Navigation und Service

Diez, Albrecht Christoph Wilhelm von

Napoleon und seine Suite in der Schlacht oder Reiterattacke

Entstehungsjahr 1892
Technik Öl auf Holz
Maße 15,7 cm x 21 cm
Münchener-Nr. 9489
Linz-Nr. 92
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Wilhelm Diez1 wurde 1839 in Bayreuth geboren. Ebendort erhielt er zwischen 1851 und 1853 ersten Zeichenunterricht an der Gewerbeschule, von 1853 bis 1855 studierte er am Polytechnikum in München und 1855 schließlich war er für kurze Zeit an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Karl Theodor von Piloty. Erste Erfolge sicherte sich Diez als Zeichner und im graphischen Medium, so illustrierte er seit 1858 die „Fliegenden Blätter“, war von 1862 bis 1875 Mitarbeiter der „Münchener Bilderbogen“ und schuf in der Folge die Illustrationen für zahlreiche Veröffentlichungen militär- und kostümgeschichtlicher wie auch literarischer Art. 2 Besonders einflußreich war Diez seit 1870 auch als Akademielehrer und dann vor allem seit 1872 als Professor mit schulbildendem Charakter. Zur sogenannten Diez-Schule und zu Diez Schülern gehören so namhafte Künstler wie Adolf Hölzl, Gotthard Kuehl, Fritz Mackensen, Max Slevogt und Wilhelm Trübner. Ehrungen blieben nicht aus, so wurde ihm 1883 auf der Münchner Internationalen Ausstellung die Goldmedaille zuerkannt, 1888 wurde Diez zum Ehrenmitglied der Wiener Akademie der Bildenden Künste ernannt3 . 1893 wurde er geadelt, 1903 wurde ihm der Bayerische Verdienstorden vom Hl. Michael II. Klasse und 1907 der deutsche „Pour le mérite“ verliehen. Diez verstarb 1907 in München.
Diez widmete sich vor allem der Genremalerei sowie militärischen Sujets, der Porträtmalerei, aber auch Tier- insbesondere Pferdestudien, Landschaften und religiösen Themen. Künstlerische Anregungen bot ihm das Studium der altdeutschen und der niederländischen Malerei. Besonderen Wert legte Diez auf koloristische Mittel und künstlerische Präzision.

Das hier in Rede stehende Gemälde zeigt folgendes: von links nach rechts galoppiert französische Kavallerie. Am linken Rand sprengen in vorderster Front zwei Pferde in wildem Galopp ins Bild, nur ihre vordere Partie ist zu sehen. Der Hauptteil der Abteilung galoppiert bildparallel im Mittelgrund bis auf einen Reiter, der sich bildeinwärts in die vorderste Linie vorzubewegen scheint. Am rechten Bildrand zeichnet sich in größerer Ferne an der Spitze der Reiterei vage Napoleon auf seinem Schimmel ab.

Das kleinformatige Bild ist als Ölskizze einzustufen. Der Pinserduktus ist äußerst frei, auf jegliches Detail wird zugunsten des mitreißenden Eindrucks von dynamischer Bewegung verzichtet, der Bildanschnitt auf der linken Seite steht unter dem Eindruck der Entwicklungen des Impressionismus.

Provenienz

Zeittafel
vermutlich 1937 für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben, Vorbesitzer: unbekannt4  

In der Datenbank „Sammlung des Sonderauftrages Linz“ wird das Bild geführt als: „Reiterattacke“.5
Die TVK München ermittelte keine Angaben zum Erwerb des vorliegenden Gemäldes.6
Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Die umfassende Recherche im Bundesarchiv hat die Arbeit der Dienststelle CCP als gründlich und korrekt erwiesen. Alle Querverweise bestätigen die vorliegenden Angaben, fördern jedoch keine neuen Erkenntnisse zutage7 .
Der Befund der Rückseite des Gemäldes gibt lediglich Hinweise zur Herkunft der Holztafel aus der Firma für Malmaterialien Adrian Brugger, Theatinerstraße München8 und zum Vergolderwaren-Geschäft Konrad Barth & Comp. München.

Das Datum der Erwerbung für den Sonderauftrag Linz lässt sich nicht genau feststellen, muss angesichts der niedrigen Linz-Nr. 92 aber vor Juli 1938 gelegen haben. Ab Juli 1938 begann die Gesamtregistrierung der bisher eingelagerten Bilder im Keller des „Führerbaus“ in München in der Arcisstrasse durch den Architekten Hans Reger, später wurden die Gemälde für das geplante Linz-Museum bestimmt. Die Nummerierung bis zur ersten Registrierung lief bis zur Linz-Nummer 360/380. Die weitere Registrierung lief bis 1939/40 nicht streng chronologisch, da mehrfach vor 1937 und 1938 angekaufte Bilder zu Ausstellungszwecken oder als Wandschmuck weggeben wurden und erst nach ihrer Rückkehr die Registrier-Nummer erhielten.9

Aufgenommen in Band XVI der Fotoalben Gemäldegalerie Linz als Gabe an Adolf Hitler, das am 11. 4. 1942 versandt wurde.10

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben Folgendes: Diez umfangreiches Werk ist weder durch den Künstler selbst dokumentiert noch durch die kunsthistorische Forschung aufgearbeitet worden. Das vorliegende Gemälde gehört mit seinen geringen Abmessungen und seinem skizzenhaften Charakter sicherlich zu den auftragslosen Werken und lässt sich in der Literatur nicht nachweisen.11

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2011

1 Für Folgendes vgl. Müller, KL 4, 1870, S. 104; Seubert 1, 1878, S. 383; Holland 1909, S. 103-107; Thieme/Becker 9, 1913, S. 282f.; Müller/Singer 1, 1921, S. 346; 5, 1921, S. 72; 6, 1922, S. 70; NDB 3, 1957, S. 711f.; Sitzmann 1957, S. 99f.; Münchner Maler 1, 1981, S. 229-233; DBE 2, 1995, S. 544; Bénézit 4, 1999, S. 583; AKL 27, 2000, S. 348f.
2 Als Illustrator taucht Diez in allen einschlägigen Handbüchern auf: LKJL 4, 1984, S. 150; LGB 2, 1989, S. 312; Osterwalder, 1800-1914, 2, 1989, S. 313; Ries 1992, S. 484.
3 Wagner 1967, S. 444.
4 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9489. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 4709 und K 485.
5 6 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9489. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 4709 und K 485.
7 BArch Koblenz, B 323/45/86; B 323/78/89.
8 Müller o. J. (1845) Adrian Brugger nicht verzeichnet; nach freundlicher Information von Harald Müller, Bayrisches Wirtschaftsarchiv München, liegen keine Unterlagen zu Adrian Brugger vor.
9 Aussage von Herrn Hans Reger zur Registrierung der Kunstobjekte für den „Sonderauftrag Linz“ vom 21. 7. 1951, vgl. BArch Koblenz, B 323/332.
10 Schwarz 2000, S. 55, 320 Nr. XVI/48. Das Album selbst ist nicht erhalten, der Inhalt konnte rekonstruiert werden.
11 Die in den in Anm. 2 genannten Nachschlagewerken und in der Bibliographie zur Bayerischen Kunst, vgl. Wichmann, Bibl. 4, 1973, verzeichneten überaus zahlreichen Erwähnungen von Diez haben sich als nicht relevant erwiesen. Das vorliegende Bild wird ebensowenig erwähnt bei: Kamm 1991.

Kontakt

Bei Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte unser Kontaktformular

Zum Kontaktformular