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Preller der Ältere, Friedrich Johann Christian Ernst

Küstenlandschaft mit Pinien und Blick auf den Posilippo

Entstehungsjahr um 1860
Technik Öl auf Leinwand
Maße 52 x 41 cm
Münchener-Nr. 10719
Linz-Nr. 2333
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Friedrich Preller (25.4.1804 Eisenach - 23.4.1878 Weimar) erwarb seine erste künstlerische Erziehung 1818/1819 unter Heinrich Meyer in Weimar. Preller kam durch seinen Freund und Förderer Johann Wolfgang von Goethe mit der klassizistischen Kunsttheorie in Berührung, die Nicalas Poussin, Claude Lorrain und Jacob van Ruisdael als Vorbilder empfahlen. Von 1828 bis 1831 versuchte er in Rom, beeinflusst von Joseph Anton Koch, die idealisierte Vorstellung von Landschaft mit den beim Studium der Natur gewonnenen Eindrücken zu verbinden. Ein Aufenthalt in Neapel 1830 gab Preller die Idee seiner Odyssee–Bilder. In Weimar wurde er 1832 als Nachfolger Meyers Leiter der Zeichenakademie. Ungeachtet neuer zukunftsweisender Tendenzen blieb für Preller das von Goethe geprägte klassizistische Kunstprogramm über die Jahrhundertmitte hinaus verbindlich. Er wollte der Schilderung der Naturerscheinungen Sinnbildhaftigkeit verleihen.

Auf dem vorliegenden Gemälde agieren mehrere bäuerliche Personen in der üppigen Vegetation1 einer süditalienischen Landschaft. Im Vordergrund links hat ein Mann mit weißem Hemd und Hut seinen Esel zu einer Wasserstelle geführt. Etwas oberhalb davon sitzt ein Mann im Gras. Von einem Anwesen kommend, nähern sich von rechts Frauen, zwei weitere sind rechts im Schatten eines Felsüberhangs an einem steinernen Brunnen beschäftigt. Der südliche Charakter der Landschaft wird durch die Silhouetten der schirmartigen Pinien, schlanken Zypressen und Olivenbäume unterstrichen. In der Ferne ist das Meer mit etlichen kargen Felseninseln zu erkennen.
Die Landschaft erinnert an Neapel, wo sich Preller während seines zweiten Italienaufenthaltes im Sommer 1860 länger aufgehalten hat.

Provenienz

Zeittafel
1927Besitz der Familie Preller, Weimar2
Bis 1942Sammlung Geheimrat Alexander Prentzel, Berlin3
12.5.1942Auktion Hans W. Lange, Berlin an „Sonderauftrag Linz“ für RM 8.600

Die Treuhandverwaltung von Kulturgut (TVK) in München ermittelte, dass das Gemälde am 8.5.1942 auf der Auktion von H.W. Lange, Berlin (Kat.Nr. 63, Abb.T.20) aus der Sammlung des Geheimrats Prentzel aus Berlin von der Reichskanzlei Berlin für RM 8.600 erworben wurde.4

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes: Im Auktionskatalog des Berliner Auktionshauses Hans W. Lange zur Sammlung des Geheimrats Prentzel ist vermerkt, dass das Gemälde "Küstenlandschaft mit Pinien und Blick auf den Posilippo" für RM 2.500 angeboten wurde und für RM 8.600 verkauft wurde.5

Unterlagen zu Auktionen von H. W. Lange im Landesarchiv Berlin sind für das Geschäftsjahr 1942 nicht erhalten.6

Der Berliner Auktionator Hans. W. Lange „arisierte“ das von Paul Graupe bis 1937 betriebene Auktionshaus und agierte als Verkäufer der Berliner Finanzbehörden. Er kaufte unter anderem von französischen Kunsthändlern 1944 zahlreiche Gemälde auf, um sie für den „Sonderauftrag Linz“ weiter zu verkaufen.7 Im Landesarchiv Berlin befinden sich im Bestand der Landesleitung der Reichskammer der bildenden Künste keine Unterlagen zu Auktionen von Hans W. Lange aus dem Jahr 1942 mit Angaben zu Einlieferern und den zu versteigernden Objekten.8

