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Begas, Oskar

Ruhende Venus

Entstehungsjahr 1875
Technik Öl auf Leinwand
Maße 134 x 176 cm
Münchener-Nr. 9168
Linz-Nr. 767
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Folgendes: die Venus auf dem Sofa von links nach rechts liegend und aus dem Bild sehend. Die Göttin ist als Akt dargestellt. Von rechts nach links hinten sitzt ein musizierender Amor auf der Brüstung.

Das Gemälde ist mit "OSCAR BEGAS./ 1875." signiert und datiert.

Provenienz

Zeittafel
um 1891nicht näher zu bezeichnenden Kölner Privatbesitz
nach 1937von Hans W. Lange, Berlin, an die Galerie Maria Almas-Dietrich, München, verkauft und von dort weiter an den "Sonderauftrag Linz"

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) konnte zur Provenienz ermitteln, dass das Gemälde zu einem unbestimmten Zeitpunkt von Maria Almnas-Dietrich, München, von dem Auktionshaus H. W. Lange, Berlin, für die "Sammlung Linz" erworben wurde.1 Als Eingangsdatum ist auf der Property Card der 15.10.1945 verzeichnet.2  

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:

Eine Rückseitenuntersuchung mit Hilfe von Fotos des Stadtmuseums Berlin ergab keine weiteren relevanten Kennzeichnungen als die Mü-Nr. 9168, einen gezackten Aufkleber mit blauem Rand mit der Linz-Nr. 767/616, K 49 und eine Inventarnummer.3

Mehrere Flecken auf der Leinwand könnten auf eine spätere Entfernung von ehemaligen Beschriftungen bzw. Aufklebern auf der Rückseite hinweisen.

In der Literatur zu dem Künstler Oskar Begas ist das Gemälde vermutlich identisch mit dem bei Boettiche 1891-1901 erwähnten und dort mit dem Hinweis "In Kölner Privatbesitz" gekennzeichnet.4 Um welchen Privatbesitz es sich in Köln gehandelt hat, konnte trotz umfangreicher Recherchen nicht geklärt werden.5 An das Kölner Wallraf-Richartz-Museum sind mehrere Gemälde von Oskar Begas aus der Kölner Sammlung Dagobert von Oppenheim gestiftet und später teilweise darüber verkauft worden. Doch auch hier wie im Hausarchiv des Bankhauses von Oppenheim fanden sich keine konkreten Hinweise auf das Gemälde.6 Die Künstler aus der Familie Begas waren allerdings mit der Familie von Oppenheim eng verbunden und führten verschiedene Auftragsarbeiten für die Kölner Familie aus.7

Bei der systematischen Durchsicht von rund 1100 Auktionskatalogen aus der Zeit 1933 - 1945 konnte das Gemälde nicht identifiziert werden, auch nicht in den zahlreichen Katalogen der Auktionen von Lange ab 1937.8 Die Geschäftsunterlagen des Auktionshauses Hans W. Lange in Berlin von 1940 sind nicht mehr vorhanden, so dass sich hierüber keine Angaben zu dem Einlieferer ermitteln lassen.9 Möglicherweise handelt es sich hierbei auch um einen Ankauf bzw. Vermittlung außerhalb einer Auktion, wie es bei dem Kunsthändler Lange scheinbar häufiger der Fall war. Sehr wahrscheinlich ist dieses Geschäft nach dem Dezember 1937 erfolgt, da erst ab diesem Zeitpunkt das Berliner Kunstversteigerungshaus Paul Graupe offiziell von Hans W. Lange übernommen wurde.10 Lange spielte gerade bei der Ausplünderung von jüdischen Kunstsammlungen eine besondere Rolle, da diese verstärkt von den Finanzbehörden dort zur Auktion gegeben wurden. Laut Erlas des Reichsfinanzministeriums vom 15. November 1940 wurde die Kooperation zwischen dem Auktionshaus Lange und den Finanzbehörden sogar ausdrücklich vereinbart.11

Zu den Fragen wann und unter welchen Umständen der Erwerb des Gemäldes von Lange und Weiterverkauf an die "Sammlung Linz" durch Maria Almas-Dietrich erfolgte, lassen sich aufgrund von weitgehend fehlenden Geschäftsunterlagen keine weiteren Aussagen treffen.12

Zusammenfassend ergab sich nach den neuerlichen Recherchen, dass sich dieses Gemälde um 1891 in einem nicht näher zu bezeichnenden Kölner Privatbesitz befunden hat. Nach 1937 wird es von Hans W. Lange, Berlin, an die Galerie Maria Almas-Dietrich, München, verkauft und von dort weiter an den "Sonderauftrag Linz".

