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Kauffmann, Hermann

Schneegestöber im Forst (Holzfäller im Winter Baumstämme verladend)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 60 x 90 cm
Münchener-Nr. 2498
Linz-Nr. 240
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Hermann Kauffmann (1808–1889) war ein deutscher Maler, Radierer und Lithograf.[1] Er begann seine künstlerische Ausbildung im Jahre 1824 unter Gerdt Hardorff d. Ä. (1769–1864). Neben Zeichnungen nach Gipsmodellen und ersten Malversuchen, fertigte er Naturstudien im Freien an. Bereits im Jahre 1826 stellte Kauffmann erstmalig Arbeiten im Hamburger Kunstverein aus. Über Dresden und Nürnberg zog der Künstler 1827 nach München. Erst 1833 kehrte er nach Hamburg zurück, wo er bis zu seinem Tode wirkte. Kauffmann schuf ein umfangreiches Oeuvre. Viele seiner Werke befinden sich heute in Hamburger Privatbesitz. Weiterhin ist der Künstler in öffentlichen Sammlungen in Hamburg, Baden-Baden, Darmstadt, Kiel, Leipzig, Berlin, Prag und Rostock vertreten.

Das Gemälde zeigt Holzfäller in einer winterlichen Waldlandschaft. Im Vordergrund sind im rechten Bildteil drei Holzfäller in dunkler Kleidung dargestellt, die drei große Baumstämme aufstemmen. Dahinter befinden sich im linken Bildteil zwei Pferde mit Karren. Im Hintergrund sind am linken Bildrand gestapeltes Holz sowie kahle Bäume zu sehen. Als Werktitel ist sowohl „Schneegestöber im Forst“[2] als auch „Holzfäller im Winter, Baumstämme verladend“[3] überliefert.

Das Werk ist unten rechts signiert „Herm. Kauffmann“, jedoch nicht datiert.

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[4] In dessen Nachlass, der sich heute im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle befindet, ließ sich das Gemälde nicht eindeutig nachweisen.[5]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: auf dem Keilrahmen, Etikett, handschriftlich „Schneegestöber im Forst […] v. Herrn Kauffmann Gurlittstr. 18 Hamburg“ (Objektinformationen); weißes, blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand, handschriftlich, in Schwarz „240“ (Linz-Nummer); handschriftlich, in Schwarz „K 685“ (Kremsmünster).

[1] Vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 19/20, S. 7.

[2] Vgl. Rückseitenhinweis.

[3] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2498.

[4] Ohne Treffer: Ausst.kat. Ausstellung Deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875. Gemälde, Berlin, 1906. Ausst.kat. Hermann Kauffmann, Kunstsäle Louis Bock & Sohn, Hamburg, November 1908. Ausst.kat. Hermann Kauffmann, Kunstverein Hamburg, 1908. Lichtwark, Alfred, Hermann Kauffmann und die Kunst in Hamburg 1800–1850, München 1893. Pauli, Gustav, Die Hamburger Meister der guten alten Zeit, München 1925. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 1.2, Leipzig 1948, S. 651. Eine eindeutige Zuordnung war aufgrund unzureichender Werkangaben nicht möglich.

[5] Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Nachlass Hermann Kauffmann, Mappe 95 und 289. Darin eine Transkription des Nachlasses von E. Friedrichsen. Eine eindeutige Zuordnung war aufgrund unzureichender Werkangaben nicht möglich.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
O. J.Privatbesitz, Deutschland
O. J.Almas Dietrich
Vermutlich vor 1937/1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
04.07.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde „Holzfäller im Winter, Baumstämme verladend“ wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt von der Kunsthandlung Almas in München durch das Deutsche Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nummer 240. Laut Aussage von Maria Almas-Dietrich (1892–1971) vom 9. März 1949 stammte das Werk aus deutschem Privatbesitz.[1] Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Erwerb vor 1937/1938 hin.[2]

Maria Almas-Dietrich, geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[3] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten.

Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten.

Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert.

Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[4]

Die Nummer K685 auf der Property Card sowie auf der Bildrückseite weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin.[5] Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.[6] Aus Angst vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.[7]

Um das Werk vor weiteren Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 4. Juli 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[8] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[9]

 

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2498.

[2] Vgl. NARA, M1946. URL: www.fold3.com/image/312655544 [Abruf: 07.03.2019]. Zur Inventarisierung siehe BArchiv Koblenz, B 323/332, Aussage von Hans Reger, 21.07.1951. Hans Reger fertigte seit Juli 1938 eine „Liste der für das Museum Linz vorgesehenen Gemälde“ an. Diese wurde im Mai 1945 von der US Army in Altaussee, Österreich gefunden. Vgl. das Faksimilie bei Günther Haase, Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation, Berlin 2002.

[3] Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[4] Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.

[5] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 2498.

[6] Vgl. Kathrin Iselt, „Sonderbeauftragter des Führers“. Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969), Köln 2010, S. 217.

[7] Vgl. Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der „Sonderauftrag Linz“. Kunstbeschaffung im Nationalsozialismus, Berlin 2016, S. 54.

[8] Vgl. BVA-Archiv, zugehörige Property Card des CCP München.

[9] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 07.03.2019].

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