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Meulen, Adam Frans van der

Bacchantengruppe (Relief)

Entstehungsjahr 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Technik Bronze/vergoldet
Maße 42,0 x 33,5 cm
Münchener-Nr. 4708
Linz-Nr. Keine
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Claude Michel (1738–1814), genannt Clodion, war ein französischer Bildhauer.[1]

Das Relief zeigt einen trunkenen Silen von zwei Faunen gestützt. Die Szene wird von Rebstöcken gerahmt, deren Blattwerk an der oberen Reliefkante zusammentrifft.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: Ausschnitt Katalogeintrag (Auktion Lepke 1933).[2]

Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden.

[1] Für weitere Informationen zum Künstler siehe Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 7/8, Leipzig 1999, S. 110 f.

[2] Vgl. Auk.kat. Gemälde alter Meister – Antiquitäten, Plastik. Aus der Sammlung L. in A. und aus zwei Berliner Sammlungen – Einzelbeiträge, Rudolph Lepke’s Kunst-Auktions-Haus, Berlin, 06./07.12.1933, S. 30, Los 359, Abb. 14.

Provenienz

Chronologie der Provenienz
(…)Ungeklärt
Mindestens bis 06./07.12.1933Dr. Cornelius Löwe (1855–, Berlin, Erwerbsweg ungeklärt
O. J.Hedwig Löwe (1866–1945), vermutlich Erbgang
O. J.Karl Rosner (?–?), Berlin, Erwerbsweg ungeklärt
Bis 02.01.1945Kunsthändler Johannes Hinrichsen (1884–1971), Berlin, Erwerbsweg ungeklärt
Ab 02.01.1945Deutsches Reich („Sonderauftrag Linz“), Ankauf
Ab 17.07.1945Amerikanische Militärregierung, Central Collecting Point München, Sicherstellung
Seit 1949Bundesrepublik Deutschland, Übernahme aus ehemaligem Reichsvermögen

Das Relief stand am 06./07.12.1933 bei Rudolph Lepke’s Kunst-Auktions-Haus in Berlin zum Verkauf.[1] Im zugehörigen Auktionskatalog ist es unter der Losnummer 359 verzeichnet und abgebildet. Als Einlieferer wird hier „Besitz L.“ genannt. Dieser wurde mithilfe eines annotierten Exemplars des Auktionskataloges im Bestand des RKD – Nederlands Instituut voor Kunstgeschiedenis (RKD) in Den Haag als Dr. Cornelius Löwe (1855–1943?) identifiziert.[2] Eine Vorprovenienz konnte im Rahmen der Recherchen nicht ermittelt werden.[3]

Der Berliner Jurist und Verleger Cornelius Löwe gründete im Jahre 1902 zusammen mit seinem Bruder Eberhard Löwe (?–?) den Berliner Pharus-Verlag, der Stadtpläne sowie Landkarten vertrieb.[4] Infolge einer hohen Verschuldung war er im Dezember 1932 gezwungen, zunächst Teile und später den gesamten Verlag an den Druckereiinhaber Wilhelm Möller (1876–1943) zu veräußern. Cornelius Löwe sammelte Gemälde sowie alte Zeichnungen und trat nachweislich als Leihgeber im Rahmen von Ausstellungen in Erscheinung. Sowohl er als auch seine Ehefrau Hedwig Löwe (1866–1945), geborene Frick, gehörten laut Heiratsurkunde aus dem Jahre 1889 dem evangelischen Glauben an.[5] Akten zu rückerstattungsrechtlichen Verfahren nach dem Ehepaar Löwe konnten nicht ermittelt werden. Weiterführende Recherchen erbrachten keine Hinweise zu möglichen NS-Verfolgungsmaßnahmen.[6]

Vermutlich blieb das Relief im Rahmen der Auktion unverkauft,[7] denn der Berliner Kunsthändler Karl Rosner (?–?) berichtete in einem Schreiben an den Central Collecting Point München vom 6. März 1951, dass er das Werk zu einem nicht genannten Zeitpunkt aus dem Nachlass von Cornelius Löwe von dessen Witwe erworben hatte.[8] Demnach habe er „die Bronze schon Jahrzehnte vor dem Weltkriege“ in der Sammlung Löwe gesehen.[9] Diese Angabe konnte anhand zusätzlicher Quellen nicht verifiziert werden.

Von Rosner wurde das Relief zu einem unbekannten Zeitpunkt durch den Berliner Kunsthändler Johannes Hinrichsen (1884–1971) erworben, der es am 2. Januar 1945 für RM 10.000,- an das Deutsche Reich weiterveräußerte.[10]

Laut zugehöriger Property Card des Central Collecting Point (CCP) München wurde das Werk zum Schutz vor Kriegseinwirkungen im Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark ausgelagert.[11] Dieses wurde ab August 1943 zunächst vom Institut für Denkmalpflege in Wien als Auslagerungsort genutzt.[12] Ab Januar 1944 erfolgte zudem die Einlagerung von Kunstwerken aus dem „Sonderauftrag Linz“. Am 8. Mai 1945 traf die 3. US-Panzerarmee in Altaussee ein und der Salzberg wurde dem amerikanischen Militär übergeben. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde das Werk am 17. Juli 1945 in den CCP in München verbracht.[13] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980).[14] Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland erfolgte im Jahre 1949 die Übernahme des Werkes in Bundesbesitz.

