Feuerbach, Anselm Friedrich
Bildnis des Photographen Reitmayer
Entstehungsjahr | 1860 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 117 x 98,5 cm |
Münchener-Nr. | 8756 |
Linz-Nr. | 1130/806 |
Lost Art-ID | 220658 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Anselm Feuerbach (1829 Speyer – 1880 Venedig), einer der bedeutendsten Vertreter der Malerei des deutschen Idealismus im 19. Jahrhundert wurde als Sohn eines Philologen in Speyer geboren. Ersten Zeichenunterricht erhielt er ab 1843 an der Universität Freiburg. Ab April 1845 studierte er bei Wilhelm von Schadow, Johann Wilhelm Schirmer und Carl Friedrich Lessing an der Düsseldorfer Akademie. Seine Studien setzte er 1848 in München und 1850 in Antwerpen fort. Von Mai bis Sommer 1852 war Feuerbach in Paris, wo er im Louvre nach den alten Meistern kopierte und durch Eugen Delacroix, Gustav Courbet sowie Thomas Couture beeinflusst wurde. Feuerbach lebte ein Jahr in Basel, bevor er, finanziert durch ein Stipendium des Großherzogs von Baden, im Mai 1855 zusammen mit dem Dichter Josef Victor von Scheffel nach Italien fuhr. Hier entstanden seine wichtigsten Werke, darunter die beiden Fassungen der Iphigenie, das Gastmahl des Plato und die großformatige Amazonenschlacht. Er blieb in Rom von 1856 bis 1973. 1872 wird Feuerbach als Professor für Historienmalerei nach Wien berufen, wo er das Amt 1872 antritt. Er beendet 1877 die Professur in Wien und mietet im Palast Doltin Atelierräume an.
Laut Feuerbach-Werkverzeichnis von Prof. Uhde–Bernays1 ist das Gemälde im Jahre 1860 entstanden.
Es zeigt den Fotografen Otto Reitmayer als Kniestück. Der Dargestellte ist nach halblinks gerichtet, aus dem Bild auf den Betrachter blickend. Er trägt einen Mantel mit großem Pelzbesatz. Seine rechte Hand ist auf einer Stuhllehne aufgestützt.
Provenienz
1929 | im Eigentum von Frau Dr. Anna Bock, Tochter des Photographen Otto Reitmayer |
06.11.1940 | von der Münchener Kunsthändlerin Almas aus Münchener Privatbesitz von Herrn Prof. Kirchner erworben |
Das Gemälde befand sich ursprünglich im Eigentum des dargestellten Photographen Otto Reitmayer. Nach den Ermittlungen der ehemaligen Treuhandverwaltung Kulturgut München befand es sich im Jahre 1929 im Besitz von dessen Schwiegersohn, Herrn Hofrat Dr. Bock, München.
Die erneuten Recherchen haben ergeben, dass das Gemälde in der Feuerbach–Gedächtnis–Ausstellung im Münchener Glaspalast im Jahre 1929 gezeigt worden ist. Im entsprechenden Ausstellungskatalog wurde Frau Dr. Anna Bock, Tochter des Photographen Otto Reitmayer, als Eigentümerin des Bildes ausgewiesen. Laut einer Auskunft des Stadtarchivs München wurde Frau Anna Bock, geb. Reitmayer, am 27.07.1885 in München geboren und ist dort am 02.07.1957 verstorben. Ihr Ehemann Dr. med. Heinrich Georg Konrad Bock war bereits am 13.10.1927 verstorben.
Im Ausstellungskatalog des Glaspalastes von 1929 war das Gemälde mit einem * gekennzeichnet. Die Eintragung im Katalog war ein Hinweis darauf, dass das Gemälde zum damaligen Zeitpunkt nicht zum Verkauf stand. Demgegenüber hatte die Münchener Kunsthändlerin Frau Almas–Dietrich bei ihrer Vernehmung am 16.08.1951 im Central Collecting Point ausgesagt, dass sie das Gemälde am 06.11.1940 aus Münchener Privatbesitz von einem Prof. Kirchner erworben hätte. In welcher Beziehung Prof. Kirchner zu Frau Dr. Anna Bock stand, blieb bislang ungeklärt. Es liegen keine Anhaltspunkte auf NS–Verfolgungsmaßnahmen gegen Frau Dr. Anna Bock vor.
In der Anlage Nr. 44 zum so genannten Linz-Report wurde lediglich der Ankauf des in Rede stehenden Gemäldes für den „Sonderauftrag Linz“ durch Frau Almas–Dietrich und Herrn Heinrich Hoffmann am 06.11.1940 dokumentiert.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle bekannten Quellen sind ausgeschöpft.
Stand: 2004
1 Uhde _ Bernays, Feuerbach, München, 1929, lfd. Nr. 200, Abb. 171