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Feuerbach, Anselm Friedrich

Simson und Delila

Entstehungsjahr 1848
Technik Öl auf Holz
Maße 53,0 x 63,0 cm
Münchener-Nr. 8591
Linz-Nr. 1990
Lost Art-ID 220607
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Simson und Delila erheben sich von einem Diwan. Im gleichen Moment wird Simson wird von Söldnern angegriffen.

Das Gemälde „Simson und Delila“ gehört in das Frühwerk von Anselm Feuerbach (1829-1880), als sich dieser während seines Münchener Aufenthaltes zwischen 1848 und 1850 an den Altmeisterwerken von Rubens und Dyck in der Alten Pinakothek schulte. Nach dem sich dort befindenden Original von Rubens malte er seine Arbeit im Sommer 1848 in Originalgröße.[1]

[1] Vgl. Feuerbach-Ausstellung 1929, Bl. 14.

Provenienz

Zeittafel
(...)Ungeklärt
Mindestens bis 21.11.1917R. Zahn, Plauen
21.11.1917Angeboten beim Auktionshaus Hugo Helbing, München
(...)Ungeklärt
1929Galerie Fleischmann, München
(...)Ungeklärt
Bis 03.01.1942Kunsthandlung Karoline Anny Lang, München, Erwerbsweg ungeklärt
Ab 03.01.1942Deutsches Reich ("Sonderauftrag Linz"), Ankauf über Gerdy Troost (1904–2003)
Ab 10.10.1945Amerikanische Militärregierung, Central Collecting Point München, Sicherstellung
Seit 1949Bundesrepublik Deutschland, Übergang gemäß Artikel 134 Grundgesetz

Folgendes kann der Property Card entnommen werden: Zu einem unbekannten Zeitpunkt war das Gemälde Eigentum von Frau Stratz in Heidelberg. 1929 befand es sich in der Münchener Galerie Fleischmann. Von der Kunsthandlung K.A. Lang, ebenfalls in München, wurde es dann am 3. Januar 1942 über Frau Troost für RM 50.000 an die Reichskanzlei verkauft.

Die kunsthistorischen Recherchen zum Gemälde ergaben, dass diese Angaben zum Teil mit einem zweiten Gemälde von Feuerbach mit demselben Motiv verwechselt wurden. Die Kopie nach Rubens in Originalgröße mit den Maßen 118x132 cm gehört zum Bestand des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Es ist in der Technik Öl auf Leinwand ausgeführt. Die sich in Bundesbesitz befindliche Kopie ist eine nur halb so große Version auf Holz, die vermutlich als Ölskizze für das Ölgemälde angefertigt wurde. Da das Datum für die Anfertigung des großen Werkes bekannt ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Skizze ebenfalls in diesem Zeitraum entstanden ist, also um 1848.

Auch in der Literatur wurden beide Versionen mehrfach verwechselt. In der Publikation von Henriette Feuerbach von 1885 heißt es: „Copie nach Rubens ‚Samson und Delila’. Originalgrösse. Im Besitz von Frau Marie Stratz, Heidelberg“. Dieselbe Angabe ist ebenfalls bei Friedrich Boetticher aus dem Jahre 1891 nachzulesen. Ähnliches hat Julius Allgeyer 1894 in seinem Werk über Feuerbach vermerkt, allerdings ohne sich näher zur Größe des Gemäldes zu äußern. Aufgrund der Angaben zur „Originalgröße“ bei Henriette Feuerbach und Boetticher wird damit deutlich, dass sich dieses Maß, also 118x133 cm, und die Provenienz Stratz auf das heute in Heidelberg aufbewahrte Gemälde beziehen.

