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Bürkel, Heinrich

Gebirgssee mit Entenjäger

Entstehungsjahr 1826
Technik Öl auf Leinwand
Maße 49,5 cm x 70,3 cm
Münchener-Nr. 10085
Linz-Nr. 1711
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler Heinrich Bürkel wurde im Jahre 1802 in der Stadt Pirmasens geboren. Er malte vorwiegend Szenen aus dem Volksleben in den Alpen und Landschaftsbilder. In seinem künstlerischen Schaffen war Bürkel sehr erfolgreich. Er wurde zum Ehrenmitglied der Dresdener, der Wiener und schließlich der Münchener Kunstakademie ernannt. Im Jahre 1869 verstarb der Künstler in München und hinterließ ein umfangreiches Werk von ca. 1500 Gemälden.

Das in Rede stehende Gemälde zeigt eine Gebirgslandschaft mit einem See. Im Vordergrund befindet sich ein felsiges Ufer und am linken Bildrand stehen einige Nadelbäume zwischen denen sich ein Jäger auf Entenjagt versteckt.

Provenienz

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) konnte zur Provenienz ermitteln, dass das Gemälde aus Münchner Privatbesitz 1937/ 38 an die Odeonsgalerie, München und 1940 von dort weiter an die Galerie Paffrath in Düsseldorf gegeben wurde.1 Von dort gelangte es am 8.4.1941 an die Galerie Maria Almas-Dietrich, München, um dann im Mai 1941 für RM 8.000,- für den ,,Sonderauftrag Linz" erworben zu werden.2   Als Eingangsdatum ist auf der Property Card der 18.10.1945 verzeichnet.

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:

Eine Anfrage beim Martin von Wagner-Museum, Würzburg ergab, dass nach dortigem Hinweis von dem Bürkel-Spezialisten Albecht Krückl, München, das Gemälde am 16. Oktober 1888 im Katalog des Münchner Auktionshauses Carl Maurer, Nr.49, als ,,Gebirgssee" angeboten wurde.3 Laut Korrespondenz vom 17.2.1951 kaufte die Galerie Paffrath, Düsseldorf, das Gemälde im Oktober 1938 aus Privatbesitz von der Odeonsgalerie in München. Hierzu kann laut Karteikarte der Restitutionskartei ergänzt werden, dass dieser Privatbesitz "nicht jüdisch" war.4 Nach einer Auskunft des Bayerischen Wirtschaftsarchivs: ,,Die Galerie bestand offenbar seit Mitte der 1920er Jahre und firmierte ursprünglich als "Galerie Odeon Jordan & Michels". Anfang 1938 trat dann Arthur Jordan als Gesellschafter aus und der Kaufmann Gustav Duensing dafür ein. Emil Michels blieb nach wie vor Gesellschafter. Seither firmierte sie als "Galerie Odeon Duensing & Michels". Der Jahresumsatz 1937 erreichte ca. 70.000 RM."5 1950 existiert in München noch eine Galerie Odeon E. Michels, in der Hollandstraße 13, daher stammt sehr wahrscheinlich auch die Aussage der Galerie Michels, München, von 1951.6

Im BADV, Berlin, ließ sich eine Verfahrensakte ermitteln, die sich auf den geschädigten Kunsthändler ,,Max Michels, früher Alleininhaber der Firma ,,Georg Stuffler, Bayerische Hofkunsthandlung, München, Maximilianstr. 21" bezieht.7 Ein Zusammenhang zu der Galerie Odeon konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.8

Das Gemälde ,,Kardinäle beim Wein" von Eduard Grützner (Mü 2484) aus der ,,Sammlung Linz" ist laut DHM-Datenbank ebenfalls über die Odeonsgalerie und dann über Maria Almas-Dietrich, München, für den ,,Sonderauftrag Linz" angekauft worden.9

In der Galerie Paffrath in Düsseldorf befinden sich noch 3 Fotos von dem Gemälde, die allerdings keine Hinweise aufweisen.10 Im März 1941 scheint jedoch eine Ausstellung in der Galerie G. Paffrath in Düsseldorf stattgefunden zu haben, bei der offensichtlich auch dieses Gemälde gezeigt wurde. Darauf weist ein Foto mit dem Gemälde ,,Entenjagd" zur Ausstellung der Galerie G. Paffrath in der Zeitschrift Weltkunst vom 16. März 1941 hin.11 Eine NS-Verfolgung ist bei der heute noch in Düsseldorf existierenden Galerie Paffrath auszuschließen.12

Zu dem Erwerb und dem Weiterverkauf des Gemäldes im April / Mai 1941 durch Maria Almas-Dietrich lassen sich aufgrund von fehlenden Geschäftsunterlagen keine weiteren Aussagen treffen.13 Eine Liste von Almas-Dietrich vom 5. Mai 1949 führt unter der Linz-Nr. 1711 auf: ,,Bürkel, Heinrich, Landschaft, Jäger an einem Bergsee, Lwd, 48 x 69 cm" dem handschriftlichen Vermerk ,,= aus Deutschland=".14

