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Makart, Hans

Dame mit Federhut (Rückenansicht, Kniestück)

Entstehungsjahr 1874/75
Technik Öl auf Leinwand
Maße 132 x 74 cm
Münchener-Nr. 9225
Linz-Nr. 690/566
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt eine Dame in großem Rückenausschnitt. Kleidung des späten 19. Jahrhunderts. In der rechten Hand hält sie eine Kette. Der linke Arm liegt auf einer Stuhllehne.

Es ist mit „Hans Makart“ signiert.

Zum Werk Makarts gibt es einen Catalogue raisonné von Gerbert Frodl.1 Darin ist das Gemälde als Nr. 235 enthalten. Von dem Motiv gibt es eine weitere Fassung unter dem Titel „Bildnis einer Dame im altniederländischen Kostüm“ mit ähnlichen Maßen, die Makart um 1875 gemalt hat. Frodl verzeichnet es unter Nr. 236. Außerdem gab es eine weitere Fassung, die sich 1875 bei H.O. Miethke in Wien befand (Frodl Nr. 238).

Provenienz

Zeittafel
Um 1920-1930Hamburg Privatbesitz
Maria Gillhausen, München
Maria Almas, München
Reichsbesitz

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Almas das Gemälde von Frau Gillhausen, München, erworben hatte, von wo es in Reichsbesitz gelangte (Aussage Almas vom 16.3.1949 und Auskunft Konsul Wüster vom 24.5.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Im Boetticher ist ein Gemälde mit dem Titel „Dame mit Federhut“ mit den Maßen 1,42 X 0,80 unter Nr. 47 aufgeführt.2  Angegeben wird, dass es im Januar 1877 auf einer Auktion bei Lepke versteigert worden ist. Dieses Gemälde ordnet Frodl der Fassung um 1875 zu, die 1943 für das Schloss Posen angekauft worden ist (Mü-Nr. 13173). Einen Katalog der Auktion bei Lepke konnten wir nicht ermitteln, so dass sich die Identität des Gemäldes nicht aufklären ließ.

Frodl gibt an, dass sich das Gemälde um 1920 bis 1930 in Hamburger Privatbesitz befand. Nach Aussage von Maria Almas erwarb sie das Gemälde von Frau Maria Gillhausen in München.3 Eine weitere Aussage soll nach den Erkenntnissen der TVK ein Konsul Wüster 1951 gemacht haben, diese konnte nicht ermittelt werden. Maria Gillhausen betrieb in München eine Kunsthandlung, die bis 1950 bestand.4 Seit 1931 handelte sie mit Kunst und Antiquitäten, mitunter auch gemeinsam mit der Münchner Kunsthandlung Paul Gasparri, die 1938 „arisiert“ wurde. Weitere Informationen dazu sind nicht bekannt.

Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.5 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.6 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Da die Linz-Nummer relativ niedrig ist, wurde das Gemälde wahrscheinlich vor 1938 vom Reich angekauft. Dokumente zum Ankauf konnten nicht ermittelt werden.
1972 wurde das Gemälde in der großen Makart-Ausstellung in Baden-Baden gezeigt.7

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz lückenhaft, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Gerbert Frodl: Hans Makart, Salzburg 1974, Nr. 235, S. 346f.
2 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, Nr. 47.
3 BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
4 Vanessa-Maria Voigt: Kunsthändler und Sammler der Moderne im Nationalsozialismus: die Sammlung Sprengel 1934 bis 1945. Materialien zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts / Sprengel Museum Hannover, 2007, S. 183.
5 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
6 NARA, RG 260, 519, Box 445.
7 Ausstellung Hans Makart. Triumph einer schönen Epoche, Staatl. Kunsthalle Baden-Baden, Kat. Nr. 51

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