Bertucci, Giovanni Battista der Jüngere
Bildnis eines Ritters mit Fahne in ganzer Figur (Heerführer Prosperio Colomia)
Entstehungsjahr | 1601 |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 198 x 114 cm |
Münchener-Nr. | 9137 |
Linz-Nr. | 2972 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Das Gemälde zeigt einen Mann als ganze Figur nach halblinks. Er hat die linke Hand in die Hüfte gestützt und die rechte Hand auf dem Helm, der auf einem Tisch rechts liegt. Es ist mit "IO. BAPTISTA BERTU:/CIVS FAVEN' PINXIT./, M.DCI" bezeichnet und datiert.
Zu Giovanni Bertucci gibt es kein Werkverzeichnis.
Provenienz
Carl Weismann, Köln | |
1940/41 | Über Hermann Roth, Darmstadt |
Carl W. Buemming, Darmstadt | |
14. Mai 1943 | Sammlung „Sonderauftrag Linz“ |
Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde sich seit 1929 in der Sammlung Weismann, Köln, befand. Von dort wurde es über H. Roth, Darmstadt, an die Kunsthandlung Buemming, Darmstadt, verkauft (Schreiben vom 14.3.1949). Am 14. Mai 1943 wurde es von dort für RM 18.000 für den „Sonderauftrag Linz“ erworben.
Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:
Nach der Aussage des Antiquars Carl W. Buemming aus Darmstadt am 14. März 1949 hatte er das Gemälde von Carl Weismann, Köln, über Hermann Roth in Darmstadt erworben.1 Buemming verkaufte das Gemälde am 14. Mai 1943 an den „Sonderauftrag Linz“ für RM 18.000.2
Nach 1945 untersuchten die Amerikaner die Rolle von Carl W. Buemming beim Ankauf der Linzer Sammlung und fanden heraus, dass Buemming der Vertreter der Schweizer Kunsthandlung Theodor Fischer in Luzern war.3 Buemming wurde von Dr. Reimer beauftragt historische Drucke in Luzern zu erwerben und sie nach Deutschland zu bringen. Buemming war amerikanischer Staatsbürger. Aus der Aussage Buemmings vom 14. März 1949 gegenüber den amerikanischen Militärbehörden geht nicht hervor, seit wann sich das Gemälde im Besitz von Carl Weismann befunden hat. Die auf der BADV-Karteikarte vorhandene Information, dass es seit 1929 in der Sammlung Carl Weismann gewesen sei, kann nicht verifiziert werden. Erwähnt wird, dass Carl Weismann das Bertucci-Gemälde 1940 oder 1941 in Bingen bei einem Treffen an Hermann Roth übergab.4
Carl Weismann, in dessen Sammlung sich das Gemälde befunden haben soll, war Mitinhaber der Carl Weismann & Dr. Scheible, Fabrikation chemisch-pharmazeutischer Präparate in Köln. Nach den Informationen des Kölner Adressbuches von 1939 und 1941 waren Weismann und Dr. phil. Emil Scheible Inhaber des Unternehmens für chemisch-pharma. Erzeugni., Deutscher Ring Nr. 8. Gleichzeitig war Carl Weismann auch Inhaber der Firma Bruno Deichmann & Co., Chemisches Labor, ebenfalls Deutscher Ring 8. Dr. Emil Scheible war als Apotheker Inhaber eines Chemischen Untersuchungs-Laboratoriums in der Zeughausstraße 10 und wohnte privat am Kaiser-Friedrich-Ufer 45. Das Laboratorium untersuchte z. B. Blutwerte. Leider enden die Adressbücher mit 1941.5
Weismann bot 1938 der Berliner National-Galerie ein Gemälde Waldmüllers zum Kauf an.6 Weitere Angaben zu seiner Person konnten nicht ermittelt werden, da die Bestände des Stadtarchivs Köln aufgrund des Einsturzes nicht zugänglich waren.
Zu Carl Weismann liegen in den Archiven des BADV keinerlei rückerstattungsrechtliche Akten oder NS-Dokumente vor.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.
Stand: 2010
1 BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
2 BArch Koblenz B 323, Nr. 131
3 BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
4 BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
5 Auskunft der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln am 25. März 2010.
6 SMB-ZA I/NG Nr. 941.