Bei der systematischen Durchsicht von rund 1100 Auktionskatalogen aus der Zeit 1933-1945 konnte das Gemälde nicht identifiziert werden.15

In der Literatur zu dem Künstler Heinrich Bürkel ließ sich das Gemälde in dem Werkkatalog Bühler/ Krückl von 1989 sowie in weiteren Publikationen nachweisen.16

Zusammenfassend ergab sich nach den neuerlichen Recherchen, dass es sich bei der ,,Odeonsgalerie" in München um die ,,Galerie Odeon Jordan & Michels" gehandelt hat.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Propefy Card, Mü-Nr. 10085. Auskunft von Galerie Michels, München 9.7.1951; Auskunft von Paffrath 17.2.1951.
2 Auskunft von Almas-Dietrich vom 5.5.1949 ,,aus Deutschland" laut kleine Kartei.
3 Schreiben vom Leihnehmer, vom 22.7.2009 Brief vom 23.7.2009, mit dem Hinweis und der Kopie von einem Brief von Albrecht Krückl, München, vom 4.6.1997" Auktionskatalog Carl Maurer, 16.10.1888, Nr. 49. Die Stücke des Kataloges stammen laut handschriftlicher Notiz auf der Kopie ,,aus dem Nachlaß Graf Hemm, Vene.. (unleserlich), Frhr. Heinrich
von Wülcknitz auch Hoppen..?, Bernhard Fries (Maler), aus der Gemäldesammlung, Frhr Theodor von Crailsheim, Rügland".
4 BArch. B 323/ 664.
5 Schreiben vom Bayerisches Wirtschaftsarchiv, vom 21.12.2009 und laut Schreiben vom 14.1.2009 gibt es im BWA keine Geschäftsunterlagen der Galerie.
6 Kaupert, Walter, Deutsches KunstAdressbuch, Berlin 1950, S. 193.
7 Schreiben BADV, Berlin, vom 29.12.2009.
8 Laut telefonischer Auskunft vom Staatsarchiv München, vom 19.1.2010, sind dort keine relevanten Geschäftsunterlagen zu der Galerie Odeon vorhanden. lm Bundesarchiv in Koblenz sind laut Findbuch zu der,,Odeonsgalerie", ,,Galerie Odeon" oder,,Galerie Michels" keine Akten vorhanden.
9 Siehe www.dhm.de.
10 Telefonat und Schreiben von Frau Caroline Paffrath te Neues, Galerie Paffrath, Düsseldof, vom 8.10.2009. Auch Herr Paffrath kann sich nicht mehr daran erinnern.
11 SMB ZA, Künstlerdokumentation, Bürkel, Abbildung aus Weltkunst, Jahrgang XV, Nr. 11-12, 16. März 1941.
12 Schreiben BADV, Berlin, vom 7.1.2010 erklärt, dass sich zu der,,Galerie Paffrath, Düsseldorf", keine Verfahrensakten nach den Alliierten Rückerstattungsgesetzen und dem Bundesrückerstattungsgesetz (BrüG) recherchieren ließen.
13 Siehe auch BArch, B 323/ 12, Erwerbungen im Auftrag Martin Bormanns zwischen 1937-1944, Provenienzforschung des Central Collecting Point München und der Treuhandverwaltung; B 323/ 158, Kunstankäufe der Reichskanzlei (,,Führerankäufe") beim Haus der Kunst in München und bei der Kunsthandlung Maria Dietrich (Galerie Almas), München, Laufzeit 1937-1944.
14 BArch, B 323/ 331, Kunsthändler A-J, Bl. 80.
15 Auswahl von Auktionskatalogen im Kunsthistorischen lnstitut, Universität zu Köln, Durchsicht während der EDV-Erfassung für den Kölner Universitäts-Gesamtkatalog (KUG).
16 Bühler. Hans-Peter / Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel mit Werkvezeichnis der Gemälde. München 1989, S.263, Nr.336, Abb., Ausstellungskatalog Pirmasens, Besch, lngeborg (Hrsg.), H. Bürkel zwischen München und Rom. Bilderbuch des Biedermeier. Pirmasens 2002, S. 70. Kat. 9 und S. 55 (Text); Hoffmann, Volker, Gemäldekatalog, Martin von Wagner-Museum der Universität Würzburg, Würzburg 1986, S. 39, Kat. Nr. 57, lnv. Nr. Z 748: Ragaller, Heinrich, Verzeichnis der Gemälde und Skulpturen, Martin von Wagner-Museum, Würzburg 1969, S. 17, Abb.51; von Bürkel, Luigi, Heinrich Bürkel, München 1940, S. 128, Nr. 21, ,,Aussicht auf einen See zwischen hohem Gebirge", wahrscheinlich identisch mit folgender Malerei: ,,Unter Tannen am steinigen Ufer eines von hohen Bergen umschlossenen Sees schießt ein Jäger auf aufsteigende Enten, dat. 1826, L. 50 x 70 cm, K.H. Galerie Paffrath, Düsseldorf'; Thieme/ Becker, Leipzig 1911, S. 197; Ausstellungskatalog Kunstverein München 1826, Nr. 335.

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