Looz-Corswarem, Walter Graf
Friedrich der Große nach der Schlacht bei Leuthen
Entstehungsjahr | 1910 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 152,0 x 102,0 cm |
Münchener-Nr. | 8683 |
Linz-Nr. | 2405 |
Lost Art-ID | 220634 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Walter Graf von Looz-Corswarem (1874–1946) war ein deutscher Militärbildmaler.[1] Er lernte an den Akademien in Antwerpen und Berlin unter Fritz Werner (1827–1908) sowie Adolph von Menzel (1815–1905). Der Künstler war Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und des Vereins Berliner Künstler.[2] Seine Werke fertigte er für öffentliche Gebäude (u. a. Königliches Kreishaus in Wiesbaden), Museen (u. a. Armee-Museum in München) sowie private Gebäude (u. a. Schloß Creisau in Schlesien).
Das Gemälde zeigt in einem Innenraum Friedrich den Großen mit Mantel und Dreispitz in Gesellschaft seiner Generäle. Am linken Bildrand befindet sich ein Kamin, davor der kniende König bei Kerzenschein schreibend. Im rechten Bildteil sind fünf Generäle in stehender Haltung und mit Blick zu Friedrich den Großen dargestellt. Der Mittlere trägt einen bodenlangen, dunklen Mantel.
Das Werk ist signiert „Graf von Looz-Corswarem“, jedoch nicht datiert. Eine Entstehung im Jahre 1910 wird angenommen.[3]
Ein Werkverzeichnis des Künstlers konnte nicht ermittelt werden. Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[4] In Publikationen der Provenienzforschung zu den Sammlungen Adolf Hitler und Hermann Göring sind keine Hinweise auf das Werk enthalten.[5]
Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: weißes, Blau umrandetes Etikett mit perforiertem Rand „2405“ (Linz-Nr.); „Anno 1910.“ (Datierung); in weißer Kreide „171-121“, „11“ (nicht identifiziert).
[1] Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 23, S. 370.
[2] Für das Folgende vgl. Willy Oskar Dressler, Dresslers Kunsthandbuch, Bd. 2, Berlin 1921, S. 364 und Willy Oskar Dressler, Dresslers Kunsthandbuch, Bd. 2, Berlin 1930, 2. Bd., S. 625.
[3] Siehe Rückseitenhinweis.
[4] Ohne Treffer: Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Bd. 1.2, Dresden 1948. Günter Meißner, Saur allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künste aller Zeiten und Völker, Bd. 85, Berlin 1992.
[5] Überprüft wurden: Günther Haase, Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation. Mit Faksimiles sowie einem Dokumentenanhang, Berlin 2002. Birgit Schwarz, Hitlers Museum. Die Fotoalben “Gemäldegalerie Linz”. Dokumente zum “Führermuseum”, Wien 2004. Nancy H. Yeide, Beyond the Dreams of Avarice. The Hermann Goering Collection, Dallas 2009.
Provenienz
(…) | |
Vor 01.08.1942 | Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“), erworben durch Heinrich Hoffmann (1885–1957), München |
Ab Sommer 1943 | Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee |
10.10.1945 | Eingang in den Central Collecting Point München |
Seit 1949 | Bundesvermögen |
Zur Provenienz des Gemäldes „Friedrich der Große nach der Schlacht bei Leuthen“ liegen widersprüchliche Informationen vor. Laut Auskunft von Hans Reger vom 21. Juli 1951 war das Werk bereits seit 1938 im Besitz der Reichskanzlei.[1]
Reger war Architekt und Mitarbeiter im Büro von Paul Ludwig Troost (1878–1934) in München.[2] Zwischen 1938 und 1945 war er für das Kunstdepot im „Führerbau“ zuständig und registrierte und katalogisierte alle Kulturgüter, die für den „Sonderauftrag Linz“ bestimmt waren.
