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Kaulbach, Friedrich August von

Bildnis der Schauspielerin Eleonora Duse

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 99 x 66 cm
Münchener-Nr. 9218
Linz-Nr. 936/694
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich August von Kaulbach (1850-1920), der einer weit verzweigten Malerfamilie entstammte, profilierte sich als Maler, Zeichner, Graphiker und Radierer vor allem in den Gattungen Porträt, Genre, Landschaften, Stillleben und Karikatur.1 Bevorzugte Themen waren Tanz und Musik, Mythologie, Religion, Krieg und Tod. Nach der Übersiedlung nach München im Jahre 1871 bewegte sich der von der vornehmen Münchener Gesellschaft hochgeschätzte „Malerfürst“ im Kreise seiner Künstlerkollegen Wilhelm von Diez, Franz von Lenbach und Hans Makart. 1886 wurde Kaulbach zum Direktor der Münchner Akademie ernannt. Besonders begehrt waren seine Porträts, da er es vermochte, den momentanen Eindruck seiner Auftraggeber im Bildnis festzuhalten, wobei er sich ebenso wie Lenbach der Fotografie bediente.

Provenienz

Zeittafel
zu einem nicht bekannten Zeitpunktvon der Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" "aus deutschem Besitz" erworben

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) ermittelte zur Provenienz des Kunstwerkes, dass dieses zu einem auf der Property Card nicht näher bezeichneten Zeitpunkt von der Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben wurde.2

Am 16. März 1949 gab Maria Almas-Dietrich darüber hinaus zu Protokoll, dass sie das Kunstwerk „aus deutschem Besitz“ erworben hatte.3 Die neuen Recherchen zur Provenienz des Kunstwerkes erbrachten folgende Hinweise:
Die im März 1949 von Maria Almas-Dietrich getätigte Aussage zur Herkunft des Gemäldes konnte im Werkverzeichnis zu Friedrich August von Kaulbach von Klaus Zimmermanns (1980) bestätigt und ergänzt werden.4 Demnach schuf Kaulbach um 1896 insgesamt drei Portraits der italienischen Schauspielerin Eleonora Duse (1859-1924).5 Zur Provenienz des heute in Bundesbesitz befindlichen Gemäldes übernimmt Zimmermanns die auf der Property Card verzeichneten Angaben: „Aus deutschem Besitz über Galerie Almas, München, in Reichsbesitz“. Der Autor verweist allerdings darauf, dass in der zeitgenössischen Literatur zum Oeuvre des Friedrich August von Kaulbach kein Portrait der Eleonora Duse erwähnt wird. Ludwig Pietsch (1897) verweist in seiner Publikation zu dem Werk Friedrich August von Kaulbach bei der Portraitierten an ein „der Duse erinnerndes Anlitz“.6 Ausstellungen der Jahre bis 1945 in denen das Portrait zu sehen war, sind bei Zimmermanns nicht angegeben. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchem „deutschem“ Besitz die Münchner Galeristin, Maria Almas-Dietrich das Kunstwerk erworben hatte, konnte Zimmermanns trotz intensiver Recherchen nicht ermitteln.7

Nach Auskunft des Leihnehmers befindet sich auf der Rückseite des Kunstwerkes mittig auf dem Keilrahmen handschriftlich in schwarzer Farbe der Vermerk: „Nachlass F. A. Kaulbach“. Oben rechts auf dem Keilrahmen in Blau die Münchner-Nummer „9218“ sowie auf dem Keilrahmen unten links ein weißer Aufkleber mit blauer Umrandung und der Linz-Nummer „936/694“. In blauer Schrift ist auf dem Keilrahmen oben links eine weitere Nummer „6494“ angebracht.8 Bezüglich des rückseitigen Vermerkes „Nachlass F. A. Kaulbach“ kann zunächst vermutet werden, dass die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich dieses Portrait zusammen mit vierzehn weiteren Gemälden im Jahre 1941 direkt von der Witwe des Künstlers aus dem Nachlass erworben hat. Diese Kunstwerke, die Almas-Dietrich im Januar 1942 wahrscheinlich en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“ verkauft hat, besitzen jedoch bis auf eine Ausnahme Linzer Inventarnummern zwischen 2075 und 2093.9 Die Linzer-Nummer 936/694 des hier zu untersuchenden Portraits der Schauspielerin Eleonore Duse scheint im Vergleich jedoch zu einem wesentlich früheren Erwerbungszeitpunkt vom „Sonderauftrag Linz“ vergeben worden zu sein. Der genaue Zeitpunkt des Erwerbs ist nicht bekannt. Ob Maria Almas-Dietrich das Portrait zu einem anderen Zeitpunkt von Kaulbachs’ Witwe Frieda erworben hat, konnte auch der Autor des Werkverzeichnisses Klaus Zimmermanns nicht beantworten. Forschungen zum persönlichen Nachlass von Friedrich August von Kaulbach ergaben darüber hinaus, dass dieser verlorengegangen ist, so dass dieser bedeutenden Quelle keinerlei weitere Informationen zur Provenienz des Gemäldes zu entnehmen sind.10 In Bundesbesitz befinden sich insgesamt 29 Kunstwerke des Friedrich August von Kaulbach. Wenigstens fünfzehn dieser Werke wurden von der Sammlung „Sonderauftrag Linz“ über die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich aus dem Nachlass des Künstlers von dessen Witwe Frieda Kaulbach erworben.11 Trotz intensiver Recherchen in deutschen Ausstellungs- und Auktionskatalogen der Jahre bis 1945 konnte nicht ermittelt werden, ob sich das Gemälde, welches in der zeitgenössischen Literatur als „Dame in Schwarz“, oder als „Studie“ betitelt wurde, vor seinem Ankauf durch die Münchener Galeristin Maria Almas-Dietrich im Kunsthandel befand.

