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Bürkel, Heinrich

Pferdemarkt in einem Gebirgsdorf (Pferdehandel im Dorf)

Entstehungsjahr 1833
Technik Öl auf Leinwand
Maße 57,6 cm x 48,2 cm
Münchener-Nr. 10072
Linz-Nr. 145
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt einen Platz, auf welchem sich mehrere Menschen, Hunde und Pferde befinden. Im Bildzentrum steht ein einfacher, großer offener Pferdestall. Im Hintergrund erhebt sich ein Gebirgszug, der Himmel ist teilweise mit dunklen Wolken verhangen.

Provenienz

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) konnte zur Provenienz ermitteln, dass sich das Gemälde früher in München, Galerie Almas befand und von dort erworben wurde.1 Als Eingangsdatum ist auf der Property Card der 18.10.1945 verzeichnet.2  

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:

Eine Rückseitenuntersuchung ergab die Aufbringung von weiteren Kennzeichnungen.3 Demnach zeigt sich auf dem Rahmen unterhalb der Nummer K 255 eine zu dieser, um 180 Grad gedrehte rote ,,2" .4 Weiterhin befinden sich zwei runde schwarze Stempel auf der Rückseite, zum einen auf der Leinwand und zum anderen auf dem Keilrahmen. Bei dem Stempel auf dem Keilrahmen ist noch ,,Bundesdenkmal.. Wien(?) .." lesbar, der möglicherweise vom Bundesdenkmalamt in Wien stammen könnte. Ob es sich bei den beiden um denselben Stempel handelt, ist aufgrund der schlechten Erhaltung nicht erkennbar. Laut Chronologie der Exportstempel der Denkmalbehörde in Wien wurde die Bezeichnung ,,Bundesdenkmalamt" bis 1934 und dann erst wieder nach 1945 verwendet.5 Insofern müsste der Stempel bereits vor 1934 aufgebracht worden sein. Ein Bezug zu Österreich ist bislang jedoch nicht erkennbar.

Bei der systematischen Durchsicht von rund 1100 Auktionskatalogen aus der Zeit 1933-1945 konnte das Gemälde nicht identifiziert werden.6

In der Literatur zu dem Künstler Heinrich Bürkel ließ sich das Gemälde als ,,Pferdemarkt in einem Gebirgsdorf" in dem Werkkatalog von Bühler/ Krückl von 1989 und als ,,Pferdemarkt" in dem von Luigi von Bürkel (1877-1946), dem Enkel des Malers, von 1940 nachweisen.7 Der Publikation von 1940 ist die Provenienz ,,angekauft von Konsul Beel, Hamburg" zu entnehmen. Auf welchen Zeitpunkt sich diese Angabe bezieht, bleibt allerdings unklar.8 Weiterhin wird bei Luigi von Bürkel als Provenienz ,,"Almas", Galerie Maria Dietrich, München" angeführt, die sich sehr wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf das Jahr 1940 bezieht.9

Seit wann sich das Gemälde in der Galerie Almas-Dietrich befand oder ob es 1940 nur über sie an den ,,Sonderauftrag Linz" vermittelt wurde, ließ sich aufgrund von weitgehend fehlenden Geschäftsunterlagen nicht klären.10 Eine Liste vom 9.3.1949 zur Identifikation von Gemälden für die ,,Sammlung Linz", die durch Almas-Dietrich erworben wurden, führt nach Linz-Nummern sortiert, insgesamt 7 Gemälde von Heinrich Bürkel auf.11 Darunter befindet sich auch die Linz Nr. 145. Laut einem Eintrag stammen alle 7 Gemälde ,,from family Bürkel". Für einem NS-verfolgungsbedingten Entzug gibt es demnach bei diesen Verkäufen keinen Anhaltspunkt. Die Angabe auf der Restiutionskartei, dass das Gemälde laut Aussage von Almas-Dietrich am 9.3.1949 ,,aus deutschem Besitz" stammt12 , konnte somit noch konkretisiert werden. Unklar bleibt, ob das Gemälde womöglich seit der Entstehungszeit in Familienbesitz war und wie in diesem Zusammenhang die Provenienz ,,Konsul Beel, Hamburg" einzuordnen ist.13

Zusammenfassend ergab sich nach den neuerlichen Recherchen, dass sich das Gemälde, bevor es Maria Almas-Dietrich an den ,,Sonderauftrag Linz" verkaufte, im Besitz der Familie Bürkel befand. Ein Exportstempel auf der Rückseite stammt möglicherweise vom Bundesdenkmalamt in Wien aus der Zeit vor 1934.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property Card, Mü-Nr. 10072.
2 Ders.
3 Schreiben vom Leihnehmer vom 23.7.2009.
4 Vgl. rote „2“ auch auf Rahmen bei Fitz Bamberger, südliche Küstenlandschaft, Mü-Nr. 9864.
5 Brückler, Theodor (Hg,), Kunstraub, Kunstbergung und Restitution in Österreich 1938 bis heute, Wien 1999, S. 266.
6 Auswahl von Auktionskatalogen im Kunsthistorischen Institut, Universität zu Köln, Durchsicht während der EDV-Erfassung für den Kölner Universitäts-Gesamtkatalog (KUG).
7 Bühler, Hans-Peter / Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel mit Werkverzeichnis der Gemälde. München 1989, S. 254, Nr. 260, Abb. „Privatbesitz“; von Bürkel, Luigi, Heinrich Bürkel, München 1940, S. 129, Nr. 52, 1828 ,,Pferdemarkt. Vor einer Scheune wird ein Grauschimmel vorgeführt. Links Blick in die sonnendurchflutete Dorfgasse voll Leben, L. 57,5 x 48 cm (Hochformat). K.H: „Almas“ Galerie Maria Dietrich, München (Abb. S. 20)“, und S. 132, Nr. 116, „Pferdemarkt mit baierischen Hochgebirge, diese drei Bilder und die Straßenszene am Teatro di Marcello kaufte Konsul Beel, Hamburg.“; Thieme/ Becker, Leipzig 1911, S. 197.
8 Laut Schreiben von der Hamburger Kunsthalle, vom 13.1.2009 ist ihr der Namen ,,Konsul Beel“ nicht bekannt.
9 Ders. S. 129
10 Siehe auch BArch, B 323/ 12, Erwerbungen im Auftrag Martin Bormanns zwischen 1937-1944, Provenienzforschung des Central Collecting Point München und der Treuhandverwaltung; B 323/ 158, Kunstankäufe der Reichskanzlei („Führerankäufe“) beim Haus der Kunst in München und bei der Kunsthandlung Maria Dietrich (Galerie Almas), München, Laufzeit 1937-1944.
11 BArch, B 323/ 331, Kunsthändler A-J, Bl. 90-92, „Identification of Linz pictures acquired from Almas Dietrich“, siehe Linz Nr. 125, 136, 138, 140, 144, 145, 149 .
12 Karteikarte - Restitutionskartei, BArch., B 323/ 664.
13 Schreiben vom Staatsarchiv, Hamburg, vom 26.1.2009, wonach „Konsul Beel“ in keinem Namensvezeichnis zu finden war (Hamburgische Staatshandbücher).

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