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Bürkel, Heinrich

Heuernte im Gebirge (Heuernte im Voralpenland)

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Holz
Maße 19,5 x 27,5 cm
Münchener-Nr. 3824
Linz-Nr. 621/519
Lost Art-ID 565973
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: Heuwagen in der Mitte mit zwei Ochsen, der rechte teilweise verdeckt von grasendem Pferd nach rechts hinten; reiche Staffage; links eine Bäuerin sich bückend mit Korb; links Blick auf ein Dorf und Hochgebirge.

Es ist mit "H Bürkel" bezeichnet.

Es gibt mehrere Gemälde des Künstlers, die eine Heuernte zeigen.

Im Boetticher sind mehrere Heuernten mit herannahendem Gewitter (Nr. 11, 12 und als „Sommerlandschaft mit Heuernte“ Nr. 76) aufgeführt.1 Keines der dort genannten Gemälde konnte als das zu untersuchende identifiziert werden.

Zum Werk Heinrich von Bürkels gibt es ein Verzeichnis von Luigi von Bürkel, einem Enkel des Künstlers, aus dem Jahr 1940 und ein aktuelleres von Hans-Peter Bühler und Albrecht Krückl.

Im Werkverzeichnis von Bühler/Krückl ist das zu untersuchende Gemälde nicht aufgeführt.2  Ein Gemälde mit ähnlichen Maßen (Nr. 17) zeigt eine leicht veränderte Darstellung.3 Das dort genannte Gemälde mit einer identischen Darstellung ist signifikant größer.4

Luigi von Bürkel listete mehrere Gemälde mit dem Sujet einer Heuernte auf, die meisten sind ohne Maßangabe.5 Er nennt weitere Varianten des Motivs – alle ohne Maße – unter:

  1. S. 135, Nr. 205 „Heuernte“ von 1837

    vermutlich das Bild aus der Sammlung Dr. J. Deutsch, München, versteigert am 12.5.1931 bei Helbing 6 ;

  2. S. 139, Nr. 289 „Heuernte“ an Fürst Liechtenstein verkauft;
  3. S. 139, Nr. 305: „Heuernte“ an Maler Stranzinger verkauft;
  4. S. 139, Nr. 315 „Heuwagen“ an Kunstverein Stuttgart;
  5. S. 147, Nr. 568 „Kleine Heuernte“ 1854 an Ritter von Gyra, Jägerzeile 44, Wien;
  6. S. 153, Nr. 785 im Jahr 1863 verkauft "Heuernte klein" vom KV Baden Baden an den Baron Mühlens,
  7. S. 153, Nr. 792 "Heuernte mit dem Gewitter" nach Köln.

Außerdem führt er weitere Fassungen mit Maßen auf, die aber aufgrund erheblicher Abweichungen nicht für das zu untersuchende Gemälde in Frage kommen.

Die Identität des auf der Rückseite des Gemäldes befindlichen roten Siegels konnte ebenso nicht geklärt werden.

Provenienz

Zeittafel
vor 1938Kunsthandlung Eysser, München
vor 1938Galerie Almas, München
vor 1938Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Almas, München, das Gemälde von der Kunsthandlung Eysser, München, erwarb und an die Reichskanzlei weiterverkaufte (Aussage Almas vom 14.8.1951). Die Höhe der Inventarnummer des "Sonderauftrages Linz" verweist auf eine Erwerbung vor dem Jahr 1938

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Maria Dietrich gab in ihrer Aussage am 14. August 1951 gegenüber der Treuhandverwaltung an, dass sie das Gemälde Zügels von der Kunsthandlung Eysser in München erworben habe.7

Karl Eysser war bereits seit einigen Jahren in München als Kunsthändler tätig.8 Aus den Unterlagen der Reichskulturkammer ist ersichtlich, dass Eyssers Aufnahme in die Reichskulturkammer 1941 abgelehnt worden war, da er während des 1. Weltkriegs fahnenflüchtig war und 1914 eine Jüdin geheiratet hatte.9 1926 wurde diese Ehe geschieden.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.10 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.11 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, S. 155-158.
2 Hans-Peter Bühler/Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel, München 1989.
3 Hans-Peter Bühler/Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel, München 1989, Nr. 17.
4 Hans-Peter Bühler/Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel, München 1989, Nr. 18.
5 Luigi von Bürkel: Heinrich Bürkel, München 1940.
6 Luigi von Bürkel: Heinrich Bürkel, München 1940. Ist nicht identisch: Maße 28 x 35 cm, auf Leinwand, auf der Auktion der Sammlung Deutsch, Lot Nr. 10, S. 2 unter dem Titel „Rast“ mit Abbildung.
7 BArch Koblenz, B 323, Nr. 331.
8 BWA, K 1, XV A 10 c, 253. Akt, Fall 3.
9 BArch Berlin BDC Reichskulturkammer zu Karl Eysser RK G 17.
10 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
11 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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