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz vor frühestens 1937/1938 ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property card, Mü-Nr. 9168. Aussage von Almas-Dietrich vom 14.8.1951.
2 Ders.
3 Schreiben mit Rückseitenfotos von Stiftung Stadtmuseum Berlin, vom 22.11.2009
4 Siehe auch Hinweis auf Property card. Boetticher, Friedrich von, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band, Dresden 1891-1901, unveränderter Nachdruck Leipzig 1941, S. 69, Nr. 51; Österreichischer Kunstverein 1876, Berlin, akademische Kunstausstellung 1876; Zeitschrift für bildende Kunst XI, 1876 Beiblatt S. 372; Beneke, Sabine und Sybille Gramlich, Berlin Museum, Märkisches Museum, Gemälde I, 1, 16.-19. Jahrhundert. Verzeichnis der Bestände des künftigen Stadtmuseums Berlin, mit einem kritischen Katalog der Gemälde des Berlin Museums. Berlin 1994, S. 85, Nr 44; Wirth, lrmgard, Die Künstlerfamilie Begas in Berlin, Berlin 1968; Thieme/ Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begr. von Ulrich Thieme und Felix Becker, Leipzig 1999, Nachdruck d. Originalausgabe Leipzig 1907 u. 1908, S. 183.
5 Aufgrund des Einsturzes des historischen Archivs der Stadt Köln sind Dokumente dezeit nicht mehr verfügbar. Recherchen nach dem Gemälde im Fotoarchiv Marburg und im Rheinischen Bildarchiv blieben ohne Ergebnis. Ebenso eine Anfrage beim Zentralarchiv des lnternationalen Kunsthandels (ZADIK), telefonische Auskunft im November 2009. Recherchen im Zentralarchiv Berlin, ergaben ebenso keinen Hinweis auf das Gemälde, ZA I / NG 934, Angebote von Gemälden 1932-1933 enthält u.a. Angebote der Kunsthändler Hermann Abels, Hollstein & Puppel, Alfred Flechtheim ...
6 Schreiben vom Wallraf-Richartz-Museum/ Fondation Coiboud, Köln vom 9.11.2010; Schreiben vom Hausarchiv, Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln vom 26.11.2009.
7 Ders.: "... der Begas-Clan hat mehrfach für die Familie Oppenheim gearbeitet: Carl hat 1854 den Simon Oppenheim portraitiert, Reinhold für Eduard Oppenheim die Skulpturengruppe Amor und Psyche geschaffen und Oskar hat nach Simon Oppenheims Tod 1881 ein letztes repräsentatives Erinnerungsportrait nach einem Foto gemalt."
8 Auswahl von Auktionskatalogen im Kunsthistorischen Institut, Universität zu Köln, Durchsicht während der EDV-Erfassung für den Kölner Universitäts-Gesamtkatalog (KUG), sowie Auktionskataloge in der Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) der Stadt Köln.
9 Siehe LA Berlin, Rep. 243-04, Nr. 28, Reichskulturkammer. Schreiben vom 16.11.2009 und telefonische Auskunft. BArch, B 323/ 332, 583.
10 Siehe Enderlein, 2006, S. 107 und Anmerkung 523, vgl. Weltkunst, 11. Jg. 14.11.1937, Nr. 45, S. 6.
11 Enderlein 2006, S. 129
12 Siehe auch Bach, B 323/ 12, Erwerbungen im Auftrag Martin Bormanns zwischen 1937-1944, Provenienzforschung des Central Collecting Point München und der Treuhandverwaltung; B 323/ 158 Kunstankäufe der Reichskanzlei ("Führerankäufe") beim Haus der Kunst in München und bei der Kunsthandlung Maria Dietrich (Galerie Almas), München, Laufzeit 1937-1944.

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