Ein Schriftwechsel zwischen Reger und SS-Untersturmführer G. Ziegner in Berlin weist hingegen auf einen späteren Erwerb des Gemäldes im August 1942 hin.[3] Demnach wurde das Werk durch Heinrich Hoffmann (1885–1957) für Adolf Hitler aus unbekannter Quelle angekauft und am 1. August 1942 von Berlin nach München gesandt, welches am 4. August am Münchener Hauptbahnhof eintraf. Auf dem zugehörigen Lieferschein ist maschinenschriftlich vermerkt: „Der Führer hat es noch nicht gesehen.“ Später wurde handschriftlich dort notiert „Vom Führer [unleserlich] XI.42 besichtigt.“ Nach dem Krieg wurde Hoffmann zur Herkunft des Gemäldes befragt. Laut Aussage vom 13. April 1951, war ihm nichts zur Werkprovenienz bekannt.[4] Aufgrund der überlieferten Schriftstücke im Bundesarchiv und der hohen Linz-Nr. 2405 kann davon ausgegangen werden, dass das Gemälde erst 1942 für den "Sonderauftrag Linz" erworben wurde und nicht wie Reger mitteilte im Jahr 1938.
Heinrich Hoffmann war Fotograf und Verleger in München mit späteren Ladengeschäften u.a. in Wien.[5] Durch seine Tätigkeit als Hitlers Fotograf konnte er exklusiv die von seinem Verlag publizierten Hitler-Bildbände gewinnbringend vermarkten. Seine Ernennung zum alleinigen Juror der 1. Großen Kunstausstellung 1937 in München umfasste ebenfalls die Vermarktung der Postkarten und Mappen von den dort präsentierten Kunstwerken. Im darauffolgenden Jahr erwarb Hoffmann die Zeitschrift „Kunst dem Volk“, in der er u.a. auch seine eigene Kunstsammlung publizierte. Seine ab 1930 begonnene Sammlung umfasste 282 Gemälde und Aquarelle, die er 1941/1942 in einem Fotoalbum dokumentierte. Die wichtigste Kunsthändlerin für ihn war Maria Almas-Dietrich (1892–1971).
Nach der Eröffnung einer Filiale in Wien im Herbst 1938 bediente sich Hoffmann fortan auch der dort ansässigen Galerien und Kunsthandlungen. Weitere Filialen eröffnete er nach Beginn des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Ländern. Von dort erwarb er u.a. Kunstwerke aus beschlagnahmten jüdischen Sammlungen. Hoffmann legte den Schwerpunkt seiner Sammlung, ebenso wie Hitler, auf niederländische Malerei des 17. und deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts. Durch seine Nähe zu Adolf Hitler gehörte er zu den erfolgreichsten Profiteuren des NS-Regimes. Nach Kriegsende wurde seine Sammlung beschlagnahmt, im CCP München inventarisiert und in den folgenden Jahren sukzessive an Familienangehörige bzw. die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen übergeben.
Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 10. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[6] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[7]
Bearbeitungsstand: 2019
[1] Vgl. BVA-Archiv, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 8683.
[2] Für das Folgende vgl. LostArt, Modul „Provenienzrecherche“, NS-Raubkunst, Dienststellen und Verantwortliche des systematischen und organisierten NS-Kulturgutraubes, Reger, Hans. URL: www.lostart.de/Content/051_ProvenienzRaubkunst/DE/Verantwortliche/R/Reger,%20Hans.html [Abruf: 22.03.2019]. Siehe auch: Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der Sonderauftrag Linz. Visionen, Verbrechen und Verluste, 1. Auflage, Berlin 2005.
[3] Für das Folgende vgl. BArch Koblenz, B 323/160, Bl. 31.
[4] Vgl. NARA, M1946. URL: www.fold3.com/image/312515709 [Abruf: 22.03.2019].
[5] Für das Folgende vgl. Sebastian Peters, Der „Millionär von Hitlers Gnaden“ und die Kunst. Zu Entstehung und Verbleib der Sammlung Heinrich Hoffmann, in: Ausst.kat. NS-Raubkunst. Lokal und Europäisch, Celle 2018, S. 122–143.
[6] Vgl. BVA-Archiv, zugehörige Property Card des CCP München.
[7] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 08.02.2019].