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Thoma, Hans

Junger Faun mit Mädchen und Mandoline

Entstehungsjahr 1895
Technik Öl auf Holz
Maße 84,5 x 69 cm
Münchener-Nr. 8967
Linz-Nr. 289
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Hans Thoma (1839–1924) findet nach kurzer Lehrzeit als Lithograph, Anstreicher und Uhrenschildmacher 1859 Aufnahme an der großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe, wo er unter anderem bei Johann Wilhelm Schirmer ausgebildet wird.1 Nach dem Wechsel 1867 an die Düsseldorfer Akademie, wo er Otto Scholderer kennenlernt, unternimmt er mit diesem im folgenden Jahr eine Reise nach Paris. Dort wird das Oeuvre von Gustave Courbet zum entscheidenden Erlebnis für Thoma. Seine nun entstehenden Werke, die er im Kunstverein Karlsruhe zeigt, stoßen jedoch auf so scharfe Kritik, dass er den Entschluss fasst, 1870 nach München umzusiedeln, wo er die nächsten Jahre wirkt. Auch hier findet seine Arbeit ein geteiltes Echo, besonders die älteren Maler lehnen seine Kunst teils heftig ab.2 Ihm geistesverwandte Maler, mit denen er in München verkehrt, sind u. a. Victor Müller, Wilhelm Leibl, Arnold Böcklin und Wilhelm Trübner. Es vergeht allerdings noch mehr als ein Jahrzehnt bis Thoma 1890 endlich einen großen Erfolg in München erzielt.3 Als Sechzigjähriger wird er schließlich vom Großherzog Friedrich I. von Baden zum Direktor der Galerie und Professor der Kunstschule nach Karlsruhe berufen. Im Jahre 1909, also noch zu seinen Lebzeiten, wird für Thoma ein Museum in der Karlsruher Kunsthalle eröffnet.

Das Gemälde „Waldidyll (Junger Faun und Mädchen mit Mandoline)“ aus dem Jahre 1895 malt Thoma während seiner Zeit in Frankfurt, wo er von 1876 bis 1899 lebt.4 Während dieser Zeit entstehen Bilder mit neuen allegorischen und symbolischen Sujets. Thoma bevölkert seine Landschaften mit heidnischen und christlichen Figuren sowie tanzenden Putten und musizierenden Engeln. An sein großes Vorbild Böcklin, dessen Bilder eine mystische Welt mit Naturgeistern, Sagengestalten und Fabelwesen darstellen, reicht Thoma jedoch nicht heran. Dargestellt ist hier ein junger nackter Faun, der am linken Bildrand nachdenklich auf einem Felsbrocken sitzt, während er einem Mädchen beim Mandolinenspiel zuhört. Das Gemälde ist nicht in dem 1909 erschienen Werkverzeichnis von Henry Thode enthalten, mit dem der Künstler befreundet war.5

Provenienz

Zeittafel
Verm. vor 1938 Ankauf durch das Deutsche Reich6

Die TVK München konnte keine Angaben zur Herkunft des Gemäldes machen. Lediglich die niedrige Linzer Nummer lässt darauf schließen, dass das Werk vermutlich vor 1938, also vor Beginn der Inventarisierung für den „Sonderauftrag Linz“ erworben worden ist.7

Im Werkverzeichnis von Henry Thode aus dem Jahre 1909 kann die mythologische Szene nicht nachgewiesen werden.8 Lediglich im dort abgedruckten „Verzeichnis der in diesem Bande nicht reproduzierten Gemälde Hans Thomas“ ist ein Gemälde mit dem Titel „Sitzender Faun und Laute spielendes Mädchen“ aus dem Jahr 1893 nachgewiesen.9 Allerdings spricht das abweichende Entstehungsdatum dafür, dass es sich nicht um das in Bundesbesitz befindliche Gemälde handelt. Den Angaben im ‚Verzeichnis’ zufolge befand sich das Gemälde im Karlsruher Atelier von Thoma.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2006

1 Für das Folgende vgl. Hans Thoma 1961, unpag.
2 Für das Folgende vgl. Dirrigl 2001, S. 21-25.
3 Hans Thoma 1961, unpag.
4 Dirrigl 2001, S. 76 f.
5 Thode 1909.
6 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8967. Eine weitere auf der Inventarkarte vermerkte Nummer lautet Aussee 4187.
7 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Reger am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
8 Thode 1909.
9 Ebd., Nr. CXXXVI, S. 518.

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