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Carpioni, Giulio

Der blinde Seher Tiresias und der kleine Narzissus (Teiresias;Teiresias und Narziss )

Entstehungsjahr um 1666
Technik Öl auf Leinwand
Maße 116 x 157 cm
Münchener-Nr. 9107
Linz-Nr. 2901
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: rechts der greise Teiresias, den Kopf mit geschlossenen Augen nach vorn, die Hand über dem jungen Narziss haltend, der von einer Frau links gehalten wird; ein Mann und zwei weitere Frauen.

Ein großformatiges Gemälde gleichen Titels hat Morello 2002 in einer Privatsammlung in Vincenza nachgewiesen.1 Das hier zu untersuchende Gemälde konnte in der Literatur jedoch nicht ermittelt werden.

Provenienz

Zeittafel
Vor 1932 ?auf einer Auktion erworben oder aus dem englischen Kunsthandel
Zeitpunkt ?Kunsthandlung Wilhelmine Heinemann Wwe., Wiesbaden
1. April 1943Sammlung „Sonderauftrag Linz“

Die TVK München ermittelte, dass die Kunsthandlung Wilhelmine Heinemann Wwe., Wiesbaden, das Gemälde vor 1932 aus dem englischen Kunsthandel ankaufte (Auskunft Frau Heinemann). Am 1. April 1943 wurde es von dort für RM 5.000 für den „Sonderauftrag Linz“ erworben.

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Die Kunsthandlung Wilhelmine Heinemann Wwe. in Wiesbaden hat nach den jetzigen Erkenntnissen nichts mit der Münchner Galerie D. Heinemann zu tun. Eigentümer der Wiesbadener Kunsthandlung waren Ludwig und Wilhelm Heinemann, die unter dem Namen Ludwig Heinemann bis 1925 firmierte.2  Danach hieß die Kunsthandlung Wilhelmine Heinemann, Wwe. Die Kunsthandlung firmierte ab 1951 unter Galerie Heinemann OHG.
Am 1. April 1943 erwarb der Sonderauftrag Linz von der Kunsthandlung Wilhelmine Heinemann Wwe., Wiesbaden, für RM 5.000 das Gemälde als Carpioni zugeschrieben.3
Nach 1945 sagte jemand von der Kunsthandlung aus, dass das Gemälde vor 1932 aus dem englischen Kunsthandel erworben wurde. Diese Information konnte in den Akten der Treuhandverwaltung im Bundesarchiv Koblenz nicht verifiziert werden. Auf der Rechnung an Professor Voss wurde jedoch mitgeteilt, „das Gemälde wurde vor einigen Jahren auf einer Auktion von uns erworben“.4
Aus den nach 1945 eingesandten Verzeichnissen der Kunsthandlung Heinemann geht hervor, dass ab 1926 vor allem Antiquitäten regelmäßig in London erworben wurden. In diesen Verzeichnissen ist jedoch das Gemälde nicht zu identifizieren.5

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Federica Morello: Giulio Carpioni e la Vicenza del Seicento, 2002, S. 124.
2 NARA, Records Concerning the Central Collecting Points ("Ardelia Hall Collection"): Wiesbaden Central Collecting Point, 1945-1952, Record Group: 260 Wiesbaden, NARA M1947. Textual records created at the Wiesbaden Central Collecting Point include administrative files and monthly reports. Art Dealers In Hesse: Heinemann, Else – Wiesbaden, 1944-1951.
3 BArch Koblenz B 323, Nr. 135.
4 BArch Koblenz B 323, Nr. 135.
5 NARA, Records Concerning the Central Collecting Points ("Ardelia Hall Collection"): Wiesbaden Central Collecting Point, 1945-1952, Record Group: 260 Wiesbaden, NARA M1947. Textual records created at the Wiesbaden Central Collecting Point include administrative files and monthly reports. Art Dealers In Hesse: Heinemann, Else – Wiesbaden, 1944-1951.

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