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Hackaert-Schule, Jan

Italienische Landschaft (Italienische Landschaft mit zwei Ochsengespannen)

Entstehungsjahr um 1654
Technik Öl auf Leinwand
Maße 97 x 130 cm
Münchener-Nr. 7543
Linz-Nr. 3488
Lost Art-ID 220539
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Jan Hackaert (1629 in Amsterdam bis um 1700 Amsterdam) Landschaftsmaler und Radierer, bereiste 1653 bis 1658 die Schweiz und Italien und ließ sich dann in Amsterdam nieder.1 Oft arbeitete er mit dem Maljer Adriaan van de Velde zusammen, der auch Staffagefiguren in seine Bilder malte und ihn beeinflusste. Auch andere Maler haben seine Gemälde staffiert. Wahrscheinlich hat er auch Handel getrieben und die Malerei viele Jahre vor seinem Tod beendet. Im 18. Jahrhundert wurden seine Gemälde nur für 25 – 50 Gulden verkauft. Hackaert ist einer der besten Landschaftsmaler des 17 Jahrhunderts. Seine Landschaftsdarstellungen sind entweder realistische Wiedergaben der Natur oder mehr heroische Interpretation. Sonnenlichteffekte sind besonders häufig auf seinen Gemälden zu erkennen.

Am linken Bildvordergrund auf einem Weg ein Ochsengespann mit Fass und Bauer. Am linken Bildrand sind Bauern mit einer Leiter an einem Baum beschäftigt. Im rechten Vordergrund wächst eine Baum nach schräg links aus einer Felsformation, dahinter zwei junge Frauen, eine Frau einen Korb auf dem Kopf festhaltend. Im Bildmittelgrund ein Bauer mit Ochsengespann. Im Bildhintergrund eine Burganlage an einer steilen Felswand. Die Sonne wirft scharfe Schatten.

Provenienz

Zeittafel
Kunsthandlung Maria Gillhausen2
30.6. 1944Über Galerie Maria Almas - Dietrich, München3 an „Sonderauftrag Linz“ für RM 33 0004

Die Recherchen im alliierten Central Collecting Point in München ergaben, dass der „Sonderauftrag Linz“ das Gemälde am 30.06.1944 über die Münchner Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich von der Galerie Maria Gillhausen, ebenfalls München, für 33.000 RM erwarb. Im Juli 1944 wurde der Betrag in Höhe von 33.000 RM an die Galerie Almas-Dietrich überwiesen.5

Die neuerlichen Recherchen zu Maria Almas-Dietrich haben keine relevanten Akten in Münchener Archiven zutage gebracht.6 Die Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München sind nicht überliefert. Akten der Reichskammer der bildenden Künste sind im Bestand der Reichskulturkammer im Bundesarchiv nicht vorhanden. Im Bundesarchiv finden sich überdies keine personenbezogenen Unterlagen zu Maria Dietrich.7 Maria Dietrich wurde am 28. Juli 1892 in München geboren. Sie handelte seit 1919 mit Kunst und meldete im November 1937 die Kunsthandlung Almas offiziell an. Sie gehörte zu den wichtigsten Kunsthändlerinnen für die NS-Elite, insbesondere für Hitlers „Sonderauftrag Linz“. Maria Almas-Dietrich erwarb Kunstgegenstände auch in den von Deutschland annektierten oder besetzten Ländern und Gebiete, insbesondere in Österreich und Frankreich.8 Insgesamt verkaufte Frau Dietrich über 900 Werke an Hitlers „Sonderauftrag Linz“. Sie hatte engen Kontakt zum sogenannten „Reichsbildberichterstatter“ Heinrich Hoffmann, der ihr den direkten Kontakt zu Hitler vermittelte. Almas-Dietrich hatte zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Versteigerungshäusern der NS-Zeit. Zu ihren Geschäftspartnern in München gehörte unter anderem die Galerie Maria Gillhausen.9 1944 brannte Almas-Dietrichs Galerie in der Münchner Ottostraße infolge der Kriegshandlungen aus, 1945 wurde ihr Privathaus zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Almas-Dietrich die Kunstgalerie weiter, die später von ihrer Tochter übernommen wurde.10

