Rugendas, Georg Philipp I (der Ältere)
Die Türken vor Wien
Entstehungsjahr | ohne Jahr |
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Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 73 x 97 cm |
Münchener-Nr. | 9212 |
Linz-Nr. | 654 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Georg Philipp Rugendas (1666-1742) war ein deutscher Maler und Kupferstecher aus Augsburg.1 Aufgrund der spanischen Erbfolgekriege wurde Augsburg 1703/1704 durch bayerische und französische Truppen besetzt. Rugendas fertigte viele Darstellungen des militärischen Geschehens an. Er stellte jedoch keine historischen Persönlichkeiten dar, sondern eine kleine Anzahl von Soldaten, deren nationale Zuordnung er oft vermied. So waren die meisten seiner Darstellungen allgemein gehalten und keiner bestimmten Kriegsszene zuzuordnen.
Das hier in Rede stehende Gemälde soll eine Schlacht vor den Toren Wiens im Jahre 1683 darstellen. Eine Signatur ist nicht erkennbar.
Ein Gegenstück zu dem og. Gemälde mit gleichen Maßen und gleichem Titel befindet sich als Leihgabe im Deutschen Historischen Museum Berlin ( mü 9217).
Provenienz
von der Münchener Kunsthändlerin Almas-Dietrich zusammen mit Mü Nr. 9217 erworben und an den "Sonderauftrag Linz" weiterveräußert; Vorbesitzer: unbekannt2 |
Das hier interessierende Gemälde wurde gemäß der Aussage von Maria Almas-Dietrich, München vom 16.03.1949 gegenüber den US-amerikanischen Kunstschutzoffizieren von ihr aus "deutschem Besitz" erworben und an die Sammlung "Sonderauftrag Linz" weiterveräußert.3
Weitere Erkenntnisse zum Vorbesitzer konnten nicht ermittelt werden
Die Recherchen zur Galerie Maria Almas-Dietrich ergaben, dass keine zur Provenienz des Gemäldes relevanten Akten in Münchener Archiven überliefert sind.4 Die Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München sind nicht überliefert.5 Akten der Reichskammer der bildenden Künste sind im Bestand der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern im Bundesarchiv Berlin nicht überliefert.6 Im Bundesarchiv Berlin sind keine personenbezogenen Unterlagen zu Maria Dietrich überliefert.7
Maria Dietrich wurde am 28. Juli 1892 in München geboren, ihr Vater war Jude. 1910 bekam sie ein uneheliches Kind von einem deutsch-amerikanischen Juden. 1921 heiratete sie Ali Almas-Diamant, einen türkischen Maler, und erhielt dadurch die türkische Staatsangehörigkeit. Nach ihrer Scheidung 1937 nahm sie 1940 wieder ihre deutsche Staatsangehörigkeit an, behielt aber den Namen Almas für ihre Galerie. Sie handelte seit 1919 mit Kunst und meldete im November 1937 die Kunsthandlung Almas offiziell an. 1940 stieg ihr Einkommen mit der Besetzung Frankreichs auf eine halbe Million Reichsmark. Maria Dietrich erwarb vor allem ab 1940 Kunstwerke aus dem besetzten Frankreich und aus Österreich.8
Insgesamt verkaufte Frau Dietrich über 900 Werke an Hitler. Sie hatte engen Kontakt zu Heinrich Hoffmann, er ermöglichte ihr ab 1936 den Zugang zu Hitler und verkaufte mit ihr bis 1940 Bilder an Hitler. Später konnte sie selbstständig, ohne die Zustimmung von Hans Posse oder Hermann Voss Gemälde an Hitler einliefern. Sie hatte zahlreiche Kontakte zu Kunsthändlern und Versteigerungshäusern, unter anderem auch zum Auktionshaus Hans W. Lange, Berlin, das als Verkäufer für die Berliner Finanzbehörden agierte. Zu ihren Lieferanten in München gehörte unter anderem die Galerie Maria Gillhausen. Nachdem Hermann Voss die Leitung des Sonderauftrages Linz übernommen hatte, verkaufte sie weniger Bilder an Hitler.9
1944 brannte ihr Geschäft in der Ottostraße nach Luftangriffen auf München aus, und 1945 wurde ihr Privathaus zerstört.10 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Dietrich die Kunstgalerie weiter, die später von ihrer Tochter übernommen wurde.11
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz des og. Gemäldes ungeklärt.
Stand: 2006
1 de.wikipedia.org/wiki/Georg_Philipp_Rugendas
2 Karteikarte BADV zu Mü Nr. 9212
3 Karteikarte BADV zu Mü Nr. 9212
4 Nach Recherchen des BADV Berlin zu mü 9458 besitzen folgende Archive keine Akten zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Stadtarchiv München, Bayrisches Hauptstaatsarchiv München und Wirtschaftsarchiv München.
5 Boberach, 1991.
6 BArch Berlin, R 56.
7 Mitteilung des Bundesarchivs Berlin. Vgl. E-Mail vom 12. 11. 2008.
8 Eichhorn 2003, S. 272.
9 Löhr 2005, S. 127f.
10 BArch Koblenz, B 323, 436.
11 Eichhorn 2003, S. 272.