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Schirmer, Johann Wilhelm

Waldweiher mit zwei Graureihern

Entstehungsjahr ohne Jahr
Technik Öl auf Leinwand
Maße 54,5 x 75 cm
Münchener-Nr. 9467
Linz-Nr. 597/509
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt Waldweiher in der Bildmitte. Dahinter befindet sich ein Eichenwald mit knorrigen Bäumen.

Es ist mit "J.W. Schirmer" bezeichnet. Zum Werk J.W. Schirmers gibt es eine Dissertation von Rudi Theilmann.1

Darin geht es vor allem um die Karlsruher Schule, die Arbeit enthält kein Werkverzeichnis.
Kurt Zimmermanns Dissertation von 1920 weist alle bekannten Werke Schirmers nach. Darin ist das Gemälde unter Nr. 67 mit dem 1920 aktuellen Eigentümer Wiegmann und mit der Vorprovenienz Camille de Rohan verzeichnet.2
Wiegmann besaß nach Zimmermanns Angaben zahlreiche Arbeiten Schirmers. Wiegmann konnte nicht eindeutig identifiziert werden. Es wäre möglich, dass es sich um Nachkommen des Düsseldorfer Architekten Rudolf Wiegmann (1804-1865) handelte, der ein Haus in der Düsseldorfer Klosterstraße für J.W. Schirmer errichtete.3

In der Künstlerdokumentation des Zentralarchivs der Staatlichen Museen Berlins ist das Gemälde als „Deutscher Eichenwald“ in der Sammlung Camille de Rohan, zu ermitteln.4
Es ist ein Ausschnitt aus einem Auktionskatalog aus München 1893, der als Losnummer die 47 angibt.

Provenienz

Zeittafel
Bis zum 17. März oder 5. Mai 1938Galerie Maria Almas, München
ab 17. März oder 5. Mai 1938Reichskanzlei

Die TVK München ermittelte, dass die Galerie Almas, München, das Gemälde vom Auktionshaus Lange, Berlin, erwarb und an die Reichskanzlei weiterverkaufte (Aussage Almas vom 14.8.1951).

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Nach Aussage von Maria Almas 1951 hat sie das Gemälde am 17. März oder 5. Mai 1938 an die Reichskanzlei verkauft.5
Sie gab an, dass sie das Gemälde vom Kunsthaus Lange, Berlin, erworben habe.
Laut Inventar der für die Reichskanzlei angekauften Gemälde sind tatsächlich zwei Gemälde J.W. Schirmers von der Galerie Maria Almas erworben worden: am 17. März 1938 verkauft Almas ein Gemälde mit dem Titel „Landschaft“ für 3.000 RM, am 5. Mai 1938 ein Gemälde mit dem Titel „Morgen im deutschen Wald“ für 4.000 RM.6
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach ihren Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.7

Nach ihren Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge, Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1937 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.8
Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihren Geschäften. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.9 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren zu sein.

Es ist nicht festzustellen, welches der Gemälde, die 1938 von der Reichskanzlei erworben wurden, das hier zu untersuchende ist.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Ein verfolgungsbedingter Vermögensverlust lässt sich bei diesem Gemälde daher nicht ausschließen. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2010

1 Rudi Theilmann, Johann Wilhelm Schirmer Karlsruher Schule, 1971.
2 Kurt Zimmermann, Johann Wilhelm Schirmer, 1920, S. 65.
3 Eintrag zu Rudolf Wiegmann in Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 42 Werenfels - Wilhelm d. Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Leipzig 1897.
4 SMB-ZA Künstlerdokumentation J.W. Schirmer.
5 Aussage Almas BArch Koblenz B 323, Nr. 331.
6 BArch Berlin R 43 II, Nr. 1062 b.
7 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
8 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt Fall 33.
9 NARA, RG 260, 519, Box 445.

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