Agricola, Karl Joseph Alois
Ganymed
Entstehungsjahr | 1839 |
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Technik | Öl auf Holz |
Maße | 34 x 27 cm |
Münchener-Nr. | 9339 |
Linz-Nr. | 228 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Karl Joseph Alois Agricola (1779-1852) ist vor allem als Kupferstecher bekannt geworden.1 Nach Studien in Karlsruhe wechselte er etwa 1798 nach Wien und wurde an der dortigen Akademie von Heinrich Friedrich Füger ausgebildet. Über seine Gemälde wird in der Literatur nur am Rande berichtet. Anerkennung erhielt er hingegen durch seine Kupferstiche und seine in Wasserfarben ausgeführten Miniaturbildnisse, die sich insbesondere in Wien großer Beliebtheit erfreuten. Bedeutsam sind auch seine kleinformatigen Radierungen, die er oft nach Vorlagen von Raffael, Holbein, Mengs, Füger und Elsheimer in der Technik des 18. Jahrhunderts fertigte.2
In diesem Bild ist der Moment festgehalten, in dem Zeus in Gestalt eines Adlers Ganymed in die Lüfte emporhebt. Der Jüngling ist mit wehendem, den Körper fast freilassenden Gewand bekleidet. Rechts beim Gewandzipfel bez. u. dat.: "C. Agricola p:/1839".
Provenienz
Vor Sommer 1938 | Nach Aussage Maria Almas-Dietrichs, München, stammte das Gemälde aus „deutschem Besitz“ (Aussage am 9. März 1949 gegenüber Edgar Breitenbach, MFA Officer) |
Vor Juli 1938 | Vom „Sonderauftrag Linz“ erworben |
Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde aus deutschem Besitz von der Galerie Almas-Dietrich erworben worden ist.3
Die erneuten Recherchen konnten lediglich die bereits bekannten Angaben von Almas-Dietrich bestätigten.4 In einer ihrer Aussagen am 9. März 1949 gegenüber Edgar Breitenbach, MFA Officer, in der Maria Almas-Dietrich Hunderte von Bildern mit ihrer ungefähren Herkunft auflistete, ist auch das Gemälde von Agricola verzeichnet. Als Herkunft gab die Kunsthändlerin an, dass sie es zu einem nicht genannten Zeitpunkt aus „deutschem Besitz“ erworben habe.5 Aufgrund der niedrigen Linz-Nummer ist anzunehmen, dass es vor Sommer 1938 durch Adolf Hitler oder die Reichskanzlei angekauft wurde.6 Der Ankauf ist nicht dokumentiert.
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.7 1910 bekam sie eine Tochter, die außerehelich geboren wurde. Deren Vater war amerikanischer Staatsbürger und verstarb 1938. 1921 heiratete Maria Almas-Dietrich einen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens und trat selbst zum Judentum über. Ab 1926 lebte sie bereits wieder von ihm getrennt.
Nach eigenen Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1938 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.8
Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihrem Geschäft. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.9 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren gegangen zu sein.
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.
Stand: 2013
1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 1, S. 136f. und Boetticher 1891-1901, S. 22.
2 Saur 1992ff., Bd. 1, S. 569.
3 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9339. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 4559 und K 624.
4 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
5 NARA, RG 260, 519, Box 445.
6 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Hans Reger im CCP München am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.
7 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Laut schriftlicher Aussage Almas-Dietrich, 30.10.1945, an die Militärregierung Section Fine Art, München Captain Rai, betrieb sie den selbstständigen Kunsthandel seit 1921.
8 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Änderte den Namen später in „Almas“ Galerie Maria Dietrich, ebd.
9 NARA, RG 260, 519, Box 445.