Der Geheime Regierungsrat Alexander Prentzel (1.12.1875 in Goslar bis 1955) arbeitete zunächst als Verwaltungsbeamter im Preußischen Staatsdienst und ab 1919 im Deutschen Kalisyndikat und im Reichskalirat.9 Er lebte sowohl in Koblenz als auch in Berlin.10

Ab 1926 wurde er in den Vorstand des Deutschen Kalisyndikats in Berlin berufen. Diese Funktion hatte er nachweislich noch im Jahre 1943 inne. Ein Verfahren nach dem Rückerstattungsrecht zu Alexander Prentzel wurde bisher nicht ermittelt.11 Nachlässe von Alexander Prentzel sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht verzeichnet.12

Die kunsthistorischen Recherchen zu dem interessierenden Gemälde ergaben Folgendes:
Im Werkverzeichnis von Ina Weinrautner wird für die Herkunft des Gemäldes die Sammlung Lange und ab 1942 „Reichsbesitz“ angegeben.13

Auf der Rückseite des Gemäldes befindet sich ein handschriftliches Testat aus dem Jahre 1927 von Karl W. Fähnig, Kustos der Staatlichen Gemälde Galerie Dresden. Fähnig schreibt das Gemälde Friedrich Preller d. Ä. zu und gibt an, dass es aus dem Besitz der Familie Preller stammt.14

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anhaltspunkte für einen NS-verfolgungsbedingten Verkauf vor.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Für Folgendes vgl. Weinrautner 1996, S. 344f.
Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Frau Petra Knöller M.A. durchgeführt.
2 Rückseitenbefund vom 22.9. 2010 durch Dr. Petra Maisak, Freies Deutsches Hochstift - Frankfurter Goethemuseum: Rückseite: oben links: handschriftlich: „Ich bestätige, dass das umstehende Gemälde: Italienische heroische Landschaft“ eine Originalarbeit des älteren Friedrich Preller (1804 – 1878) ist. Das Bild stammt übrigens aus dem Besitz der Familie Preller. 23. Mai 1927 Karl W. Fähnig. Kustos an der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden.
3 Auk.kat, H.W. Lange 1942, S. 21, Nr. 95, Abb. T 3
4 Für das Folgende vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 10719. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern lauten Aussee 5933, K 1959, Kl. Etikett (95), RK 95, 206.
5 Auk.kat. H.W. Lange 1942, S. 21, Nr. 95, Abb. T 3, Pappe, H. 38 cm, Br. 57,5 cm.
6 LAB, A Rep 243 – 04.
7 Feliciano 1998, S. 118 f.
8 LAB, A Rep 243 – 04.
9 Neue deutsche Biographie 2001, Bd. 20, S. 699.
10 1922 in Berlin-Grunewald, Hubertusallee 34, vgl. Berliner Adressbuch, 1922, Teil 1, S. 2561; bis 1937 in Berlin-Dahlem, Griegstraße 16E. vgl. Berliner Adressbuch, 1936, Teil 1, S. 2110. Berliner Adressbuch 1938, Teil 1, S. 2063.
11 Provenienzdokumentation BADV Berlin, siehe Mü-Nr. 10504. Vgl. http://www.badv.bund.de.
12 Verbundkatalog Kalliope, zentraler Sucheinstieg Nachlässe und Autographen in Deutschland, vgl. http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de.
13 Weinrautner 1996, S. 344f, WVZ Nr. 266.
14 Rückseitenbefund vom 22.9.2010 durch Dr. Petra Maisak, Freies Deutsches Hochstift - Frankfurter Goethemuseum: Rückseite: oben links: handschriftlich: „Ich bestätige, dass das umstehende Gemälde: Italienische heroische Landschaft“ eine Originalarbeit des älteren Friedrich Preller (1804 – 1878) ist. Das Bild stammt übrigens aus dem Besitz der Familie Preller. 23. Mai 1927 Karl W. Fähnig. Kustos an der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden.

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