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Wilder, Georg Christoph

Nürnberger Ansicht

Entstehungsjahr 1837
Technik Aquarellmalerei auf Papier
Maße 21,4 cm x 26,6 cm
Münchener-Nr. 10340
Linz-Nr. 2708
Lost Art-ID 218818
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Georg Christoph Wilder (auch: Georg Christian Wilder) (1797-1855) war ein deutscher Architekturzeichner und Kupferstecher.1 In seiner Vaterstadt Nürnberg richtete er in seinen Darstellungen ein besonderes Augenmerk auf Gebäude, die umgebaut oder abgerissen werden sollten. Seine Werke hatten deshalb häufig auch einer kultur- und kunstgeschichtliche Bedeutung.

Das hier interessierende Kunstwerk zeigt den Blick von der Waggasse auf die Sebalduskirche. In den Bildhintergrund führt eine von Häusern gesäumte Straße, auf der einige Figuren als Staffage dargestellt sind.

Provenienz

Zeittafel
Unbekannter Vorbesitzer, Berlin 
27./29. Januar 1943 auf der Versteigerung Hans W. Lange, Berlin für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben2

Die Ermittlungen der Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) zur Provenienz des Aquarells ergaben, dass das Bild im heutigen Bundesbesitz aus einem unbekannten Berliner Privatbesitz zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt an das Auktionshaus H. W. Lange gelangte.3 Von dort sei es auf dessen Auktion in Berlin am 27./29. Januar 1943 versteigert und für Hitler erworben worden.4 Der Berliner Privatbesitz wurde "nicht als jüdisch bezeichnet".5 Über die Urheberschaft und Datierung des Blattes liegen widersprüchliche Angaben vor. Es heißt an einer Stelle, es sei von Wilder signiert und wird auf das Jahr 1825 datiert.6 An anderer Stelle wird eine Signatur „Klein“ angegeben.7 Die CCP-Datenbank nennt eine Datierung „1822 (um)“. Zudem befand sich auf dem Bild vorne eine heute nicht mehr vorhandene Markierung „249“ in Blaustift und auf einem kleinen Etikett sowie die Linz-Nr. 2708.8

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes: Auf der Versteigerung bei Hans W. Lange vom 27. bis 29. Januar 1943 in Berlin wurde das Aquarell angeboten. Als Urheber wird hier Johann Adam Klein (1792-1875) angegeben und nicht Georg Christoph Wilder.9 Das Bild wird unter der Nummer 249 aufgelistet und auf RM 1.500 geschätzt.10 Die Nummer 249 entspricht der nicht mehr vorhandenen Markierung, die auf der Property Card verzeichnet ist,11 sodass davon ausgegangen werden muss, dass das Blatt identisch ist. Die ehemals vorhandene Signatur „Klein“ weist auf den im Katalog angegebenen Künstler. Sie dürfte daher zusammen mit der Nummer 249 anlässlich der Auktion bei H. W. Lange angebracht worden sein.

Seit wann und von wem das Blatt dem Nürnberger Künstler Georg Christoph Wilder zugeschrieben wurde, ist nicht bekannt. Allerdings wird es 1945 unter diesem Künstlernamen geführt.12 Die Nachkriegsliteratur sowie die Verzeichnung am heutigen Standort eines deutschen Museums bezeichnet ebenfalls als Urheber den Nürnberger Architekturzeichner und Kupferstecher Georg Christoph Wilder (1794-1855).13 Die Zuschreibung ist zu verifizieren, da das Blatt an zwei Stellen Signaturen aufweist: „Wilder pinx 1837“ und „G C W“.14

Dass das Blatt aus „Berliner Privatbesitz nicht als jüdisch bezeichnet“ stammt, muss heute als ungenaue Vermutung gelten und ist keineswegs sicher. Zwar vermerkten die Lange-Kataloge bis 1939 jüdische Vorbesitzer. Doch weiß man heute, dass auch nach diesem Zeitpunkt jüdischer Besitz von diesem Auktionshaus angeboten wurde. Der Auftraggeber/Einlieferer des Blattes mit der Katalognummer 249 wird unter der Nummer „106. Berlin“ zusammen mit anderen Objekten gelistet.15 Er wurde noch nicht identifiziert.

Über das Kunstwerk und seine Provenienz gibt es keine weiteren Hinweise. Auch die Dokumentationen der Provenienzforschung enthielten keine Hinweise auf das Bild.16 Künstlerliteratur und Auktionskataloge wurden konsultiert, das Werk war darin nicht nachzuweisen.17

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2011

1 de.wikipedia.org/wiki/Georg_Christoph_Wilder
2 Karteikarte BADV
3 BArch, B 323/619.
4 Ibm.
5 Ibm.
6 BArch, B 323/664.
7 Ibm.
8 Ibm.
9 Auktionskatalog Hans W. Lange, Gemälde alter und neuerer Meister...., 27. bis 29. Januar 1943, S. 47, Tafel 22.
10 Ibm., S. W.
11 BArch, B 323/664.
12 Haase, 2002, S. 301.
13 Georg Christoph Wilder. Ein Nürnberger Zeichner des 19. Jahrhunderts, hrsg. Matthias Mende, Nürnberg 1986, S. 134; Inventarblatt L 10, Graphische Sammlung München, s. Anhang
14 Wilder 1986 a. a. O.
15 Inventarblatt L 10, Graphische Sammlung München,
16 BArch, B 323/664.
17 Auktionskatalog Hans W. Lange, Gemälde alter und neuerer Meister...., 27. bis 29. Januar 1943, „Verzeichnis der Auftraggeber“
18 Haase 2000; Schwarz 2004; Nancy Yeide, Beyond the dreams of avarice: the Hermann Goering collection, Dallas 2009.
19 Thieme/Becker 1999, Bd. 35, S. 565; Manfred H. Grieb (Hg.), Nürnberger Künstlerlexikon, München 2007, Bd. 3, S. 1675; C. G. Boerner, Leipzig, Auktionskataloge v. 24./25. April 1940, S. 79, Nr. 906 u. 8. Mai 1941, S. 54, Nr. 580

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