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Dehn, Georg

Italienisches Stadtbild mit Kanal

Entstehungsjahr 1878
Technik Öl auf Leinwand
Maße 33 cm x 48 cm
Münchener-Nr. 9724
Linz-Nr. 188
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Georg Dehn wurde 1843 in Hannover geboren.1 Seine Ausbildung zum Architekturmaler erhielt er bei seinem Onkel Weiß in Braunschweig. 1864 siedelte er nach München über, dort studierte er von 1869 bis 1872 an der Akademie bei Arthur von Ramberg. Auf ausgedehnten Reisen und Wanderungen durch Deutschland, Österreich und Norditalien trug Dehn den Motivschatz für seine Malerei zusammen. Dehn verstarb 1904 in München.
Dehns Spezialisierung lag im Bereich der Veduten sowie der Perspektiv- und Architekturmalerei mit Figurenstaffage. Zudem verfaßte Dehn auch theoretische Abhandlungen.

Der Blick fällt auf einen venezianischen Kanal, der sich in die Bildtiefe erstreckt, um schließlich in einer Rechtsbiegung hinter der Häuserzeile zu verschwinden. Die Häuserfront auf der linken Seite ist sonnenüberflutet, die rechte Seite wie auch der Vordergrund, wo sich der Kanal weitet, liegen im Schatten. Den linken Bildrand nimmt in seiner gesamten Höhe ein Wohnhaus mit in die Ufermauer eingelassener Anlegestelle ein. Der abblätternde Putz und seine äußerst einfache Gestaltung machen klar, dass hier eines der ärmeren Quartiere zu sehen ist, in dem, wie die vielen kleinen Fischerboote verdeutlichen, vorwiegend Fischer wohnen. Im Mittelgrund ist der Blick in den Kanal zum großen Teil von einem barackenartigen Gebäude, das von links in den Kanal ragt, und weiter hinten von einer kleinen hoch gespannten Brücke versperrt. Eine Reihe von Staffagefiguren belebt die Szenerie, einige arbeiten, einige ruhen, im Vordergrund setzt ein Gondoliere eine Frau über.
Dehn inszeniert virtuos eine dichte und abwechslungsreiche Stadtlandschaft auf kleinstem Format und stellt damit seine Kompetenz für derartige Architekturveduten unter Beweis. Nicht unbeeinflusst von den jüngsten Entwicklungen in der Landschaftsmalerei gelingt es ihm, das Licht und die schillernden Wasserreflexe atmosphärisch zu verdichten. Dabei verwendet er vorwiegend erdige Farben, die bis zu Orangetönen reichen, und verzichtet weitgehend auf hervortretende Lokalfarben.

Provenienz

Zeittafel
vermutlich 1937/38  für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben; Vorbesitzer: unbekannt2

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten im alliierten Central Collecting Point in München und unter Verantwortung der bundesdeutschen Treuhandverwaltung von Kulturgut in München keine Informationen zur Provenienz und zum Erwerb des vorliegenden Gemäldes durch Hitlers „Sonderauftrag Linz“ ermittelt werden.3

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Das Datum der Erwerbung für den „Sonderauftrag Linz“ lässt sich nicht genau feststellen, muss angesichts der niedrigen Linz-Nr. 188 aber vor Juli 1938 gelegen haben. Ab Juli 1938 begann die Gesamtregistrierung der bisher eingelagerten Bilder im Keller des „Führerbaus“ in München in der Arcisstrasse durch den Architekten Hans Reger, später wurden die Gemälde für das geplante Linz-Museum bestimmt. Die Nummerierung dieser ersten Registrierung lief bis zur Linz-Nummer 360/380. Die weitere Registrierung lief bis 1939/40 nicht streng chronologisch, da mehrfach vor 1937 und 1938 angekaufte Bilder zu Ausstellungszwecken oder als Wandschmuck weggeben wurden und erst nach ihrer Rückkehr die Registriernummer erhielten.4 Die umfassende Recherche im Bundesarchiv förderten keine neuen Erkenntnisse zutage. Das vorliegende Gemälde wurde in einer Spezialfabrik für Gemälderahmen in München, C. Blecken, gerahmt.5

Die kunsthistorischen Recherchen ergaben Folgendes: Dehns Œuvre ist weder durch den Maler selbst dokumentiert, noch durch die kunsthistorische Forschung in einem Werkverzeichnis aufgearbeitet worden, das vorliegende Gemälde lässt sich in der Literatur nicht sicher nachweisen.6

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz bislang ungeklärt. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.

Stand: 2011

1 Für Folgendes vgl. Seubert 1, 1878, S. 357; Thieme/Becker 8, 1913, S. 553; Müller/Singer 1, 1921, S. 325; Münchner Maler 1, 1981, S. 212; Bénézit 4, 1999, S. 358; AKL 25, 2000, S. 257f
2 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, mü 9724. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Nummern lauten Aussee 4944, Linz 188, K 440 und 7649/I (Blaustift).
3 Vgl. die Property Cards des Münchner CCP, Mü-Nr. 9724, unter: ://www.dhm.de/datenbank/ccp. 
4 Aussage von Herrn Hans Reger zur Registrierung der Kunstobjekte für den „Sonderauftrag Linz“ vom 21.07. 1951, vgl. BArch Koblenz, B 323/332. 
5 Vgl. Rückseitenfoto gefertigt durch das Auswärtige Amt: Blechschild am Schmuckrahmen, oberer Holm: „C. Blecken, Spezialfabrik für Gemälderahmen in allen Stilarten, München 2, NW, Telef. 57701, Kreittmayrstr. 12.“ Weitere Angaben auf der Rückseite: Leinwandrückseite: ovaler Stempel „ ….. Fabrik / A. I…… München [?] / ..... / Wien 1878“.
6 Die in den in Anm. 1 genannten Nachschlagewerken und in der Bibliographie zur Bayerischen Kunst, vgl. Wichmann, Bibl. 4, 1973, verzeichneten Erwähnungen Dehns haben sich als nicht relevant erwiesen. Das vorliegende Gemälde könnte identisch sein mit Boetticher 1891, S. 226: Georg Dehn „3. Kanal in Venedig. Münch. int. KA 79; Hannover KA 80.”

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