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Spitzweg, Carl

Der Wachposten (Österreichisches Zollhaus)

Entstehungsjahr um 1860
Technik Öl auf Karton
Maße 40 x 20 cm
Münchener-Nr. 9150
Linz-Nr. 2401 / F 744 (mit Ergänzungen)
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Carl Spitzweg lebte von 1808 bis 1885. Von Beruf war er eigentlich Apotheker und bildete sich autodidaktisch in der Malerei aus. Er war ein bedeutender Maler des Biedermeier.
Im Spitzweg - Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann1 ist das Gemälde mit dem Titel „Österreichisches Zollhaus“ bezeichnet. Es ist mit dem "S" im Rhombus signiert und dem Typus nach zu urteilen um 1860 entstanden.

Provenienz

Zeittafel
1887von der Galerie Rudolfinum bzw. von der Gesellschaft für patriotische Kunstfreunde Prag, die dort ihren Sitz hatte, erworben
im Jahre 1939von der Gesellschaft für patriotische Kunstfreunde Prag verkauft
20.04.1939von unbekanntem Käufer Hitler zum Geschenk gemacht

Das Gemälde wurde im Jahre 1886 in der deutschen Nationalgalerie ausgestellt. 1887 wurde es dann im Prager Rudolfinum2 unter dem Titel „Österreichischer Zolleinnehmer“ gezeigt. Während der Ausstellung wurde es von der Galerie Rudolfinum bzw. von der Gesellschaft für patriotische Kunstfreunde Prag, die dort ihren Sitz hatte, erworben. Laut Werkverzeichnis von S. Wichmann, der sich auf das 1960 erschienene Werkverzeichnis von G. Roennefahrt stützt, wurde das Gemälde im Jahre 1939 von dieser Gesellschaft verkauft. Ein Kaufvertrag ist nicht überliefert, so dass weder der Käufer noch der gezahlte Kaufpreis bekannt sind. Das Gemälde befindet sich in einer Schatulle. Auf der Schatulle befindet sich an der Oberseite ein Prägestempel „20.IV.1939“ und „Privateigentum des Führers, Nr. 744“. Anscheinend machte der Käufer dieses Gemälde Hitler zum Geburtstagsgeschenk, so dass es in dessen privaten Besitz gelangte. Später erhielt das Gemälde noch die Inventarnummer der Linzer Sammlung 2401.

Der von dem Münchener Kunsthändler Dr. Elsen 1951 gegebene Hinweis, Hitler hätte das Gemälde im Jahre 1934 im Münchener Kunsthandel erworben, konnte ebenfalls nicht bestätigt werden. Zwar hatte der Kunsthistoriker Prof. Uhde- Bernays gegenüber der früheren Treuhandverwaltung Kulturgut als vorigen Eigentümer des Gemäldes eine Familie Röckl aus München genannt. Unbekannt blieb jedoch, wann diese im Besitz dieses Kunstwerkes gewesen sein soll.

Als Stichtag für die Restitution von Kunstwerken an die tschechoslowakische Republik wurde der 01.04.1939 bestimmt. Nach Auskunft der Bundesanstalt für Äußere Restitutionen hatte die Tschechoslowakei nach Kriegsende keinen Antrag auf eine Rückführung des hier in Rede stehenden Gemäldes gestellt.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2011

1 Siegfried Wichmann, Werkverzeichnis Carl Spitzweg, Stuttgart 2002
2 Konzert- und Galeriegebäude in Prag, bis 1884 erbaut und benannt nach dem österreichischen Kronprinzen Rudolf

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