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Füger, Friedrich Heinrich

Herakles befreit Prometheus

Entstehungsjahr 1817
Technik Öl auf Leinwand
Maße 54 x 41 cm
Münchener-Nr. 9235
Linz-Nr. 661
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Herakles links im Profil nach rechts, mit der linken Hand am Fesselring. Prometheus ist in starker Drehung dargestellt, den Kopf nach vorn. Unten liegt der tote Adler.

Es ist mit "F. Füger p. 1817" bezeichnet und datiert.

Zu Heinrich Friedrich Füger liegt ein aktuelles Werkverzeichnis von Robert Keil vor, das 2009 publiziert wurde.1 Die Entstehung der Ölgemälde und Ölskizzen zur Figur des Prometheus ist in der Literatur nicht eindeutig geklärt. Bereits 1925 hat Karl Wilczek ein Werkverzeichnis zu Fügers malerischem Werk publiziert.2  
In beiden Werkverzeichnissen ist nur ein Gemälde nachgewiesen, das die Befreiung Prometheus’ zeigt. Wilczek erwähnt unter Nr. 151 ein den Maßen des zu untersuchenden Gemäldes entsprechendes Werk in Wiener Privatbesitz.3 Diese Information bestätigt das Werkverzeichnis Robert Keils.4

Provenienz

Zeittafel
18.-19. März 1929Lot 172 Sammlung eines Wiener Industriellen / Dorotheum Wien 1929
Münchener Kunsthandel: Gillhausen oder Auktionshaus H.W. Lange, Berlin
Galerie Almas Maria Dietrich, München
Um 1940Reichsbesitz Sammlung „Sonderauftrag Linz“

Der künstlerische Nachlass Heinrich Fügers wurde im Februar 1879 im Wiener Künstlerhaus ausgestellt und ein Teil der Gemälde zur Errichtung eines akademischen Reisestipendiums versteigert. In den Einlaufbüchern zur Ausstellung des Werkes Fügers 1879 in Wien ist ein Ölgemälde mit dem Titel „Prometheus von Herkules befreit“ unter Nr. 267 aufgeführt.5 Im Katalog (Nr. 63) dazu sind - zu den Angaben der Einlaufbücher im Titel abweichend - ein etwas beschädigter, aber großformatiger „Prometheus“ (225 X 155), der in der Literatur nicht genannt wird.6
Wilczek und Keil geben beide als nächsten Nachweis für das zu untersuchende Gemälde eine am 9. Dezember 1903 stattgefundene Auktion beim Auktionshaus Dorotheum, Wien an, ohne allerdings weitere Details zu nennen.7 Diese Auktion konnte nicht ermittelt werden.

Das Gemälde wurde unter dem Titel „Prometheus am Felsen“ 1928 auf der Ausstellung „Österreichische Malerei des 19. Jahrhunderts“ in Wien aus dem Besitz Julie Zerners ausgestellt.8 Auf dieser Ausstellung wurde auch das Füger-Gemälde „Prometheus bringt das Licht den Menschen“ , ebenfalls aus Julie Zerners Besitz gezeigt.
Vom 18. bis 19. März 1929 wurde die Sammlung eines Wiener Industriellen im Wiener Dorotheum versteigert. Im Auktionskatalog ist das Gemälde als Lot 172 für 2.500 Schilling aufgeführt. Außerdem wurde das Gemälde „Prometheus bringt den Menschen das Feuer“ in gleichartigem Format gleichfalls in dieser Auktion unter Lot 172 für 2.500 Schilling versteigert.9 Beide Gemälde sind auch im Auktionskatalog abgebildet. Die Identität des „Wiener Industriellen“ konnte wahrscheinlich geklärt werden. Es handelt sich dabei vermutlich um Max Zerner, Ehemann von Julie Zerner.10 Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass das Gemälde auf der Auktion versteigert wurde. Möglicherweise ist es an den Einlieferer zurück gegangen.11

Max Zerner wurde am 17. November 1853 in Eibanschitz/ Mähren geboren. Er war jüdischer Religion und lebte bis zu seinem Tode am 12. August 1914 in Wien. Er war verheiratet mit Julie, geborene Steiner,12 geboren am 4. Oktober 1864, und hatte mit ihr vier Töchter und einen Sohn Moritz.13 Moritz Zerner emigrierte wahrscheinlich 1941 in die USA, änderte dort seinen Vornamen in Morris und arbeitete als Keramiker.14 Er starb 1963 in Wien.15 Hier verliert sich die Verbindung des Gemäldes mit der Familie Zerner.