Die Recherchen zur Münchener Galerie Maria Almas-Dietrich verliefen ergebnislos, da keine Akten in Münchener Archiven überliefert sind.12 Angesichts dieser lückenhaften Archivlage konnte auch hier nicht geklärt werden, wann und von wem Maria Almas-Dietrich das Kunstwerk erworben hat. Dem 1991 erschienenden „Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates“ konnte darüber hinaus entnommen werden, dass zudem keine Unterlagen der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste für München überliefert sind.13

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle relevanten Quellen ausgewertet worden sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Zum Künstler vgl. u.a. Lehmann/Riemer 1978; Zimmermanns 1980; Rosenberg 1900; Friedrich August von Kaulbach 1911.
2 Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 9218. Das Kunstwerk befindet sich heute als Leihgabe im Deutschen Theatermuseum, München. Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Dr. Vanessa Voigt durchgeführt.
3 Aussage Maria Almas-Dietrich vom 16.03.1949. Vgl. BArch, B 323/331, Kunsthändler A-J, Almas-Dietrich. Sowie: BArch, B 323/663, Restitutionskartei.
4 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 257, Abb. S. 122. Zimmermanns datiert die Entstehungszeit des Kunstwerkes auf etwa 1896. In der weiteren Literatur zum künstlerischen Werk von Friedrich August von Kaulbach konnte das Gemälde mit diesem Titel nicht nachgewiesen werden. Vgl. hierzu u.a.: Pietsch, Ludwig, Friedrich August von Kaulbach, München 1897; Adolf Rosenberg, Friedrich August von Kaulbach, Bielefeld/Leipzig 1900; Friedrich August von Kaulbach Gesamtwerk, hrsg. von Fritz von Ostini, München 1911; Wolter, Franz, Fritz August von Kaulbach, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und München 1913, S. 1-24; Evelyn Lehmann, Elke Riemer, Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen, Arolsen 1978. angewandte Kunst, 27.1913,
5 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 257, Abb. S. 122, Kat. 258 und Kat. 259.
6 Pietsch, Ludwig, Friedrich August von Kaulbach, München 1897, S. 30.
7 Klaus Zimmermanns, Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Kat. 257, Abb. S. 122.
8 Mitteilung von Dr. Angelika Enderlein, Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin vom 15.07.2009.
9 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Mü-Nrn.: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072.
10 Mitteilung von Mayen Beckmann an die Oberfinanzdirektion Berlin, Berlin, 23.04.2001.
11 Im Jahre 1941 erwarb Maria Almas-Dietrich insgesamt vierzehn Gemälde von Frieda von Kaulbach aus dem Nachlass von deren verstorbenen Mann. Die Münchener Galeristin verkaufte diese Gemälde im Januar 1942 en bloc an die Sammlung „Sonderauftrag Linz“, darunter die Mü-Nrn.: 10739; 10792; 13393; 1541/1; 1541/2; 45062; 8596; 9211; 9220; 9327; 9756; 9826; 11180 und 45072. Zu einem anderen Zeitpunkt erwarb Maria Almas-Dietrich vermutlich ebenfalls aus dem Nachlass Kaulbachs von dessen Witwe Frieda Kaulbach das Gemälde „Damenbildnis“, Mü-Nr. 2278/1. Vgl. hierzu ebenfalls das in diesem zu bearbeitenden Konvolut befindliche Gutachten zu diesem Gemälde.
12 Folgende in Frage kommenden Münchener Archive besitzen keine Unterlagen zur Galerie Maria Almas-Dietrich: Staatsarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Wirtschaftarchiv München. Lediglich das Stadtarchiv verfügt über eine Gewerbekarte der Galerie Almas. Mitteilung des Stadtarchiv München vom 8.05.2008.
13 Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates 1991, bearb. von Heinz Boberach, München, London, New York, Paris 1991.

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