Unbekannt, Frankreich, 18. Jahrhundert
Kommode mit zwei Schüben und Marmorplatte
Entstehungsjahr | ohne Jahr |
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Technik | Intarsie |
Maße | H: 68 cm, B: 100 cm, T: 49 cm |
Münchener-Nr. | 47705 |
Linz-Nr. | Keine |
Lost Art-ID | 220170 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Die hier interessierende Kommode im Dekorationsstil des Rokoko wurde in Frankreich angefertigt. Die Entstehungszeit dürfte zwischen 1730 und 1770 liegen.
Die Kommode aus Holz hat zwei Schubkästen und eine Marmorplatte.
Provenienz
im Bestand des Münchener Kunsthändlers Eugen Brüschwiler; Vorbesitzer: unbekannt | |
am 25.03.1941 | von dort für 1030,- RM an den Generalbaurat von München Hermann Giesler verkauft1 |
Die Kommode wurde am 25.03.1941 von dem Münchener Kunsthändler Eugen Brüschwiler zum Kaufpreis von 1030,- RM an den Generalbaurat von München Hermann Giesler verkauft.2
Die frühere Treuhandverwaltung Kulturgut hatte ermittelt, dass die og. Kommode aus Mitteln für das Schloss Schwarzburg erworben wurde. Heinrich Giesler wurde im Jahre 1940 mit dem Umbau von Schloss Schwarzburg in Thüringen zu einem "Reichsgästehaus" beauftragt.
Seit 1938 war der Architekt und SA-Brigadeführer Hermann Giesler von Hitler ernannter Generalbaurat für die Neugestaltung der „Hauptstadt der Bewegung“ München.3
Über die Münchener Kunsthandlung Eugen Brüschwiler und deren Aktivitäten im Nationalsozialismus konnten nur wenige aussagekräftige Informationen gewonnen werden. Gegründet wurde die Kunst- und Antiquitätenhandlung im Jahre 1916 von den Brüdern Dr. August und Eugen Brüschwiler (geb. 1889) in München.4 Nachdem August Brüschwiler 1931 aus dem Geschäft ausgeschieden war, wurde die Kunsthandlung unter dem Namen „Eugen Brüschwiler“ weitergeführt. Im Zuge mehrerer Umzüge der Kunsthandlung in den folgenden Jahren änderte sich gleichzeitig auch jedes Mal der Schwerpunkt: Antiquariat (1935), Bilderhandlung (1939) und Antiquitäten (ab 1940).5 Seit 1925 war Eugen Brüschwiler Mitglied der NSDAP und darüber hinaus in der SA organisiert.6 Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Brüschwiler von den nationalsozialistischen Machthabern bevorzugt für die Ankäufe von Kunstwerken für den „Sonderauftrag Linz“ beauftragt wurde. Die Kunsthandlung Brüschwiler veranstaltete keine Auktionen, somit sind keine Kataloge überliefert.7 Geschäftskorrespondenzen oder Inventarbücher der Kunsthandlung sind ebenfalls nicht überliefert.
Wann und von wem der Kunsthändler die og. Kommode erworben hat, kann nicht mehr ermittelt werden. Die Provenienz derselben bleibt somit ungeklärt.
Stand: 2012
1 Karteikarte BADV zu Mü Nr. 47705
2 Karteikarte BADV zu Mü Nr. 47705
3 de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Giesler
4 Vgl. Bayerisches Wirtschaftarchiv, K1/XV A 10c, Akt 89, Fall 40.
5 Vgl. die Einträge in den Münchener Adressbüchern der Jahre 1915-1943. Siehe hierzu: Gewerbekarte der Kunsthandlung Brüschwiler, Stadtarchiv München. Sein Einkommen bezifferte Eugen Brüschwiler laut Angaben in einem Fragebogen vom 1. Oktober 1940 auf RM 21.000. Vgl. hierzu: BArch Berlin (ehem. BDC), Sammlung: SA, Brüschwiler, Eugen. Vgl. hierzu ebenfalls: Datenbank Provenienzdokumentation des BADV Berlin, www.badv.bund.de.
6 Mitteilung BArch Berlin (ehem. BDC) vom 6.05.2008.
7 Folgende hierfür relevanten bayerischen Archive besitzen laut Mitteilung an die Autorin keine Unterlagen zur Kunsthandlung Brüschwiler in München: Staatsarchiv München; Stadtarchiv München; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München; Wirtschaftarchiv München. Vgl. ebenfalls: Anja Heuß, Provenienzgeschichte, in: Maria Eichhorn, Restitutionspolitik. Politics of Restitution, hrsg. von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, Ausst.-Kat., München 2003.