Die Provenienzangaben auf der Property Card, die auch Frau Stratz nennen, sind daher fälschlicherweise mit dem in Bundesbesitz befindlichen kleineren Werk in Zusammenhang gebracht worden. Zu dieser Verwirrung kam es, da die Antiquitätenhändlerin Karoline Anny Lang aus München, die am 7. November 1941 den Nationalsozialisten ein Angebot zu Feuerbachs „Simson und Delila“ unterbreitete, sich auf die Publikation von Julius Allgeyer bezogen hatte (Bl. 2). Lang zitierte als „Vorbesitzer Dr. H. Stratz, Den Haag“, der in dem 1904 von Allgeyer erschienenen erweiterten Werkverzeichnis genannt ist. Als Maße sind bei Allgeyer aber 1,12x0,86 m angegeben. Allgeyer schreibt, dass sich das Original in der alten Pinakothek in München befindet. Trotz der falschen Maßangaben hat er sich eindeutig auf das große Feuerbach-Gemälde bezogen, welches heute in Heidelberg aufbewahrt wird. Vermutlich liegt hier nur ein Schreibfehler vor, denn eine dritte Feuerbach-Kopie vom Rubens-Original ist weder in der alten Literatur noch im Werkverzeichnis von 1991 nachzuweisen. Allerdings zieht sich diese falsche Maßangabe als Wiederholungsfehler durch die Literatur. So hat auch Hermann Uhde-Berneys 1929 in seinem Katalog zu den Werken von Feuerbach die Größe 86x112cm angegeben. Uhde-Berneys nennt dort Frau Stratz als Provenienz und die Galerie Fleischmann in München als derzeitigen Besitzer. Im gleichen Jahr erschien ein Ausstellungskatalog zum 100. Geburtstag des Künstlers, in dem das Gemälde „Simson und Delila“ erwähnt wurde. Als Maße sind dort 52,9 x 63,2 cm angegeben. Somit wurde die sich heute in Bundesbesitz befindliche Kopie 1929 in der Alten Pinakothek ausgestellt. Als Besitzer ist dort erneut die Kunsthandlung Fleischmann genannt. Der Katalog nahm abermals Bezug auf Feuerbachs Kopiertätigkeit in der Alten Pinakothek in München. Dessen Kopieren von Rubens’ Gemälde wurde jedoch in der bis dahin erschienenen Literatur immer nur auf die große Version bezogen. Da die Besitzangabe Kunsthandlung Fleischmann im selben Jahr sowohl auf das kleine als auch auf das große Gemälde bezogen wurde, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, welches Gemälde 1929 zum Zeitpunkt der Ausstellung tatsächlich im Besitz der Kunsthandlung war.

Eine Anfrage zu Münchener Auktionshäusern und Kunsthandlungen ergab, dass weder Unterlagen zur Kunsthandlung Fleischmann in Münchener Archiven noch Akten der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste in München[1] überliefert sind, so dass hier keine weiteren Erkenntnisse gezogen werden konnten.

Geklärt werden konnte jedoch, dass sich die Ölskizze bis 1917 in der Sammlung des Plauener Direktors R. Zahn befunden hatte. Aus dessen Nachlass wurde das Gemälde am 21. November 1917 in der Galerie Helbing in München zur Versteigerung angeboten. Die Maße, die Angabe „Öl auf Holz“ und die Abbildung entsprechen dem Gemälde in Bundesbesitz. Hinweise zur Provenienz fehlen allerdings. Somit besteht die erhebliche Provenienzlücke von 1917 bis 1941, als das Werk durch die Kunsthändlerin Karoline Lang an das Reich verkauft wurde. Dass es sich dabei eindeutig um die kleine Version handelte, wird durch ein Etikett auf der Rückseite mit der Linzer Nummer 1990 bestätigt. Das Ölbild ist mit derselben Nummer in der „Liste der für das Museum Linz vorgesehenen Gemälde“ verzeichnet, die von Hans Reger seit 1938 angefertigt und im Mai 1945 von der US Army in Altaussee gefunden worden war. Mithilfe von bekannten Erwerbungsdaten und den zugehörigen Linzer Nummern kann davon ausgegangen werden, dass das Bild tatsächlich Anfang 1942 in den „Sonderauftrag Linz“ gelangte. Fraglich bleibt allerdings, von wem Karoline Lang die Ölskizze erworben hat. Aufgrund der mehrfachen Verwechslungen der beiden Bilder wird dies kaum zu ermitteln sein. Nach Auskunft vom Kurpfälzischen Museum in Heidelberg weist das dortige Feuerbach-Gemälde folgende Provenienz auf: „Um 1891 Heidelberger Privatbesitz (Boetticher) [und] Laut Herrn Cramer, Holland, aus Besitz Familie Stratz, Heidelberg (Frau Stratz, alte Dame, seit vielen Jahren in Holland)“. Der Rückseitenbefund ergab, dass dort „nach Rubens von Feuerbach, 1848“ notiert ist; Klebezettel fehlen. Auch bei dem Heidelberger Gemälde gibt es erhebliche Lücken in der Provenienz.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz der Ölskizze „Simson und Delila“ von Feuerbach ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind.

Stand: 2006

[1] Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.

[2] BAB, B 323/162, LF XXXIII/211 und 255.

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