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Lenbach, Franz Seraph von

Brustbild Bismarcks in Kürassieruniform

Entstehungsjahr 1898
Technik Öl auf Leinwand
Maße 82 x 62 cm
Münchener-Nr. 2598
Linz-Nr. 684
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz von Lenbach (1836-1904), der zusammen mit Franz von Stuck und Friedrich August von Kaulbach zu den Münchener Malerfürsten des 19. Jahrhunderts zählte, malte Fürst von Bismarck erstmals 1879. Dies geschah auf Wunsch Kaiser Wilhelms I., der das Porträt für die Nationalgalerie in Berlin in Auftrag gegeben hatte. In den folgenden Jahrzehnten saß der Reichskanzler wiederholt dem Maler Modell, wobei dieser auch fotographische Aufnahmen für seine Arbeit benutzte.1

Das hier in Rede stehende Gemälde zeigt Fürst Otto von Bismarck in seinem letzten Lebensjahr. Bismarck trägt hier die Uniform eines Kürassiers. Das o.g. Gemälde ist mit "F. Lenbach 1898" bezeichnet und datiert.

Provenienz

Zeittafel
unbekannter Besitz 
vermutlich im Frühjahr 1939 von der Kunsthändlerin Almas Dietrich, München für den "Sonderauftrag Linz" erworben2  

In der Veröffentlichung der Autorin Sonja Mehl "Franz von Lenbach in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus" Prestel Verlag, München 1980 sind diverse von Lenbach gemalte Porträts des früheren Reichskanzlers abgebildet und beschrieben. Das hier interessierende Gemälde befindet sich jedoch nicht darunter.
Die frühere Treuhandverwaltung für Kulturgut hatte ermittelt, dass das o.g. Gemälde von der Münchener Kunsthändlerin Frau Maria Almas Dietrich an das deutsche Reich verkauft worden war.3
Die Recherchen zur Galerie Maria Almas-Dietrich, München, ergaben, dass keine zur Provenienz des Gemäldes relevanten Akten in Münchener Archiven überliefert worden sind.4 Die Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München sind nicht überliefert.5 Akten der Reichskammer der bildenden Künste sind im Bestand der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern im Bundesarchiv Berlin6 und im Zentralen Staatsarchiv nicht überliefert. Im Bundesarchiv Berlin sind keine personenbezogenen Unterlagen zu Maria Dietrich überliefert.7

Maria Dietrich wurde am 28. Juli 1892 in München geboren, ihr Vater war Jude. 1910 bekam sie ein uneheliches Kind von einem deutsch-amerikanischen Juden. 1921 heiratete sie Ali Almas-Diamant, einen türkischen Maler, und erhielt dadurch die türkische Staatsangehörigkeit. Nach ihrer Scheidung 1937 nahm sie 1940 wieder ihre deutsche Staatsangehörigkeit an, behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Sie handelte seit 1919 mit Kunst und meldete im November 1937 die Kunsthandlung Almas offiziell an. 1940 stieg ihr Einkommen mit der Besetzung Frankreichs auf eine halbe Million Reichsmark. Maria Dietrich erwarb vor allem ab 1940 Kunstwerke aus dem besetzten Frankreich und aus Österreich.8
Insgesamt verkaufte Frau Dietrich über 900 Werke an Hitler. Sie hatte engen Kontakt zu Heinrich Hoffmann, er ermöglichte ihr ab 1936 den Zugang zu Hitler und verkaufte mit ihr bis 1940 Bilder an Hitler. Später konnte sie selbstständig, ohne die Zustimmung von Hans Posse oder Hermann Voss Gemälde an Hitler einliefern. Sie hatte zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Versteigerungshäusern, unter anderem auch zum Auktionshaus Hans W. Lange, Berlin, das als Verkäufer für die Berliner Finanzbehörden agierte. Zu ihren Lieferanten in München gehörte unter anderem die Galerie Maria Gillhausen. Nachdem Hermann Voss die Leitung des Sonderauftrages Linz übernommen hatte, verkaufte sie weniger Bilder an Hitler.9
1944 brannte ihr Geschäft in der Ottostraße nach Luftangriffen auf München aus, und 1945 wurde ihr Privathaus10 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Dietrich die Kunstgalerie weiter, die später von ihrer Tochter übernommen wurde.11

Das hier untersuchte Gemälde erhielt die Inventarnummer des Münchener Führerbaus Linz 684, welche auf einen Erwerb im Frühjahr 1939 schließen lässt.
In einer Befragung am 16.03.1949 teilet Frau Almas Dietrich dem CCP mit, dass sie das o.g. Gemälde aus deutschem Privatbesitz erworben habe.

Die bisherigen Ermittlungen haben keine Erkenntnisse zur Provenienz des o.g. Gemäldes erbracht.

Stand: 2012

1 Für das Folgende vgl. Böller 2003, S. 130.
2 siehe Property Card zu Mü-Nr. 2598
3 siehe Property Card zu Mü-Nr. 2598
4 Schwarz 2000, S. 64f., 162, 404 (Abb.) Nr. XXV/32.
5 Nach Recherchen des BADV zu mü 9458 besitzen folgende bayerischen Archive keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
6 Boberach, 1991.
7 BArch Berlin, R 56.
8 Mitteilung des Bundesarchivs Berlin. Vgl. E-Mail vom 12. 11. 2008.
9 Eichhorn 2003, S. 272.
10 Löhr 2005, S. 127f.
11 BArch Koblenz, B 323, 436.

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