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Schwind, Moritz von

Skizze für ein Monument

Entstehungsjahr O. J.
Technik Öl auf Leinwand
Maße 91,0 x 51,0 cm
Münchener-Nr. 8876
Linz-Nr. 1685/932
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Moritz von Schwind (1804–1871) bildete sich nach einem zweijährigen Besuch der Wiener Kunstakademie seit 1823 autodidaktisch weiter.[1] Durch die Begegnung mit Musik- und Literaturfreunden begann er mit der Lektüre von Sagen und Balladen und besucht Lieder- und Klavierabende im Hause seiner Freunde. Insbesondere die Freundschaft zu Franz Schubert und dessen Künstlerfreunden den „Schubertianern“, Dichtern, Musikern, Malern und Wissenschaftlern, hatte eine nachhaltige Wirkung auf sein Œuvre.

Während einer Reise 1827 nach München, lernte Schwind den Maler Peter von Cornelius (1783–1867) kennen, dessen Arbeiten ihn sehr beeindruckten. Nach der Übersiedlung des Künstlers nach München, wurde sein Malstil zunehmend von Cornelius beeinflusst. Gleichzeitig versuchte er sich jedoch gegenüber seinem Lehrer abzugrenzen und wandte sich zunehmend dem Romantischen zu. Es folgten zahlreiche Reisen innerhalb Deutschlands, nach Italien und Österreich.

Schwind, dessen Bekanntheitsgrad wuchs, erhielt nun zahlreiche Aufträge, darunter Historien-, Märchen- und Sagendarstellungen, die er auch als Fresken ausführte. Nach einer Professur für Historienmalerei in Frankfurt folgte er im Jahre 1847 dem Ruf an die Münchener Akademie. In seinem gesamten Schaffen kam dem Aspekt des Musikalischen eine besondere Bedeutung zu.

Die „Skizze für ein Monument“ zeigt einen eckigen Sockel, um den herum allegorische Figuren gruppiert sind. Darüber erhebt sich das Rundmonument, das im unteren Bereich mit Reliefs geschmückt und von stehenden weiblichen Figuren flankiert ist. Im oberen Bereich der Säule befinden sich eine Figurennische, Medaillons und Wappen. Bekrönt wird das Monument mit vollplastischen weiblichen Figuren, die Wappenschilder deutscher Länder tragen.[2] Als Werktitel sind sowohl „Denkmalsentwurf“[3] als auch „Skizze für ein Monument“[4] überliefert.

Das Gemälde ist unten rechts signiert „Schwind“.

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „8876“ (Mü-Nr.); in Bleistift „699 [?]“ (nicht identifiziert); auf blau umrandetem Etikett, in Schwarz „1685/932“ (Linz-Nr.); auf blau umrandetem Etikett, in Bleistift „[unleserlich]“; Leinwandstempel „Malerleinwand-Fabrik von A. Schutzmann in München“ (Unternehmen).

[1] Für das Folgende vgl. Siegmar Holsten, Moritz von Schwind. Meister der Spätromantik, Ostfildern-Ruit 1997, S. 9–24.

[2] Vgl. Auk.kat. Antiquitäten, Möbel, Plastik, Gemälde, Graphik, Textilien aus verschiedenem Besitz, Münchener Kunstversteigerungshaus Weinmüller, München, 24.04.1941, S. 41, Los 497, o. Abb.

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 8876.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
O. J.Eugenie Piloty (1869–1952), München
Bis 24.04.1941Alois Maden (1874–?), München
24.04.1941– Mai 1941Galerie Almas, München, erworben über Auktionshaus Weinmüller, München
Mai 1941Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
12.10.1945Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Bisher nachgewiesen werden konnte das Gemälde „Skizze für ein Monument“ von Moritz von Schwind in der Sammlung von Eugenie Piloty[1] (1869–1952), geborene von Baeyer.[2] Eugenie Piloty war die Witwe des Chemikers Prof. Dr. Oskar Piloty. Wann und auf welchem Wege das Werk in ihr Eigentum gelangte, ist nicht bekannt. Laut Unterlagen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege besaß Eugenie Piloty eine Anzahl von Gemälden deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts aus altem Familienbesitz.[3] Ihr Schwiegervater war der Münchener Maler Karl Theodor von Piloty (1829–1886).[4] Dieser war von 1856 bis zu seinem Tod als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München tätig. Auch Moritz von Schwind lehrte zu dieser Zeit an der Münchener Akademie. Möglich wäre, dass Carl Theodor von Piloty die „Skizze für ein Monument“ direkt vom Künstler erwarb und sie im Folgenden durch Erbgang in das Eigentum von Eugenie Piloty überging. Recherchen ergaben keine Hinweise auf eine politische oder rassische Verfolgung von Eugenie Piloty während der NS-Zeit.

