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Pesne, Kopie nach Antoine

Portrait der Prinzessin Amalie von Preußen (Die Schwester von Friedrich dem Großen)

Entstehungsjahr 1770
Technik Öl auf Leinwand
Maße 141 x 112 cm
Münchener-Nr. 4455
Linz-Nr. 2131
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der preußische Hofmaler Antoine Pesne (1683-1757) wurde in Paris geboren. Er lernte zunächst bei seinem Vater das Malen und reiste über London und Venedig im Jahre 1710 nach Berlin. Dort wurde er bereits 1711 zum Hofmaler von Friedrich I. berufen und diente im Laufe seines Lebens in Folge drei preußischen Königen. Im Jahre 1713 gelangte Friedrich Wilhelm I. auf den Thron. Nach dessen Tod im Jahre 1740 begann die Regentschaft von Friedrich II. (1712 –1786). Antoine Pesne porträtierte mehrfach die preußische Königsfamilie. Er hatte viele Schüler, die in seiner Werkstatt tätig waren. Es handelt sich bei dem in Rede stehendem Gemälde um eine von mehreren Repliken der Darstellung einer Schwester von Friedrich II.

Provenienz

Die Ermittlungen der früheren Treuhandverwaltung Kulturgut ergaben, dass dieses Gemälde 1941 auf einer Auktion bei dem Schweizerischen Kunsthändler Th. Fischer als eine Werkstattarbeit angekauft wurde. Der Einlieferer konnte nicht mehr ermittelt werden. Die Auktion bei Fischer fand vom 22.10. bis 25.10.1941 in Luzern statt. Im Auktionskatalog war das Gemälde mit der lfd. Nr. 1232 verzeichnet und auf Tafel 24 abgebildet. Der Kaufpreis betrug laut den Unterlagen der TVK 5.000,- RM.

In den Fotoalben für das geplante Museum in Linz ist dieses Gemälde nicht enthalten, so dass es nach seiner Überführung nach München vielleicht zu Ausstattungszwecken für einen Dienstsitz vorgesehen war. Nach 1945 gelangte es dann über den Central Collecting Point München zur Treuhandverwaltung Kulturgut und von dort in Bundesbesitz.

Anlässlich einer Restaurierung im Jahre 2006 äußerte der das Gemälde bearbeitende Restaurator in seinem Bericht die Vermutung, dass die ihm vorliegende Arbeit erst nach dem Tod des Malers Pesne im Jahre 1757 von der Hand eines Schülers ausgeführt worden sei. Laut seinem Gutachten spricht sowohl die Malerei selbst, als auch der Rahmen, der aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt, für diese Auffassung. Das hier in Rede stehende Gemälde mit den Maßen 141 x 112 cm ist in Öl auf Leinwand ausgeführt und stellt gemäß der Eintragung auf der property card die jüngste Schwester von Friedrich II., Prinzessin Amalie, dar. Diese Zuordnung ist jedoch als „nicht ganz sicher“ vermerkt und dürfte unzutreffend sein.

Die preußische Königin Sophie Dorothea (1687-1757), Ehefrau von Friedrich Wilhelm I., gebar sieben Söhne und sieben Töchter, von denen vier schon im frühen Kindesalter starben. Eine der sieben Schwestern war Prinzessin Luise Ulrike von Preußen (1720 – 1782). Sie wurde im Jahre 1744 mit Adolf Friedrich von Schweden vermählt und war die einzige der Schwestern von Friedrich II, die eine Königskrone trug. Weil die dargestellte Dame mit einer Krone und einem Hermelinmantel, also den Insignien der Königswürde, dargestellt ist, dürfte sich bei der dargestellten Prinzessin tatsächlich um Luise Ulrike handeln. Prinzessin Anna Amalie (1723 – 1787) hatte im Übrigen niemals geheiratet und wurde von ihrem Bruder zur Äbtissin im Stift zu Quedlinburg ernannt.
Entsprechend dem Untersuchungsbericht des Restaurators vom Oktober 2006 befand sich früher auch am Bilderrahmen eine Krone. Die von ihm geäußerte These, es könne sich bei der dargestellten Königin nur um Elisabeth Christine, die von Friedrich II verschmähte Ehefrau handeln, die bis zu ihrem Tode 1787 im Schloss Niederschönhausen residierte, ist nicht stichhaltig. Von Königin Elisabeth Christine existieren eigenhändig von Antoine Pesne ausgeführte Malarbeiten, die keine Ähnlichkeit mit dem Antlitz der hier dargestellten Dame haben. Währenddessen die vorliegende Arbeit offenbar ein 1744 entstandenes Gemälde der Prinzessin Luise Ulrike zum Vorbild hatte, das sich laut einem Katalog zur Pesne- Ausstellung im Jahre 1986 im Schloss Berlin Charlottenburg befindet. Luise Ulrike kehrte erstmals nach dem Tod Ihres Ehemannes im Jahre 1771 auf Wunsch ihres Bruders Friedrich II. von Preußen besuchsweise nach Berlin zurück. Möglicherweise entstand das hier in Rede stehende Gemälde zu dieser Zeit.

Nach dem Sturz der deutschen Monarchie unter Wilhelm II. von Hohenzollern im Jahre 1918, gelangten Kunstwerke der königlich preußischen Familie in den Bestand der Staatlichen Museen des Deutschen Reiches. Mit dem „Gesetz über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preußischen Staate und den Mitgliedern des vormals regierenden Preußischen Königshauses“ vom 29.10.1926 erfolgte eine endgültige Zuordnung von Kunstwerken zu dem so genannten Hausvermögen der Hohenzollern bzw. dem Reichsvermögen des deutschen Staates.
Nach diesem Zeitpunkt wurden einige Kunstwerke von der Generalverwaltung des vormals regierenden Preußischen Königshauses verkauft. Eine dahingehend gerichtete Anfrage wurde nicht beantwortet.
Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Vermögensverlust an dem Gemälde liegen keine vor. Anträge auf eine Rückgabe des Gemäldes liegen bislang nicht vor.

Stand: 2007

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