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Defregger, Franz von

Bauernmädchen mit einem Rechen, einen Brief lesend

Entstehungsjahr 1915
Technik Mischtechnik auf Holz
Maße 35 x 24,5 cm
Münchener-Nr. 9558
Linz-Nr. 175
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Franz Defregger (1835–1921) war ein österreichischer Genre- und Historienmaler.[1] Als Bauernsohn in Tirol geboren, studierte er in München unter  Carl von Piloty (1826–1886). Mit seinen Werken, die vornehmlich das Leben seiner Landsleute und Szenen aus dem Tiroler Volksaufstand von 1809 darstellen, gelangte der Künstler zu großem Erfolg. Er malte im Stil der Münchener Schule, wobei sein persönlicher Stil durch die Lebendigkeit des Ausdrucks und eine warme, tonige Farbgebung geprägt ist. Im Jahre 1878 wurde Defregger als Professor an die Münchener Akademie berufen. 1883 erfolgte die Erhebung in den Adelsstand. Der Künstler verstarb im Jahre 1921 in München. Er hinterließ über 1.400 Gemälde, darunter 450 Porträts.

Das Gemälde zeigt eine Bäuerin als Ganzfigur mit Rechen im Freien. Die Dargestellte trägt ein schwarzes Kleid zur weißen Bluse, darüber eine blaue Schürze sowie einen dunklen Hut mit breiter Krempe. Um den Hals trägt sie ein rotes Tuch. In ihrer linken Hand hält sie einen hölzernen Rechen, in der rechten einen Brief, den sie mit gesenktem Kopf liest. Die Dargestellte steht auf einem unbefestigten Weg, der von Gras und Steinen gesäumt ist. Im Hintergrund befinden sich hohe Sträucher. Sie geben den Blick auf einen Berg in der linken oberen Bildecke frei.

Das Werk ist signiert sowie datiert „Defregger 15“.

Das Kunstwerk ist nicht im Werkverzeichnis von Hans Peter Defregger (1983), dem Enkel des Künstlers, enthalten.[2] Darüber hinaus wurde die einschlägige Literatur zum Künstler überprüft.[3]

Folgende Hinweise können der Rückseite entnommen werden: in blauer Fettkreide „9558“ (Mü-Nr.); in Bleistift „Rm 15000 – v. Brand, Mayer […] – 16.000“ (Verkaufspreis?); Stempel, zweimal „Eigentum der Bundesrepublik Deutschland“ (Provenienznachweis, nach 1949); Papierabklebungen [unleserlich]; auf dem Rahmen „3186“ (nicht identifiziert).

[1] Für das Folgende vgl. Ulrich Thieme/Felix Becker (Hgg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1999, Bd. 8, S. 539–541 und Ausst. Kat. Franz Defregger. Ein Bauernsohn aus Tirol, Städtische Galerie Rosenheim, 04.03.–10.04.1983.

[2] Vgl. Hans Peter Defregger, Defregger 1835–1921, Rosenheim 1983.

[3] Ohne Treffer: Franz von Defregger, Franz Defregger Album, München um 1890. Ausst.kat. Gemälde, Studien und Skizzen von Franz von Defregger, Königliche Akademie der Künste, Berlin, 01.11.–16.12.1900. Verlag Dr. Franz Stoedtner (Hg.), Die Kunst des XIX. Jahrhunderts in Lichtbildern, Bd. 3, M. v. Schwind, Kanus, Vautier, Defregger und Grützner, Berlin um 1910. Adolf Rosenberg, Defregger, Bielefeld 1911. Ausst.kat. Franz von Defregger (1835–1921). Ehrenausstellung anläßlich seines 100. Geburtstages, Kunstverein München, 17.07.–15.08.1935. Heinrich Hammer, Franz von Defregger, Innsbruck 1940. Horst Ludwig, Münchner Malerei im 19. Jahrhundert, München 1978. Hans Peter Defregger, Defregger II, Rosenheim 1991.

