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Bürkel, Heinrich

Am Dorfbrunnen

Entstehungsjahr 1846
Technik Öl auf Leinwand
Maße 54 x 76 cm
Münchener-Nr. 10703
Linz-Nr. 149
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler Heinrich Bürkel wurde im Jahre 1802 in der Stadt Pirmasens geboren. Er malte vorwiegend Szenen aus dem Volksleben in den Alpen und Landschaftsbilder. In seinem künstlerischen Schaffen war Bürkel sehr erfolgreich. Er wurde zum Ehrenmitglied der Dresdener, der Wiener und schließlich der Münchener Kunstakademie ernannt. Im Jahre 1869 verstarb der Künstler in München und hinterließ ein umfangreiches Werk von ca. 1500 Gemälden.

Das in Rede stehende Gemälde zeigt eine bäuerliche Szene in den Bergen. Auf der Linken Seite befinden sich ein Bauernhaus sowie eine Kirche. In der Bildmitte sind verschiedene Personen und eine Kuh auf einem kleinen Platz zu sehen. Im Hintergrund erheben sich hohe Berge in den blauen Himmel.

Provenienz

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt (TVK) konnte als Provenienz ermitteln, dass sich das Gemälde früher in München, in der Galerie Almas befand und von dort erworben wurde.1 Als Eingangsdatum ist auf der Property Card der 19.10.1945 verzeichnet.2

Die erneuten Recherchen ergaben folgendes:
Eine Rückseitenuntersuchung mit Hilfe von Angaben und einem Foto des Leihnehmers ergab wenig weitere Kennzeichnungen.3 Demnach befindet sich auf dem rechten Rahmen mit Bleistift die Nummer "9046", wie sie auch bereits auf der Property Card vermerkt wurde. In der rechten oberen Rahmenecke ist in Bleistift "[...] uss [...]", darunter ein unleserlicher Vermerk in roter Farbe und dahinter ein Schriftzug mit Bleistift "Metallun [...]" erkennbar.4 Am unteren Rand des Rahmens befindet sich ein Metallschild, dass sehr wahrscheinlich von dem Rahmenhersteller "C. Blecken" in München stammt.5

Bei der systematischen Durchsicht von rund 1100 Auktionskatalogen aus der Zeit 1933 - 1945 konnte das Gemälde nicht identifiziert werden.6

In der Literatur zu dem Künstler Heinrich Bürkel ließ sich das Gemälde als "Gebirgsdorf mit Brunnen und Kirche" in dem Werkkatalog von Bühler/ Krückl von 1989 und als "Brunnenszene bei Garmisch mit Zugspitze" in dem von Luigi von Bürkel (1877 - 1946), dem Enkel des Malers, von 1940 nachweisen.7

Laut Angabe von Bühler/ Krückl ist das Gemälde in dem Auktionskatalog Weber, Mannheim, vom 1.12.1937 mit Abbildung verzeichnet.8 Der Katalog von 1938 trägt den Titel "Große Versteigerung in unseren Auktionssälen Mannheim P7.6", 5./7. März 1938, Kunst- und Auktionshaus Ferdinand Weber, Mannheim.9 Und ein Katalog von 1939 nennt die Versteigerer ,,Alfons Roy und Georg Tilz".10 Weder zu dem Auktionshaus, noch zu den 1939 angegebenen Versteigerern ließen sich weitere Angaben finden. Unklar bleibt daher auch, ob das Gemälde in Mannheim nur angeboten oder auch verkauft wurde.

Zu einem "Ferdinand Weber" gibt es einen Hinweis in einem ,,Claims Resolution Tribunal", betreffend das Konto von Dr. Josef Hirsch, der bis 1939 in Mannheim lebte, vom 28.3.2003. Darin heißt es: "Der Ansprechpartner führte weiter aus, sein Vater und sein Onkel, Ferdinand Weber, der nicht jüdisch gewesen sei, habe Juden, die aus Nazi-Deutschland fliehen wollten, geholfen, indem er ihr Vermögen in die Schweiz gebracht habe."11

