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Böcklin, Arnold

Germanen im Urwald auf der Eberjagd

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 103 x 83 cm
Münchener-Nr. 9073
Linz-Nr. 756
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Provenienz

Zeittafel
seit 1918Dr. Richard Werner, Stuttgart
1926von der Galerie Haberstock Berlin an die Galerie Thannhauser, München veräußert
im Jahre 1938 oder 1939von Frau Almas Dietrich an den "Sonderauftrag Linz" verkauft

Die Treuhandverwaltung Kulturgut in München hatte zur Provenienz folgendes ermittelt.
Früher Genua/ Hagerhof am Rhein, Franz Weyermann, Denzerheide, Dr. Heydweiler (1898), Kunsthandlung Eduard Schulte, Berlin, Versteigerung bei Lepke, Berlin 1917, seit 1918 Dr. Richard Werner, Stuttgart.
1926 von der Galerie Haberstock Berlin an die Galerie Thannhauser, München, von dort an einen Privatmann, von dort an Galerie Almas München für den Sonderauftrag Linz erworben. Laut der Aussage von Frau Almas – Dietrich vom 16.03.1949 hatte sie das Gemälde von einem Kunsthändler oder aus privater Hand erworben.

Das Gemälde trägt die Linz – Nr. 756. Kunstgegenstände mit Linz-Nummern bis 380 sind laut der Aussage des Architekten Hans Reger, der die Kunstgegenstände inventarisierte, bis Juli 1938 vom Sonderauftrag Linz erworben worden. Das Gemälde von Böcklin wird folglich im Jahre 1938 oder 1939 von Frau Almas Dietrich an den "Sonderauftrag Linz" verkauft worden sein. Fraglich ist, wer der Vorbesitzer des Bildes gewesen war.

Die im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin befindlichen Unterlagen beinhalten lediglich Aussagen bezüglich der Ausleihe des Gemäldes zu Ausstellungszwecken von Stuttgart nach Berlin. Mit Schreiben vom 02.03.1928 bestätigt Graf Baudissin, Direktor der Stuttgarter Gemäldegalerie, gegenüber der Nationalgalerie Berlin die Rückgabe des Gemäldes an den Besitzer Dr. Richard Werner in Stuttgart. Dieser muss das Gemälde dann an die Galerie Haberstock veräußert haben.

Laut der im Bundesarchiv in Koblenz verwahrten Aussage des Kunsthändlers Karl Haberstock vom 27.09.1946 hatte er das Gemälde von Böcklin vor ca. 15 bis 20 Jahren (also zwischen 1926 und 1931) an die Galerie Thannhauser in München verkauft, diese hätte das Gemälde an einen Privatsammler weitergegeben, der es an Hitler verkaufte.

Im Werkkatalog „Arnold Böcklin. Die Gemälde“, Zürich 1977 von Rolf Andree ist lediglich die o.a. Provenienz zum Gemälde verzeichnet.

Die Casa – Silva – Stiftung, die 1992 aus dem Nachlass von Hilde und Justin Thannhauser gegründet wurde, teilte auf Anfrage mit, dass die Archive der Galerie Thannhauser unvollständig sind. Listen mit den Verkäufernamen und Provenienzangaben sind nicht vorhanden. Es konnte lediglich ermittelt werden, dass sich das Gemälde im Jahre 1916 schon einmal in der Galerie Thannhauser in München befunden hatte.

Die Galerie Thannhauser wurde 1909 von Heinrich Thannhauser in München gegründet. 1911 trat sein Sohn Justin in das Geschäft ein, der nach dem 1. Weltkrieg mit seiner Galerie bis zum Jahre 1928 nach Luzern zog um dann in Berlin eine neue Galerie zu gründen. Nach 1933 gelang es Justin Thannhauser durch Leihgaben an Museen und Galerien Teile seiner Sammlung ins Ausland zu bringen.

Justin Thannhauser zählte zum Kreis der aus rassischen Gründen vom NS-Regime verfolgten Personen. Gegen ihn wurde eine Judenvermögensabgabe festgesetzt. Er ist im Jahre 1937 aus Deutschland emigriert. Im Wiedergutmachungsverfahren wurde festgestellt, dass die der Galerie Thannhauser entzogenen Gemälde durch Kriegseinwirkung vernichtet worden sind. Mit Vergleich vom 30.09.1963 ist eine Schadenersatzsumme vereinbart worden.

Es konnte mithin nicht mehr ermittelt werden, ob Frau Almas Dietrich das Gemälde bei der Galerie Thannhauser oder bei einer Privatperson erworben hat.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Forschungsstand: 2002

letzte Bearbeitung des Objekteintrags: 5.3.2024

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