Über die angegebenen Quellen hinaus wurden Datenbanken zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus und historische Auktionskataloge überprüft.[15] Hieraus ergaben sich keine weiteren Hinweise zum Objekt

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.

 

Bearbeitungsstand: 2021

[1] Für das Folgende vgl. Auk.kat. Rudolph Lepke’s Kunst-Auktions-Haus, Berlin, 06./07.12.1933, S. 30, Los 359, Abb. 14.

[2] Vgl. ebd., S. 29, als Kopie im Archiv der Kunstverwaltung des Bundes (KVdB), „Besitz L. Dr. Cornelius Löwe“.

[3] Am 8.–10.10.1930 Stand bei Rudolph Lepke’s Kunst-Auktions-Haus in Berlin ein Relief „nach Claudion“ mit ähnlichen Objektangaben aus dem Besitz von „M. Michaelis, Berlin“ zum Verkauf.  Im zugehörigen Auktionskatalog ist es unter der Losnummer 1307 verzeichnet, jedoch nicht abgebildet. Eine Werksidentität konnte aufgrund unzureichender Angaben zum Werk abschließend nicht festgestellt werden. Vgl. Auk.kat. Mobiliar. Europäisches und ostasiatisches Kunstgewerbe. Nachlass M. Michaelis, Berlin und anderer Besitz. Gemälde, Aquarelle, Graphik, Teppiche, Porzellan, Fayencen, Elfenbeingruppen, Rudolph Lepke’s Kunst-Auktions-Haus, Berlin, 08.–10.10.1930, S. 46, Los 1307, „Bronzerelief nach Clodion: Der trunkene Silen, von zwei Bacchanten geführt. H. 42x32 cm“.

[4] Für das Folgende vgl. Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Kupferstichkabinett und Zentralarchiv, Projektbericht „Die Erwerbungen der "Sammlungen der Zeichnungen" (ehem. Nationalgalerie) aus dem Zeitraum 1933 bis 1945 und ihre Provenienzen“, 16.03.2017, S. 169ff.

[5] Vgl. Landesarchiv Berlin (LAB), Personenstandsregister, Heiratsregister, lfd. Nr. 43. Online abgerufen über Ancestry, Berlin, Deutschland, Heiratsregister, 1874–1936 [database online]. URL: www.ancestry.com].

[6] Laut Auskunft von: LAB, 04.06.2002; Bundesarchiv (BArch), Berlin, 12.09.2002; Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“, Berlin, 14.04.2003. Eine weitere Anfrage wurde gerichtet an das Landeseinwohneramt Berlin (Stand: 2002/2003).

[7] Das annotierte Exemplar des Auktionskataloges vom 06./07.12.1933 im Bestand des RKD, Den Haag, enthält auch handschriftliche Preisangaben. Solche sind im Falle des Reliefs nicht notiert. Vgl. Auk.kat. Rudolph Lepke’s Kunst-Auktions-Haus, Berlin, 06./07.12.1933, S. 30, Los 359, Abb. 14.

[8] Für das Folgende vgl. Schreiben von Karl Rosner an den CCP München, Berlin, 28.03.1951 als Kopie im Archiv der KVdB. Siehe auch: National Archives and Records Administration (NARA), College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0264, Records Relating to the Linz Accession, compiled 1945–1949, URL: www.fold3.com/image/312607010 [Abruf: 18.02.2020]. Auf der zugehörigen Property Card im Archiv der KVdB ist fälschlicherweise Paul Rosner als Erwerber des Reliefs verzeichnet.  Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4708.

[9] Ob hierbei der Erste oder Zweite Weltkrieg gemeint ist, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Die auf der zugehörigen Property Card im Archiv der KVdB verzeichnete Angabe „Bereits vor 1914 Sammlung Dr. Löwe, Berlin“ kann daher nicht als verlässlich angesehen werden. Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4708.

[10] Vgl. NARA, College Park, Maryland, M1946, Record Group 260, Roll 0264, Records Relating to the Linz Accession, compiled 1945–1949,  URL: www.fold3.com/image/312607010 [Abruf: 18.02.2020].

[11] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4708, Inv.-Nr. Aussee 3357.

[12] Für das Folgende vgl. Anneliese Schallmeiner, Salzbergwerk Altaussee, 07.01.2019, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung, URL: www.lexikon-provenienzforschung.org/altaussee-salzbergwerk [Abruf: 30.03.2021].

[13] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, KVdB, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 4708.

[14] Vgl. Angelika Enderlein, Der Kunstbestand der Bundesrepublik Deutschland. Kunstschätze aus sieben Jahrhunderten. Geschichte einer Sammlung, In: Henning Rader/Vanessa-Maria Voigt (Hgg.), „Ehem. jüdischer Besitz“. Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus, München 2018, S. 246–257, hier S. 249, URL: https://kunstverwaltung.bund.de/DE/Provenienzforschung/Fachaufsaetze/_documents/6Kunstbestand.pdf?__blob=publicationFile&v=1 [Abruf: 30.03.2021].

[15] Überprüft wurden: Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 01.10.2018].

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