Seit wann sich das Gemälde bereits bei der Galeristin Almas-Dietrich befand und wann es von dort für die Sammlung Linz erworben wurde, ließ sich aufgrund von weitgehend fehlenden Geschäftsunterlagen nicht klären.12 Eine Liste vom 9.3.1949 zur Identifikation von Gemälden für die ",Sammlung Linz", die durch Almas-Dietrich erworben wurden, führt nach Linz-Nummern sortiert, insgesamt 7 Gemälde von Heinrich Bürkel auf.13 Darunter befindet sich auch die Linz-Nr. 149. Laut Eintrag stammen alle 7 Gemälde "from family Bürkel". Für einen NS-verfolgungsbedingten Entzug gibt es demnach bei diesen Verkäufen keinen Anhaltspunkt. Die Angabe auf der Restitutionskartei, dass das Gemälde laut Aussage von Almas-Dietrich am 9.3.1949 "aus deutschem Besitz" stammt,14 konnte somit noch konkretisiert werden. Unklar bleibt, ob das Gemälde womöglich seit der Entstehungszeit in Familienbesitz war. Dies erscheint allerdings als eher unwahrscheinlich, da, wie auch bei den übrigen in der Lise aufgeführten Gemälde von Bürkel, verschiedene Provenienzangaben erwähnt werden.

Zusammenfassend ergab sich nach den neuerlichen Recherchen, dass dieses Gemälde, bevor es Maria Almas-Dietrich an den "Sonderauftrag Linz" verkaufte, wahrscheinlich 1937 in einem Auktionskatalog des Mannheimer Kunst- und Auktionshaus Ferdinand Weber verzeichnet wurde. Falls es dort verkauft wurde, müsste es anschließend in den Familienbesitz von Bürkel übergegangen sein, was eher unwahrscheinlich zu sein scheint. Möglicherweise wurde es dort auch nur ausgestellt, so dass es Frau Almas-Dietrich, München, tatsächlich direkt aus dem Familienbesitz von Bürkel erwarb.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Vgl. Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) Berlin, Property Card, Mü-Nr. 10703.
2 Ders.
3 Frdl. Schreiben vom Leihnehmer vom 9.9.2009.
4 ders. mit Detailaufnahmen vom 13.1.2009.
5 Vgl. Fritz Bamberger, Südliche Küstenlandschaft, Rückseitenuntersuchung, Mü-Nr. 9864.
6 Auswahl von Auktionskatalogen im Kunsthistorischen lnstitut, Universität zu Köln, Durchsicht während der EDV-Erfassung für den Kölner UniversitätsGesamtkatalog (KUG).
7 Buhler, Hans-Peter / Albrecht Krückl: Heinrich Bürkel mit Werkverzeichnis der Gemälde. München 1989, S.250, Nr.226, Abb.;von Bürkel, Luigi, Heinrich Bürkel, München 1940, Nr. 376, 377, 384 (?), Nr. 558 (Brunnenszene bei Garmisch mit Zugspitze, 1854). Zur Familie Bürkel siehe auch Oberhauser, Robert, Heinrich Bürkel, Porträt einer Malerfamilie, Landau 1982; Thieme/ Becker, Leipzig 1911, S. 197. S. 128, Nr.21; Abb. S.20.
8 Auktions-Katalog Weber, Mannheim, 1.12.1937, mit Abbildung. Der Katalog konnte allerdings bislang nicht gefunden werden. Lediglich Ausgaben von 1938, 1939, 1940, bei denen es sich bei den beiden ersten um dünne Heftchen von nur wenigen Seiten mit zahlreichen Abbildungen handelt. Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass sich der Katalog von 1937 nicht auffinden lässt. Nachfragen in verschiedenen Bibliotheken und in Mannheimer Institutionen blieben erfolglos (u.a. Bibliothek Reiss-Engelhorn-Museum und Kunsthalle Mannheim, Stadtarchiv Mannheim).
9 Der Katalog befindet sich in der Bibliothek des Kunsthistorischen Institutes, Abteilung Allgemeine Kunstgeschichte, Universität zu Köln.
10 Ders., Kunst- und Versteigerungshaus Ferdinand Weber. Große öffentliche Versteigerung im Auftrag des Finanzamtes Mannheim Stadt, gemäß § 358, R. A. O., in unseren Auktionssälen Mannheim P 7.6., Versteigerung am 20./21. Juni 1939.
11 Siehe http://www.crt-ii.org/ awards/ apdfs/Hirsch Dr Josef trans.pdf.
12 Siehe auch BAch, B 323/ 12, Erwerbungen im Auftrag Martin Bormanns zwischen 1937-1944, Provenienzforschung des Central Collecting Point München und der Treuhandverwaltung; B 323/ 158, Kunstankäufe der Reichskanzlei (,,Führerankäufe") beim Haus der Kunst in München und bei der Kunsthandlung Maria Dietrich (Galerie Almas), München, Laufzeit 1937-1944.
13 BArch, B 323/331, Kunsthändler A-J, Bl. 90-92, "Identification of Linz pictures acquired from Almas Dietrich", siehe Linz No 125, 136, 138, 140, 144, 145, 149.
14 Karteikarte - Restitionskartei, BArch., B 323/ 664.

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