni 1951, sei die Sammlung zu diesem Zeitpunkt längst aufgelöst gewesen.10 In Reichsbesitz gelangte das Gemälde durch die Galerie Almas-Dietrich, München. Aufgrund der niedrigen Linzer Nummer muss dies vor Juli 1938 der Fall gewesen sein.

Die Recherchen konnten die Informationen der Property Card bestätigen und teilweise ergänzen. Im Nachlass der ehemaligen Galerie Heinemann, welcher sich im Archiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg befindet, ist ein Verzeichnis der getätigten Gemäldeverkäufe vorhanden.11 Entsprechend der dort vorhandenen Karteikarten erfolgte der Weiterverkauf des Gemäldes „Frühlingstanz (Tanzende Mädchen)“ am 7. Juni 1914 an Max Glaeser aus Eselsfürth.12 Diese Tatsache stimmt mit der Aussage des Kunsthändlers Zinckgraf, einem früheren Angestellten und „Ariseur“ der Galerie Heinemann aus dem Jahre 1951 überein.13

Laut Aussage der Münchener Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich wurde das Gemälde von ihr aus deutschem Besitz erworben und im Jahre 1938 an den „Sonderauftrag Linz“ verkauft.14 Die Recherchen zur Galerie verliefen ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert wurden.15 Ferner konnte dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München mehr vorhanden sind.16 Da diese Akten fehlen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachzuvollziehen, aus welchem Besitz Almas-Dietrich das Werk erworben hatte, um es an den „Sonderauftrag Linz“ weiterzuverkaufen.

Kommerzienrat Max Glaeser aus Eselsfürth hatte um 1907 mit dem Aufbau seiner Kunstsammlung begonnen.17 Zunächst galt sein Interesse den Münchener Malerschulen, wie es seinem ersten Sammlungskatalog aus dem Jahre 1922 zu entnehmen ist.18 In der Folgezeit widmete er sich dem Ankauf moderner Kunst, wozu er Werke aus seiner Sammlung verkaufte.19 Auskunft über den Umfang seiner Kollektion gaben die 1926 und 1929 erschienenen Aufsätze von Edmund Hausen und Hermann Graf.20 Als Glaeser 1931 verstarb, wurde seine Sammlung an verschiedene Museen und Privatsammler verkauft.21 Über den Verbleib des hier in Rede stehenden Gemäldes konnte aus der erwähnten Literatur nichts in Erfahrung gebracht werden.

Vom Stadtarchiv Kaiserslautern konnten ebenfalls keine weiteren Erkenntnisse bezüglich der Sammlung bzw. des betreffenden Gemäldes gegeben werden.

In Berliner sowie Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre 1900 bis 1945 konnte das Gemälde nur auf der Großen Berliner Kunstausstellung des Jahres 1913 nachgewiesen werden, auf der es zum Verkauf angeboten war.22 Bei den weiteren Erwähnungen in Ausstellungskatalogen jener Jahre konnte das Werk aufgrund fehlender Hinweise nicht eindeutig identifiziert werden.

Die Villa Stuck, die das künstlerische Erbe von Franz von Stuck bewahrt und wissenschaftlich bearbeitet, besitzt ebenfalls keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers.23

Aufgrund des hier geschilderten Hintergrundes bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2003

1 Voss 1973, Kat.Nr. 433/111.
2 Ein solches Gemälde ist beispielsweise „Der Reigen“, der um 1910 entstanden ist und eine antike Umgebung zeigt. Es befindet sich ebenfalls im Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 9458. Bei Voss 1973, Kat.Nr. 370/222.
3 Voss 1973, Kat.Nr. 432/112.
4 Auskunft von Friedrich H. Zinckgraf, der die Galerie Heinemann „arisierte“. Vgl. BArch, B 323/332, Galerie Zinckgraf, Liste vom 3.5.1949, sowie BArch, B 323/373, Galerie Zinckgraf, Schreiben vom 24.11.1949. Inventarnummer bei Zinckgraf 457-B-99. Wenn nicht anders bezeichnet, vgl. im Folgenden auch BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2495. Weitere auf der Property Card vermerkte Inventarnummern sind Aussee 1839 und K327.
5 Im Inventarbuch der Galerie wird das Gemälde als „Frühlingstanz (Tanzende Mädchen)“ bezeichnet. Es erhielt die Inv.-Nr. 12395 und wurde am 7.6.1914 an Max Glaeser weiterverkauft. Vgl. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, NL Heinemann, Kartei der verkauften Bilder.
6 Aussage Almas-Dietrich am 9.3.1949. Vgl. BArch, B 323/331, Almas-Dietrich.
7 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Reger am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
8 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2495.
9 Auf der Property Card ist „Eselsfürst“ fälschlich vermerkt.
10 Aussage Zinckgraf vom 24.11.1949, vgl. BArch 323/373. Aussage Zinckgraf vom 8.6.1951, vgl. BArch 323/332.
11 Nachlass Heinmann, Kartei der verkauften Gemälde, in: Archiv des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Karteikarten-Nr. 12395.
12 Der Titel weicht zwar vom heutigen ab, jedoch sind die Maße identisch mit dem Gemälde in Bundesbesitz.
13 Aussage von Friedrich H. Zinckgraf am 8.6.1951. Vgl. BArch, B323/332.
14 Aussage Almas vom 9.3.1949. Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 2495.
15 Die folgenden in Frage kommenden bayerischen Archive besitzen keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
16 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991.
17 Zum Sammler Glaeser vgl. die Ausführungen von Christmann 1999, S. 279-283.
18 Kehrer 1922.
19 Christmann 1999, S. 279.
20 Hausen 1926, S. 41-46 und Hausen/Graf 1929, S. 105-124.
21 Christmann 1999, S. 281.
22 Große Berliner Kunstausstellung 1913, Nr. 1410: Franz von Stuck, Reigen.
23 Schreiben des Museums Villa Stuck, an die OFD Berlin, München, 8.9.2003.

Kontakt

Bei Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte unser Kontaktformular

Zum Kontaktformular