Aus der Sammlung von Eugenie Piloty erwarb Alois Maden (1874–?) das Gemälde zu einem unbekannten Zeitpunkt.[5] Zur Person Maden liegen nur wenige Informationen vor. Bekannt ist, dass er wie Piloty in München wohnhaft war. Eine politische oder rassische Verfolgung während der NS-Zeit konnte nicht nachgewiesen werden.[6]

Belegt ist, dass Maden das Gemälde im April 1941 beim Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller in München einlieferte.[7] Weinmüller (1886–1958) war ein Neffe von Alois Maden[8] und seit 1921 als Kunsthändler aktiv. 1936 eröffnete er das Kunstversteigerungshaus Weinmüller am Odeonsplatz in München. Zwei Jahre später folgte die Gründung einer Zweigstelle in Wien. Weinmüller war seit 1931 Mitglied der NSDAP und gilt als Ariseur jüdischer Auktionshäuser.[9]

Am 24. April 1941 wurde das Gemälde unter dem Titel „Denkmalsentwurf“ bei Weinmüller als Los 497 angeboten und für RM 600,- von der Galerie Almas in München ersteigert.[10]

Maria Almas-Dietrich (1892–1971), geborene Dietrich, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.[11] Im Jahre 1921 heiratete sie den türkischen Staatsbürger Ali Almàs-Diamant und trat zum Judentum über. Seit 1926 lebten sie jedoch in Trennung, 1937 erfolgte die Scheidung. Der Name „Almas“ blieb jedoch für die Galerie erhalten. Nach eigenen Angaben lernte Almas-Dietrich im Jahre 1936 Heinrich Hoffmann (1885–1957), den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen erste Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Fortan entwickelte sie sich zu den aktivsten Vermittlern von Kunst an die Nationalsozialisten. Zwischen 1936 und 1944 verkaufte Almas-Dietrich über eintausend Kunstwerke an Hitler und zählt damit zu den Kunsthändlern mit der größten Anzahl an Hitler verkauften Kunstwerken. Am 15. Januar 1940 wurde sie aufgrund einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie keine Jüdin sei, im Deutschen Reich eingebürgert. Nach der Zerstörung ihrer Galerie bei einem Luftangriff am 20. April 1944 wurde der Betrieb in die eigene Villa an der Gustav-Freytag-Str. 5 im Herzogpark verlagert. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm Maria Almas-Dietrich nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA&A ausgewertet.[12]

Von der Galerie Almas wurde das Werk im Mai 1941 für den „Sonderauftrag Linz“ für RM 850,- erworben und erhielt dort die Linz-Nr. 1685/932.[13]

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 12. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[14] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt nach dem bisherigen Kenntnisstand die Provenienz ungeklärt.[15]

Bearbeitungsstand: 2018

[1] Vgl. Schreiben von Weinmüller, München an den CCP München vom 30.03.1951.

[2] Für das Folgende vgl. Schreiben des Stadtarchivs, München an die OFD, Berlin vom 23.04.2001.

[3] Vgl. NARA, M1941, Antrag auf Rückgabe der Sammlung Piloty vom 23.08.1946. URL: www.fold3.com/image/293336700 [Abruf: 30.08.2018]. Teile der Sammlung Eugenie Piloty wurden im April 1943 in Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Wiesmühl eingelagert. Am 6. September 1946 erhielt Piloty die eingelagerten Werke wieder zurück. Vgl. ebd., M1946, Bestätigung der Militärregierung Deutschland über die Rückgabe der Sammlung Piloty vom 06.09.1946. URL: www.fold3.com/image/269950188 [Abruf: 30.08.2018].

[4] Eugenie Piloty war die Ehefrau des Chemikers Prof. Dr. Oskar Piloty (1866–1915). Vgl. Priesner, Claus, Piloty, Oskar, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 446 [Online-Version]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd116185945.html#ndbcontent [Abruf: 06.09.2018].

[5] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 8876.

[6] Vgl. Schreiben des Stadtarchivs, München an die OFD, Berlin vom 23.04.2001.

[7] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 8876

[8] Vgl. Uwe Fleckner, Thomas W. Geathgens, Christian Huemer, Markt und Macht. Der Kunsthandel im „Dritten Reich“, Berlin 2017, o. S, Fußnote 34. 

[9] Vgl. Zentralinstitut für Kunstgeschichte München, Die Kunsthandlungen und Auktionshäuser von Adolf Weinmüller in München und Wien 1936–1945. URL: www.zikg.eu/projekte/projekte-zi/weinmueller [Abruf: 29.08.2018]. Siehe auch: Meike Hopp, Kunsthandel im Nationalsozialismus. Adolf Weinmüller in München und Wien, Köln 2012.

[10] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 8876. Vgl. auch: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Lost Art, Datenbank Kunst- und Kulturgutauktionen 1933–1945, Eintrag zu Los 497 in der Auktion bei Weinmüller, 24.04.1941. URL: www.lostart.de/Webs/DE/Provenienz/AuktionBet.html?cms_param=ABET_ID%3D59067 [Abruf: 29.08.2018]. Siehe auch: Auk.kat. Weinmüller, München 1941, S. 41.

[11] Vgl. BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.

[12] Vgl. NARA, RG 260, 519, Box 445.

[13] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 8876.

[14] Vgl. ebd.

[15] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com) [Abruf: 30.08.2018].

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