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Kauffmann, Angelika

Mädchenbildnis

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Pastell
Maße 61 x 46,5 cm
Münchener-Nr. 8978
Linz-Nr. 3193
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Pastell zeigt Folgendes: eine junge Frau nach rechts fliehend, den Kopf nach halblinks vorn, mit wehendem Haar, weiter Kleiderausschnitt.

Provenienz

Zeittafel
Sammlung F. Baumert, Karlsruhe
am 23. Oktober 1943für RM 8.000 „als Franz. Sp. 18. Jh.“ für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) ermittelte zur Provenienz des Pastells, dass dieses am 23. Oktober 1943 von „F. Baumert, Karlsruhe, aus seinem Eigentum (Dargestellte ist eine Ahnfrau Baumerts)“ für RM 8.000 „als Franz. Sp. 18. Jh.“ für die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ erworben wurde.1

Die erneuten Recherchen zur Provenienz des Kunstwerkes ergaben Folgendes:
Das Pastell ließ sich in der kunsthistorischen Literatur zum Werk von Angelika Kauffmann nicht nachweisen.2 Aus diesem Grund konnten hierin keine weiterführenden Hinweise zur Provenienz des Kunstwerkes ermittelt werden. Dr. Bettina Baumgärtel (Museum Kunst Palast, Düsseldorf), die sich als Kunsthistorikerin intensiv mit dem Werk Angelika Kauffmanns beschäftigt hat, teilte auf Nachfrage zur Provenienz des Pastells mit, dass es sich bei diesem Werk „nicht um ein eigenhändiges Werk“ Angelika Kauffmanns handelt.3 In ihren Unterlagen konnte sie ebenfalls keinen Hinweis zu diesem Pastell ausfindig machen.

Aufgeführt wird das Pastell lediglich in Hans Schweers 2005 erschienenen Publikation „Gemälde in deutschen Museen“ mit dem Titel „Bildnis eines unbekannten Mädchens“. Aber auch hierin finden sich keinerlei weitere Anhaltspunkte zur Herkunft des Blattes.4 Auf der Rückseite dieses unsignierten und undatierten Pastells findet sich nach Auskunft des Leihnehmers lediglich ein Aufkleber mit der Nummer 3193, die als sogenannte Linzer-Nummer im Zuge der Inventarisierung der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ vergeben wurde.5 Weitere Verzeichnungen, die Provenienz des Pastells betreffend, sind der Rückseite nicht zu entnehmen.

Zu dem auf der Property Card erwähnten Vorbesitzer „F. Baumert, Karlsruhe“ konnte das Stadtarchiv Karlsruhe folgende Auskunft erteilen: Im Karlsruher Adressbuch des Jahres 1943 ist der Prokurist a. D. Franz Baumert, Murgstraße 4 verzeichnet. Dieser wird erstmals im Jahre 1915 im Adressbuch der Stadt Karlsruhe erwähnt, in den 1920er Jahren als Besitzer der Großhandlung „Firma Baumert & Co.“ Da die Einwohnermeldekartei der Stadt Karlsruhe aus den Jahren von 1870 bis 1945 im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, können keine weiteren Personenangaben zu Franz Baumert ermittelt werden. Im Karlsruher Sterbebuch der Jahre von 1940 bis 1945 gibt es nach Mitteilung des Stadtarchiv Karlsruhe keinen Sterbeeintrag für Franz Baumert.6

In den Beständen des Generallandesarchivs Karlsruhe ließen sich zu Franz Baumert beziehungsweise zu dessen Familie keinerlei weiterführende Hinweise ermitteln.7 Das Bundesarchiv Berlin bestätigte allerdings, dass der Karlsruher Kaufmann Franz Baumert, geboren am 13. November 1874 in Karlsruhe, in der NSDAP-Mitgliederkartei verzeichnet ist. Demnach trat er am 1. November 1930 in die NSDAP ein und wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Karlsruher Welfenstraße 48.8 Eine mit gleicher Adresse überlieferte NSDAP-Mitgliederkartei ist zu einem Erich Baumert, geboren am 22. April 1903, Regierungsbaumeister überliefert. Ob es sich hier um einen Bruder oder Sohn des Franz Baumert handelt, konnte nicht ermittelt werden.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2010

1 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8978, Linz-Nr. 3193. Bundesarchiv Koblenz, LF (Linz Film) I/19/105; XV/75/320. Zur Herkunft des Kunstwerkes führt die Restitutionskartei im Bundesarchiv darüber hinaus aus, dass es sich um „alten Familienbesitz“ der Familie Baumert, Karlsruhe handelt und dass die „Ehefrau des Verkäufers“ dargestellt sei. Vgl. hierzu: Bundesarchiv Koblenz, B 323/663 sowie LF (Linz Film) XV/80/340 ff. Das Kunstwerk befindet sich heute als Leihgabe im Kurpfälzischen Museum, Heidelberg, Inv. Nr. 1875-1436. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt durchge-führt.
2 Baumgärtel, Bettina (Hrsg.), Angelika Kauffmann Retrospektive, Ostfildern 1998; Holland, Hyacinth, Kauffmann, (Marie Anna) Angelika, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Band 15, Leipzig 1882, S. 466-469; Kauffmann, Angelika, in: Meyers Konversations-Lexikon, Bd. 9, 4. Aufl., Leipzig 1885-1892, S. 626; Maierhofer, Waltraud (Hrsg.), Angelika Kauffmann: „Mir träumte vor ein paar Nächten, ich hätte Briefe von Ihnen empfangen“. Lengwil 2001; dies., Angelika Kauffmann: Briefe einer Malerin, Mainz 1999; Natter, Tobias (Hrsg.), Angelika Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem Talent, Ostfildern 2007; Schweers, Hans, Gemälde in deutschen Museen, München 2005, S. 591.
3 Mitteilung des Museums Kunst Palast, Düsseldorf, 04.03.2009.
4 Hans Schweers, Gemälde in deutschen Museen, München 2005, S. 591.
5 Mitteilung der Graphischen Sammlung, Kurpfälzisches Museum Heidelberg, 04.03.2009.
6 Mitteilung des Stadtarchiv Karlsruhe, 17.02.2009.
7 Mitteilung des Generallandesarchiv Karlsruhe, 28.05.2009.
8 Bundesarchiv Berlin, NSDAP-Mitgliederkartei, Franz Baumert, Mitgliedsnummer 358007. Frdl. Mitteilung vom 28.05.2009.

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