Geschäftsunterlagen der Galerie Gillhausen konnten – unter anderem im Stadtarchiv München, im Bayerischen Wirtschaftsarchiv und im Bundesarchiv – nicht ermittelt werden. Maria Gillhausen, am 20.09.1898 in Mülheim an der Mosel geboren, lebte seit den 1920er Jahren in München. Seit 1931 handelte sie mit Antiquitäten und Kunstgegenständen, zeitweilig in geschäftlichem Austausch mit der Galerie Caspari. Im Mai 1941 eröffnete sie in der Münchner Leopoldstraße 38 a/1 die Kunsthandlung Maria Grillhausen. Die amerikanische Art Looting Investigation Unit stufte Maria Grillhausen als Kunsthändlerin und Vermittlerin ein, die sich im Auftrag der Nationalsozialisten aktiv an der Inbesitznahme von Kunstgegenständen in Frankreich, vor allem in Paris beteiligt hatte. Der Jahresumsatz ihrer Antiquitätenhandlung lag 1940 bei einer Million Reichsmark. Die Kunsthändlerin unterbreitete vor allem den Bayrischen Staatsgemäldesammlung zahlreiche Angebote. Weitere geschäftliche Kontakte unterhielt sie zu Hermann Görings Einkäufer Walter Bornheim. Die Händlerin vermittelte unter anderem deutsche Meister des 19 Jahrhunderts und französische Kunstwerke, verkaufte aber auch ein Aquarell von Franz Marc an die Sammlung Sprengel im Jahr 1941.

Im Auftrag der Reichskammer der bildenden Künste beurteilte die Gauleitung München-Oberbayern am 13.02.1942 aus Sicht der Nationalsozialisten politisch positiv: „Die Angefragte […] ist sehr günstig für die Partei gesinnt und ist stets opferfreudig bei Sammlungen […].“11 Laut der Datenbank zum „Sonderauftrag Linz“ verkaufte Maria Gillhausen über die Galerie Almas–Dietrich 16 Gemälde und über Gerdy Troost zwei Gemälde an den „Sonderauftrag Linz“.12

Die kunsthistorischen Recherchen zur Bestimmung des Gemäldes ergaben keine neuen Erkenntnisse.13 Die Angabe der Mitarbeiter des „Sonderauftrages Linz“, das Gemälde stamme aus der Schule Jacob Philipp Hackerts,14 kann nicht als gesichert gelten. Wahrscheinlicher erscheint, dass es sich um ein Gemälde aus der Schule Jan Hackaerts handelt, wie es im Central Collecting Point München dokumentiert wurde. Gaspard Dughet, genannt Gaspar Poussin (1615–1675), ein französischer Maler, Zeichner und Stecher, dessen Name auf der Rückseite des Gemäldes verzeichnet ist, dürfte ebenso wenig diesem Gemälde zuzuschreiben sein.15

Bislang konnte nicht geklärt werden, wann und von wem Maria Gillhausen das Gemälde erworben hatte. Ein NS-verfolgungsbedingter Entzug kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2009

1 Für Folgendes: Thieme Becker, 1922, Bd. 15, S. 407f.
2 BArch Koblenz, B 323/ 331 o. Nr. Aussage Maria Almas, 9.3.1949; Linz 3488 Hackert (Schule) from Gillhausen.
3 Ebenda.
4 BArch Koblenz, B 323/ 167, LF XXXVI, S. 421, Nr. 422, BA Koblenz B 323/84, S. 484; BA Koblenz, B 323/ 48, S. 497, BADV, Property Card, Mü-Nr. 7543.
5 BArch Koblenz, B 323/167, LF XXXVI, S. 421, Nr. 422.
6 Nach Recherchen des BADV zu mü 9458 besitzen folgende bayerische Archive keine Akten zur Galerie Maria Almas - Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
7 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, 1991, BArch Berlin, R 56, Mitteilung Bundesarchiv Berlin. Vgl. E-Mail vom 12.11.2008.
8 Eichhorn, 2003, S. 272.
9 Löhr, 2005, S. 127 f.
10 BArch Koblenz, B 323/436; Eichhorn, 2003, S. 272.
11 Voigt, 2007, S. 183. Beurteilungsbogen der NSDAP, Gauleitung München-Oberbayern im Auftrag der Reichskammer der bildenden Künste, Berlin, betr. Kunsthändlerin Maria Gillhausen, 13.2.1942, in: BArch Berlin, ehemals BDC Berlin, R-11, 2401007607. 
12 Datenbank „Sammlung des „Sonderauftrag Linz“, unter http://www.dhm.de/datenbank/linzdb/ 
13 Dutuit, Eugène, S. 1–4, Œuvre D’ Hackaert, Hofstede, de Groot, 1926, Bd. 9, S. 1–47; J. Smith, 1828–1842, Bd. 6, S. 304-311, Bd. 9, S. 756. Supplement to the works of hackart, S. 310 Nr. 21; Stechow, 1966; Parthey, 1863, S. 538. 
14 BArch Koblenz, B 323/167, LF XXXVI, S. 421, Nr. 422.
15 Saur, 2001, S. 391–394. M. N. Boisclaire, c,d. Sa vie et son oeuvre (1615–1675), P 1986 (grundlegend, vollst. Bibliografie bis 1986), Gerstenberger, 1922, S. 193–202.

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