Provenienz

Zeittafel
(…) 
Vor August 1938Reichsvermögen („Sonderauftrag Linz“)
Ab Mai 1941Eingang in das Kloster Kremsmünster
Ab Sommer 1943Eingang in das Bergwerk Alt-Aussee
15.10.2019Eingang in den Central Collecting Point München
Seit 1949Bundesvermögen

Das Gemälde wurde vor dem Krieg vom Deutschen Reich für den „Sonderauftrag Linz“ erworben und erhielt die Linz-Nr. 175.[1] Die Höhe der Linz-Nummer weist auf einen Erwerb vor August 1938 hin.[2] Weitere Informationen zur Herkunft des Werkes liegen derzeit nicht vor. Der Rückseitenhinweis „Rm 15000 – v. Brand, Mayer […] – 16.000“ könnte auf einen früheren Eigentümer des Werkes hindeuten, konnte im Rahmen der Recherchen bislang jedoch nicht hinreichend identifiziert.

Die Nummer K368 auf der Property Card weist auf die Lagerung des Gemäldes im Depot Kremsmünster hin. Das beschlagnahmte Stift Kremsmünster in Österreich war das erste Auslagerungsdepot des „Sonderauftrages Linz“. Ab Mai 1941 wurden hier Kunst- und Kulturgüter untergebracht, die für das „Führermuseum“ erworben wurden.  Aus Sorge vor Luftangriffen, wurde das Depot bereits 1943 aufgelöst und dort gelagerte Objekte zunächst in Depots in Hohenfurt sowie Thürntal umgelagert.

Um das Werk vor Kriegseinwirkungen zu schützen, erfolgte ab 1943 die Einlagerung in das Salzbergwerk Alt-Aussee in der Steiermark. Nach Sicherstellung durch US-Soldaten wurde es am 15. Oktober 1945 in den Central Collecting Point in München verbracht.[3] Am 1. Dezember 1948 übergab die amerikanische Militärregierung das Kunstwerk mit allen ebenfalls  bis dahin nicht bereits restituierten Kunstgegenständen in die Treuhänderschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten, Hans Ehard (1887–1980). Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Werk 1949 gemäß Artikel 134 Grundgesetz Bundesvermögen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.[4]

Bearbeitungsstand: 2019

[1] Vgl. BArch Koblenz, B 323/764, Property Card des CCP München, Mü-Nr. 9558.

[2]  Vgl. Klaus Beetz, Die Erwerbungen Adolf Hitlers bis zum Führererlass vom 26. Juni 1939 für den Aufbau des Neuen Museums Linz, Berlin 2004, S. 14 (unpubliziert).

[3] Vgl. Bundesrepublik Deutschland, Kunstverwaltung des Bundes, zugehörige Property Card des CCP München.

[4] Überprüft wurden folgende Verlustdatenbanken und digitalisierte Archivunterlagen zum verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern im Nationalsozialismus sowie historische Auktionskataloge: (1) LostArt Datenbank, Deutschland (www.lostart.de) (2) The Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945, Object Database, Großbritannien (www.lootedart.com) (3) Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Database of Art Objects at the Jeu de Paume (www.errproject.org) (4) Répértoire des biens spoliés, Frankreich (www.culture.gouv.fr/documentation/mnr/MnR-rbs.htm) (5) The Getty Research Institute, German Sales Catalogs, 1930–1945, USA (http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb?path=pi/pi.web) (6) Universität Heidelberg, Auktionskataloge – digital, Deutschland (http://artsales.uni-hd.de) (7) Galerie Heinemann online, Deutschland (http://heinemann.gnm.de/de/recherche.html) (8) Lootedart, Polen (http://lootedart.gov.pl/en) (9) NARA, Holocaust-Era Assets, USA (www.fold3.com). [Abruf: 28.10.2018]

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