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Spitzweg, Carl

Der Gutsherr (Der Hagestolz)

Entstehungsjahr 1845
Technik Öl auf Papier
Maße 18,4 x 22,3 cm
Münchener-Nr. 9296
Linz-Nr. 563/477
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler und Illustrator Carl Spitzweg (1808-1885) gelangte auf dem Umweg des Pharmaziestudiums zu seiner künstlerischen Berufung.1 Während eines Italienaufenthaltes, 1832/33, kam Spitzweg mit einem kleinen Kreis von Künstlern zusammen, darunter Christian Heinrich Hansonn, die ihn nachträglich prägten. Er entschließt sich Maler zu werden, hält sich aber zu alt für ein Studium an der Akademie und studiert und kopiert stattdessen alte Meister und berühmte Zeitgenossen. 1844 kam es zu einer Mitarbeit an dem humoristisch-satirischen und reich illustrierten Wochenblatt „Fliegende Blätter“.
Die letzten 34 Lebensjahre verbrachte Spitzweg in beschaulicher Ruhe als Junggeselle in München. Abgelehnt vom offiziellen Münchener Kunstbetrieb erfreute sich seine Kunst bereits zu seinen Lebzeiten in Sammlerkreisen einiger Beliebtheit. Spitzweg hinterließ ein umfangreiches Oeuvre.

Das kleine Gemälde entstand im Jahre 1845 und ist signiert. Im Spitzweg - Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann2 ist das Gemälde unter der lfd. Nr. 459 abgebildet und beschrieben. Demgemäß erhielt es einen Nachlass-Stempel von dem Erben nach Carl Spitzweg, seinem Neffen Otto Spitzweg, der im Jahre 1916 die Echtheit des Gemäldes bestätigte.

Provenienz

Zeittafel
früher Sammlung von Herrn Max Glaeser aus Eselsfürth bei Kaiserslautern?
vermutlich Januar 1939Ankauf für die Sammlung "Sonderauftrag Linz"

Die auf der property card dokumentierten Ermittlungsergebnisse des Münchener Central Collecting points bzw. der früheren Treuhandverwaltung Kulturgut München verweisen auf eine Aussage von Dr. Elsen vom 18.07.1951. Er hatte mitgeteilt, dass sich das in Rede stehende Spitzweg – Gemälde früher in der Sammlung von Herrn Max Glaeser aus Eselsfürth bei Kaiserslautern befunden hätte.
Recherchen zum früheren Sammlungsbestand des 1871 in Schlesien geborenen und 1931 in Kaiserslautern verstorbenen Kommerzienrates Glaeser ergaben, dass er um 1907 mit der Sammlung von Gemälden der Münchener Schule begonnen hatte und auch einige Gemälde von Carl Spitzweg besaß. In der neueren Literatur3 wird ein Sammlungskatalog zur Sammlung Glaeser erwähnt, der im Jahre 1922 vom Kunsthistoriker Hugo Kehrer erstellt wurde. Dieser Katalog konnte hier nicht eingesehen werden, so dass ein Nachweis, dass das Gemälde zur Sammlung zählte nicht erbracht werden kann, zumal es in dem vorliegenden Aufsatz nicht genannt ist.
Die Gemäldesammlung von Max Glaeser wurde dann nach 1931 durch die Erben des Sammlers an verschiedene Museen und Privatsammler verkauft.
Das Stadtarchiv Kaiserslautern hatte, außer einem Nachruf auf Kommerzienrat Max Glaeser im „Landauer Anzeiger“ vom 10.Mai 1931, keine Auskunft über den Sammler und das Schicksal seiner Sammlung geben können.

Der Ankauf des Gemäldes durch den Sonderauftrag Linz ist vermutlich im Januar 1939 erfolgt. Das Bild erhielt die Inventarnummer Linz 563. Der Erwerb durch das Deutsche Reich ist jedoch nicht dokumentiert, so dass nicht mehr ermittelt werden konnte, von wem das Gemälde erworben wurde.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2007

1 vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 31/32, S. 394-395
2 Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg-Verzeichnis der Werke, Stuttgart 2002
3 Daniela Christmann, Die Moderne in der Pfalz, Heidelberg 1999

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