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Deutsch, 1. Hälfte 19. Jahrhundert (ehemals Corot, Camille beziehungsweise Johann Martin von Rohden zugeschrieben)

Motiv aus dem Park der Villa d'Este in Tivoli

Entstehungsjahr 1826
Technik Öl auf Leinwand
Maße 33,3 x 43,5 cm
Münchener-Nr. 9574
Linz-Nr. 2915
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Nach Durchsicht der kunsthistorischen Literatur sowohl zu Camille Corot als auch zu Johann Martin zu Rohden konnte das Gemälde, dessen Titel behelfsmäßig mit „Motiv aus dem Park der Villa D’Este in Tivoli“angegeben ist, nicht nachgewiesen werden. Die beiden Künstlernamen stammen von unterschiedlichen Versionen von Property Cards. Auf der deutschsprachigen Karteikarte der TVK wurde das Landschaftsgemälde als von der Hand Corots genannt.1 Die bisherige Zuschreibung an Johann Martin von Rohden ist dort durchgestrichen. Ferner ist vermerkt, dass das Gemälde links neben der Statue möglicherweise mit „Corot 1826“ bezeichnet ist. Dies konnte jedoch am Original nicht bestätigt werden. Auf der von den Amerikanern verfassten englischsprachigen Property Card wurde als Künstler Rohden genannt.2 Der Titel lautet dort „Part of the Garden of Villa D’ Este“.

Der Rückseitenbefund des Gemäldes ergab folgendes: K 1430; Alte Aufschrift verso: Cette peinture C Corot faite a l'age de 20 ans avec son maître Bertin en 1826/Villa d'EST a Tivoli pres de Rome/peint par Camille Corot Mars 1826.

Das Gemälde zeigt einen Ausschnitt der Villa D’Este in Tivoli. Hinter vier großen Baumstämmen scheint die Villa hindurch, an deren rechten Seite eine Nischenfigur zu sehen ist. Halblinks am Haus befindet sich ein Brummen. Im linken Bildfeld wird der Blick in die Weite geöffnet.

Provenienz

Zeittafel
Norddeutscher Privatbesitz 
Etwa 1943/44 „Sonderauftrag Linz“ 

Die TVK München ermittelte, dass der Architekt Hans Reger während seiner Vernehmung im CCP am 21. Juli 1951 aussagte, das dem französischen Künstler Corot zugeschriebene Gemälde sei aus norddeutschem Privatbesitz für den „Sonderauftrag Linz“ erworben worden.3

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:4 Das Werk wurde offenbar als Corot erworben. Dies erklärt sich aus den Beschriftungen auf der Rückseite des Rahmens, die beschreiben, dass das Gemälde von Camille Corot in jungen Jahren 1826 gemalt worden sei. In den Werkverzeichnissen ist die Landschaft nicht nachweisbar, obwohl Corot zahlreiche „Tivoli“-Sujets gemalt hatte.5

Dem Eintrag auf der Property Card, dass das Gemälde ehemals Johann Martin von Rohden zugeschrieben worden war, folgte die Durchsicht seines Werkverzeichnisses, die keine Nennung erbrachte.6 Gleichwohl malte auch Rohden das Motiv Tivoli während seines Rom-Aufenthaltes von 1824 bis 1827 mehrfach.7 In der weiteren Literatur und in Katalogen konnte das Gemälde ebenfalls nicht ermittelt werden.8

Die Kunsthalle Bremen, die Leihnehmerin des Gemäldes ist, schreibt es weder dem einen noch dem anderen Künstler zu, sondern eher einem deutschen Maler. Eine Signatur und Datierung sind auf dem Landschaftsbild nicht vorhanden, obwohl dies – wie oben beschrieben – gemäß der Property Card der TVK der Fall gewesen sein soll.9

Es ist daher zu vermuten, dass das Gemälde vor dem Verkauf an den „Sonderauftrag Linz“ einen neuen Rahmen bekam und dieser von einem Corot-Gemälde genommen wurde. Bei dem Gemälde in Bundesbesitz könnte es sich allerdings auch um eine Fälschung handeln.
In den Unterlagen des „Sonderauftrag Linz“ wurden keine Dokumente über den Ankauf des Gemäldes ermittelt.10

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2008

1 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9574. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 4794 und K 1430.
2 BArch, B 323/663.
3 BADV Berlin, Property Card, mü 9574.
4 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
5 Robaut 1965 und Pomarède 1996.
6 Pinnau 1965.
7 Mackowsky 1924/1925.
8 Deutsch-Römische Malerei 1926, Ottani Cavina 2001 und Haberland 2000.
9 Vgl. hierzu den Abschnitt „Bildbeschreibung“.
10 Das Gemälde ist auch nicht in der Liste von Fritz Wiedemann über die Ankäufe nach dem 8. Dezember 1942 bis zum 6. April 1945 aufgeführt. Vgl. BArch, B 323, Nr. 1202.

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