Das Gemälde ist weiterhin nicht in der Fotothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte vorhanden.

Das Gemälde wurde um 1940 für die Linzer Sammlung über Maria Almas, geborene Dietrich, erworben.16 Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.17 Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihrem Geschäft. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.18 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Sie gab in einer ihrer Befragungen am 14. August 1951 gegenüber der Treuhandverwaltung an, das Gemälde „aus deutschem Kunsthandel (Gillhausen oder H.W. Lange)“ erworben zu haben.19 Maria Gillhausen betrieb in München eine Kunsthandlung, die bis 1950 bestand.20

Merkwürdig erscheint, dass das bereits erwähnte Füger-Gemälde „Prometheus bringt das Feuer auf die Erde (Prometheus bringt den Menschen das Feuer/ Erschaffung des Menschen durch Prometheus)“, das für den Linzer Sonderauftrag mit der Nummer 662 angekauft wurde, bis zur Dorotheums-Auktion in Wien 1929 (Sammlung eines „Wiener Industriellen“) einen fast identischen Eigentümerpfad hatte. Jedoch ist wohl dessen Erwerbung nicht durch Maria Almas erfolgt.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen.

Stand: 2010

1 Robert Keil: Heinrich Friedrich Füger 1751-1818. Nur wenigen ist es vergönnt das Licht der Wahrheit zu sehen, Wien 2009
2 Karl Wilczek: Heinrich Friedrich Füger. Seine Gemälde und Zeichnungen, Wien 1925 (Dissertation).
3 Wilczek, S. 74, Nr. 151.
4 Keil, S. 401, WVZ 613.
5 Datenbank der Einlaufbücher der Kunstwerke des Wiener Künstlerhauses sowie der Ausstellungskataloge, Verzeichnis Nachlass, Künstlerhausarchiv im Wiener Stadt- und Landesarchiv, 267 Füger Heinrich Friedrich (1751-1818): Ölgemälde. Prometheus von Herkules befreit. Nachlass des Künstlers. Kat. Nr. 161 (der Füger-Ausstellung 4.2.1879-28.2.1879, am Ende Versteigerung der gezeigten Objekte).
6 Datenbank der Einlaufbücher der Kunstwerke des Wiener Künstlerhauses sowie der Ausstellungskataloge, Verzeichnis Nachlass, Künstlerhausarchiv im Wiener Stadt- und Landesarchiv, 267 Füger Heinrich Friedrich (1751-1818): Ölgemälde. Prometheus von Herkules befreit. Nachlass des Künstlers. Kat. Nr. 161 (der Füger-Ausstellung 4.2.1879-28.2.1879, am Ende Versteigerung der gezeigten Objekte).
7 WVZ Keil 2009, Nr. 613, S. 401; Bei Wilczek Nr. 151.
8 Ausstellung „Österreichische Malerei des 19. Jahrhunderts“ in Wien, Katalog, S. 10, Nr. 57, ohne Abbildung.
9 Dorotheum <Wien>, Sammlung eines Wiener Industriellen, 1929 Auktion 393.
10 Meldeauskunft des Wiener und Stadt- und Landesarchivs vom 28. September 2009.
11 Auktionsberichte in der „Weltkunst“.
12 Adreßbuch der Wiener Gesellschaft 1913.
13 Auskunft der IKG Wien
14 Auszug aus der Sammlung des Museums of Modern Art.
15 Sterbeanzeige National Archives and Records Administration (NARA), NARA Series #: RG59-Entry 5166, Roll/Box #: 9, NARA Box Description: 1963 VA – ZZ.
16 Aussage Maria Dietrich BArch, B 323, Nr. 331.
17 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
18 NARA, RG 260, 519, Box 445.
19 Aussage Maria Dietrich BArch, B 323, Nr. 331.
20 Vanessa-Maria Voigt: Kunsthändler und Sammler der Moderne im Nationalsozialismus: die Sammlung Sprengel 1934 bis 1945. Materialien zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts / Sprengel Museum Hannover, 2007.

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