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Spitzweg, Carl

Einsiedler und Teufel (Teufelsbeschwörung)

Entstehungsjahr 1870/80
Technik Öl auf Leinwand
Maße 53,8 x 31,7 cm
Münchener-Nr. 8789
Linz-Nr. 1395
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler und Illustrator Carl Spitzweg (1808-1885) gelangte auf dem Umweg des Pharmaziestudiums zu seiner künstlerischen Berufung.1 Während eines Italienaufenthaltes, 1832/33, kam Spitzweg mit einem kleinen Kreis von Künstlern zusammen, darunter Christian Heinrich Hansonn, die ihn nachträglich prägten. Er entschließt sich Maler zu werden, hält sich aber zu alt für ein Studium an der Akademie und studiert und kopiert stattdessen alte Meister und berühmte Zeitgenossen. 1844 kam es zu einer Mitarbeit an dem humoristisch-satirischen und reich illustrierten Wochenblatt „Fliegende Blätter“.
Die letzten 34 Lebensjahre verbrachte Spitzweg in beschaulicher Ruhe als Junggeselle in München. Abgelehnt vom offiziellen Münchener Kunstbetrieb erfreute sich seine Kunst bereits zu seinen Lebzeiten in Sammlerkreisen einiger Beliebtheit. Spitzweg hinterließ ein umfangreiches Oeuvre.

Im Gemälde „Einsiedler und Teufel“ von Spitzweg, das dieser 1870/1880 malte, steigt ein wohlgenährter Mönch mit einer Flasche Wein in der Hand aus dem Keller ans Tageslicht.2  Am Ende der vor ihm aufsteigenden Treppe wird er unweigerlich auf den Teufel treffen, der gerade dabei ist, durch das Fenster zu steigen. Gefährlich wirkt die Szene nicht. Im Gegenteil: Der ungelenk wirkende Teufel und der ahnungslos vor sich hinträumende Mönch verbreiten eine gewisse Komik.
Die Ausgewogenheit der Komposition, die Lichtregie und Malweise legen eine Datierung in die 1870er Jahre nahe.

Provenienz

Zeittafel
September 1916 Spitzweg-Ausstellung in der Galerie Thannhauser, München, Nr. 32, S. 213
12.3.1926 Ludwigsgalerie, München, Nr. 28, zum Verkauf angeboten, ohne Erfolg 
29.11.-1.12.1926 Kunsthandlung Keller & Reimer, München, zum Verkauf angeboten, ohne Erfolg 
20.2.-31.3.1927 Auktionshaus Hugo Helbing, Berlin, Nr. 25, Einlieferer: Keller & Reimer, München, zum Verkauf angeboten, ohne Erfolg 
Juni 1927 Galerie Thannhauser, Berlin, Nr. 321, mit dem Titel „Einsiedler“, Ausstellung zur Eröffnung der Dependance in Berlin 
1.9.1928 und 27.11.1932 Kunsthandlung Dahlheim, Berlin 
Bis 1939 Im Münchener Kunsthandel nachgewiesen (Auskunft Dr. Elsen, 18.3.1951) 
Um 1941 Vom „Sonderauftrag Linz“ erworben 

Entsprechend der Angaben auf der Property Card war das Gemälde 1916 in der Münchener Galerie Thannhauser ausgestellt.4 Im Jahr 1927 wurde es bei Hugo Helbing in München auf einer Auktion angeboten, konnte jedoch nicht verkauft werden. Nach Auskunft eines Dr. Elsen vom 18. März 1951 befand sich das Gemälde noch bis 1939 im Münchener Kunsthandel.5

Weitere Recherchen ergaben, dass das Gemälde mehrfach im Kunsthandel angeboten wurde, ohne das es verkauft werden konnte. Erst um 1941 erwarb es der „Sonderauftrag Linz“. Diese ungefähre Jahresangabe ergibt sich aus der Linzer-Nr. 1395. Hans Reger hatte für die inventarisierten Kunstwerke seit Juli 1938 Nummern vergeben. Die näheren Erwerbungsumstände konnten jedoch nicht geklärt werden. Auch das neu überarbeitete Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann erbrachte dazu keine weiteren Provenienzergebnisse.6

Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Vermögensverlust konnten aufgrund der bisherigen Quellenlage nicht ermittelt werden.

Stand: 2004

1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 31/32, S. 394-395.
2 Für das Folgende vgl. Böller 2003, S. 194.
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8789. Eine weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummer lautet Aussee 4009. Vgl. auch Provenienzangaben Wichmann 2002, Kat. Nr. 848.
4 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8789.
5 Im Bestand B 323/331 des Bundesarchivs konnte die schriftliche Auskunft von Elsen bei der TVK in den 1950er Jahren nicht mehr nachgewiesen werden. Vgl. BArch, B323/331, Kunsthändler A-J.
6 Wichmann 2002.

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