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Grützner, Eduard von

Stillleben mit Rosen, Früchten, Zinnterrine und Pokal

Entstehungsjahr 1898
Technik Öl auf Leinwand
Maße 53,7 x 43,7 cm
Münchener-Nr. 8592
Linz-Nr. 1162/824
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Eduard von Grützner, der seine Ausbildung an der Königlich Bayerischen Akademie bei Karl Theodor von Piloty erhielt, wurde vor allem durch humoristisch-beschauliche Genredarstellungen arbeitender und fröhlich zechender Mönche sowie genießerischer Kardinäle bekannt. Stillleben kamen hingegen selten in seinem Oeuvre vor.1 Im hier vorliegenden Gemälde kombinierte der Maler ein opulentes Stillleben mit Zinngeschirr, Pokalbecher, gefülltem Weinglas sowie Blumen und Früchten, die er im Stil der holländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts arrangierte. Es ist zu vermuten, dass die wertvollen Gegenstände und Antiquitäten, die er virtuos in seine Stillleben integrierte, aus seiner eigenen Sammlung stammten. Pokalbecher, wie der von Grützner Dargestellte, wurden in der Prinzregentenzeit häufig hohen Würdenträgern verliehen.2  

Provenienz

Zeittafel
Früher Sammlung Sprengel, Hannover (Auskunft Dr. Sprengel 3.6.1951)3  
4.1.1941 Erwerbung für den „Sonderauftrag Linz“ durch die Galerie Almas-Dietrich, München, zusammen mit Linz 1161 für RM 14.0004

Der Property Card kann entnommen werden, dass sich das Gemälde einst in der Sammlung Sprengel in Hannover befunden hat. Ferner ist zu entnehmen, dass es gemeinsam mit einem anderen Werk, das die Linzer-Nr. 1161 besitzt, von der Münchener Galerie Almas-Dietrich am 4. Januar 1941 für RM 14.000 an den „Sonderauftrag Linz“ verkauft wurde. Die Recherchen ergaben, dass es sich hierbei um das „Stillleben mit Weinflasche, Zinnteller und Früchten“, ebenfalls von Grützner, handelte.5

Die 1951 gemachte Aussage von Bernhard Sprengel, dass sich das Gemälde ursprünglich in der Sammlung seines Vaters, August Sprengel, befunden hatte, kann nicht mit absoluter Sicherheit bestätigt werden. Zwar befand sich in der Kollektion, die August Sprengel in mehreren Jahrzehnten zusammengetragen hatte, ein Stillleben von Grützner, aber die Erwähnung in einem erhaltenen Briefwechsel lässt auf ein Anderes schließen. Bernhard Sprengel hatte in einem Brief vom 29. Juni 1939 an das Graphische Kabinett Günther Franke in München, mit dem er in engem geschäftlichen Kontakt stand, nach einem Restaurator gefragt.6 Er gab an, seinem Vater sei ein Stillleben Grützners von der Wand gefallen und der dadurch entstandene Riss müsse restauriert werden. In der Korrespondenz ist das Werk nicht näher beschrieben worden. Eine Überprüfung des Stilllebens durch eine Restauratorin der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München ergab jedoch, dass das Gemälde weder einen Riss noch Restaurierungsspuren aufweist.7 Demzufolge muss es sich um ein anderes Stillleben des Künstlers aus der Sammlung Sprengel handeln. Es wird daher vermutet, dass beide Stillleben nach dem Tod des Sammlers im Jahre 1940 in den Münchener Kunsthandel gelangten. Geschäftliche Beziehungen zwischen der Familie Sprengel und dem Münchener Kunsthandel sind in den Akten jener Jahre mehrfach belegt.
Die Recherchen zur Galerie Maria Almas-Dietrich ergaben, dass keine Akten in Münchener Archiven überliefert wurden.8 Ferner konnte dem 1991 erschienenen „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ entnommen werden, dass keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.9 Hier mussten während der NS-Zeit alle Kunsthändler ihr Gewerbe anmelden. Da diese Akten fehlen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachzuvollziehen, aus welchem Besitz Almas-Dietrich das Werk erworben hatte, um es an den „Sonderauftrag Linz“ weiterzuverkaufen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Da die Familie Sprengel jedoch nicht durch das nationalsozialistische Regime verfolgt wurde und August Sprengel das Stillleben vermutlich vor 1933 erworben hatte, besteht kein Grund zu der Annahme, dass es sich um einen NS-verfolgungsbedingten Kauf für den „Sonderauftrag Linz“ gehandelt hat.10 Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass Bernhard Sprengel das Werk, nach dem Tod seines Vaters, aus finanziellen Gründen veräußert hat.

Stand: 2004

1 Balogh 1991.
2 Böller 2003, S. 108.
3 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8592.
4 BArch, B323, Kleine Kartei.
5 Liste der für das Museum Linz vorgesehenen Gemälde, alphabetisch geordnet: Grützner. Vgl. Haase 2002, S. 233.
6 Brief von Bernhard Sprengel an Günther Franke, Hannover, 29.6.1939. Vgl. Manuskript, privater Nachlass Sprengel, Sprengel Museum Hannover.
7 Für das Folgende vgl. Heuß 2003, S. 55.
8 Die folgenden in Frage kommenden bayerischen Archive besitzen keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
9 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991.
10 Heuß 2003, S. 55.

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