Sell, Christian
Winterlandschaft mit drei Ulanen und zwei gefangenen Franzosen
Entstehungsjahr | um 1880 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 42,5 x 57 cm |
Münchener-Nr. | 4325 |
Linz-Nr. | 1645 |
Lost Art-ID | 219716 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der Maler und Illustrator Christian Sell wurde Schüler Theodor Hildebrandts und Wilhelm Schadows an der Düsseldorfer Malerschule. Seine großformatigen Schlachtenbilder fanden beim Publikum großen Anklang, weil er die Kriegsschauplätze aus eigener Anschauung kannte. Kleinformatige Bilder mit genreartigen Szenen von Nebenschauplätzen des Krieges, wie das vorliegende, fanden sich eher in Privatsammlungen. Die bei Bötticher verzeichneten Titel, dem wohl umfangreichsten Verzeichnis der Bilder des Malers, stellen ähnliche Szenen vor. Es konnte aber keins mit Sicherheit mit dem vorliegenden identifiziert werden.1
Das og. Gemälde ist mit "Chr. Sell" bezeichnet.
Provenienz
Unbekannter Vorbesitzer | |
am 11.04.1941 | von der Kunsthandlung Eugen Brüschwiler, München, (laut Linz-Report) an Hitler2 |
Die Ermittlungen der Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) zur Provenienz des Gemäldes ergaben, dass das Bild von Eugen Brüschwiler erworben wurde, einem der bevorzugten Kunsthändler des NS-Regimes. Laut Linz-Report, Att. 53, sei es demnach vielleicht am 11.4.1941 aus deutschem Besitz an diesen Kunsthändler gelangt.3
Die erneuten Recherchen ergaben folgendes: Die Angaben der TVK konnten nicht verifiziert werden, da zwar der Linz-Report digital erfasst ist, das Attachment 53 jedoch davon ausgespart wurde.4 Das Kunstwerk ist allerdings in der Kunstsammlung Adolf Hitlers nachweisbar.5
Über den Münchner Kunsthändler Eugen Brüschwiler ist nur wenig bekannt. Die seit etwa 1916 existierende Kunsthandlung, ursprünglich von den Brüdern Dr. August und Eugen Brüschwiler geführt, lief seit 1931 nur unter dem Namen „Eugen Brüschwiler“. Der Kunsthändler war seit 1925 Mitglied der NSDAP und außerdem in der SA organisiert. Über seine Handelstätigkeit scheinen gar keine Unterlagen vorhanden zu sein. Laut Linz-Report war er durch den Einfluss von Bormann seit 1940 zu den wichtigen Kunstagenten für das Linzer Museum von Hitler geworden.6
Ein Werkverzeichnis der Bilder von Christian Sell (1831-1883) existiert nicht.
Über das Kunstwerk und seine Provenienz gibt es keine weiteren Hinweise.7
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz des hier interessierenden Gemäldes derzeit ungeklärt.
Stand: 2011
1 Bötticher 1944, 2.2., S. 737-739.
2 BArch, B 323/763
3 BArch, B 323/763
4 National Archives Washington
5 Haase 2002, S. 283
6 siehe u.a. Ausführungen in LostArt; Linz-Report, Kapitel IV, Abschnitt (6): http://www.claremontmckenna.edu/hist/jpetropoulos/linz/agentsb.html#4
7 Galerie Heinemann Online; Zeitschrift für bildende Kunst 8.1873, 92; Dass. 24.1889, 222; Kunstchronik 6.1871, 203; Dass. 8.1873, 12.