Unbekannt, Deutsch, um 1480
Flügelaltar (Marienaltar)
Entstehungsjahr | 1480 |
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Technik | Bildschnitzerei, Holz |
Maße | Mittelteil: 120cm x 115 cm; Flügel: je 150 cm x 58 cm |
Münchener-Nr. | 4695 |
Linz-Nr. | Keine |
Lost Art-ID | 220163 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der holzgeschnitzte Flügelaltar dürfte um 1480 für eine Kirche geschaffen worden sein. Er stammt vermutlich aus der Hand eines deutschen Künstlers.
Im geschnitzten und bemalten Mittelteil des Flügelaltars befindet sich die Madonna im Strahlenkranz, links davon der Heilige Andreas und rechts von ihr der Heilige Georg. In den Seitenflügeln des Altars werden vier Szenen aus dem Leben der Madonna gezeigt.
Provenienz
am 12.12./13.12.1943 | auf einer Auktion des Kunsthändlers Weinmüller in Wien an einen Herrn Hans Schröder aus Brünn verkauft |
am 11.05.1944 | über die Kunsthandlung Hinrichsen, Berlin für 120.000,- RM für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben1 |
Die frühere Treuhandverwaltung Kulturgut hatte bereits ermittelt, dass der hier interessierende Altar am 11.05.1944 über das Kunsthaus Hinrichsen Berlin zu einem Kaufpreis von 120.000 RM an den "Sonderauftrag Linz" verkauft wurde.2
Voriger Eigentümer war Herr Hans Schröder in Brünn. Dieser hatte den Altar auf einer Auktion am 12.12./13.12. 1943 in Wien bei dem Kunsthändler Weinmüller erworben.
Das „Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller“ eröffnete 1936 im Leuchtenberg-Palais am Odeonsplatz. Dieses in den Folgejahren in München „nahezu konkurrenzlose“ Auktionshaus wurde von hochrangigen Funktionären der nationalsozialistischen Regierung, darunter Martin Bormann und Heinrich Hoffmann, frequentiert. Die Händlerkollegin Maria Almas-Dietrich vermittelte Kunstwerke von hier an den „Sonderauftrag Linz“.3
Der Kunsthändler Adolf Weinmüller (1886-1958) trat 1931 der NSDAP bei und stand durch zahlreiche Funktionen im Dienst des NS-Staates, u. a. war er für die „Arisierung“ des Wiener Kunsthauses S. Kende verantwortlich.4
In seinem Schreiben vom 10.08.1951 teilte das Wiener Kunstversteigerungshaus S. Kende dem CCP München mit, dass keine Auskünfte zur Herkunft des og. Flügelaltars gegeben werden können. Die Geschäftsunterlagen wurden durch die Kriegsereignisse vernichtet.5
Die Provenienz des hier in Rede stehenden Flügelaltars bleibt derzeit ungeklärt.
Stand: 2012
1 Karteikarte BADV zu Mü-Nr. 4695
2 Karteikarte BADV zu Mü-Nr. 4695
3 Das Projekt „Die Kunsthandlungen und Auktionshäuser von Adolf Weinmüller in München und Wien 1936 – 1945“ bereitetet derzeit die Publikation der Ergebnisse vor. Es wird am Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, von Meike Hopp bearbeitet. http://www.gwlb.de/projekte/ns-raubgut/Symposium_2011/27Hopp.pdf
4 Ibm.
5 BArch, B323/332