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Spitzweg, Carl

Das Liebespaar im Walde (Flötenkonzert)

Entstehungsjahr 1855
Technik Öl auf Leinwand
Maße 43 x 46 cm
Münchener-Nr. 1333
Linz-Nr. 1893
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

ürDer Maler und Illustrator Carl Spitzweg (1808-1885) gelangte auf dem Umweg des Pharmaziestudiums zu seiner künstlerischen Berufung.1 Während eines Italienaufenthaltes, 1832/33, kam Spitzweg mit einem kleinen Kreis von Künstlern zusammen, darunter Christian Heinrich Hansonn, die ihn nachträglich prägten. Er entschloss sich Maler zu werden, hielt sich aber für zu alt für ein Studium an der Akademie und studierte und kopierte stattdessen alte Meister und berühmte Zeitgenossen. 1844 kam es zu einer Mitarbeit an dem humoristisch-satirischen und reich illustrierten Wochenblatt „Fliegende Blätter“.
Die letzten 34 Lebensjahre verbrachte Spitzweg in beschaulicher Ruhe als Junggeselle in München. Abgelehnt vom offiziellen Münchener Kunstbetrieb erfreute sich seine Kunst bereits zu seinen Lebzeiten in Sammlerkreisen einiger Beliebtheit. Spitzweg hinterließ ein umfangreiches Oeuvre.

Das Gemälde zeigt Folgendes: Im Mittelpunkt sitzt ein Flötenspieler und eine Zuhörerin auf einer Lichtung; rechts neben dem Paar liegen ein Umhang und ein Damenhut.

Provenienz

P

Zeittafel
1892Nachlass Abraham Kuhn
1934Emilie Borchardt-Cohen
1941Versteigerung bei Th. Fischer, Luzern
1941Carl Bümming, Darmstadt
1941Deutsches Reich, "Sonderauftrag Linz"

Die ehemalige Treuhandverwaltung Kulturgut München hat laut Eintragung auf der Property Card ermittelt, dass das o.g. Gemälde früher Bestandteil der Sammlung Deutsch gewesen sei. Es wurde als Leihgabe im Kunstmuseum Basel ausgestellt und dann im Auftrag der Eigentümer auf der Auktion vom 20. – 24. 05.1941 beim Kunsthändler Theodor Fischer versteigert.2

Dort wurde es für das Deutsche Reich „Sonderauftrag Linz“ erworben. Die Provenienzangabe ist auf ein Schreiben des Direktors des Baseler Kunstmuseums Dr. Georg Schmidt vom 11.05.1951 zurückzuführen.

Auf der Rückseite des o.g. Gemäldes befinden sich laut einer Eintragung der Treuhandverwaltung Kulturgut auf der Property Card eine kleine Etikette mit der Ziffer 985 und Kunstmuseum Basel, Leihgabe.

Beim Bundesarchiv Koblenz archivierte Schreiben dokumentieren, dass das Gemälde vom deutschen Kunsthändler Carl Buemming im Auftrag von Dr. Posse auf der Auktion in Luzern für das Deutsche Reich erworben wurde.

Die Provenienzangabe auf der Property Card Sammlung Deutsch, stützt sich auf die Aussage des damaligen Direktors des Kunstmuseums in Basel. Tatsächlich befand sich das in Rede stehende Gemälde in der Sammlung Borchardt – Cohen. Da sowohl die Sammlung Deutsch als auch die Sammlung Borchardt-Cohen im Kunstmuseum Basel eingelagert waren und dann gleichzeitig bei Th. Fischer versteigert wurden, kam es vermutlich bei der Auskunft des Kunstmuseums zu einer Verwechslung bei der Zuordnung. Eine diesbezügliche Nachfrage beim Baseler Kunstmuseum brachte keine nähere Aufklärung, da laut Schreiben der Museumsdirektorin vom 26.09.2000 dort kein geordnetes Archiv vorhanden ist.

Das Gemälde erscheint im Jahre 1934 auf einer Liste der Abraham Kuhn’schen Verwaltung, die sich mit der Verwaltung des Nachlasses von Abraham Kuhn befasste.3 Zur Berechnung von eventuell anfallenden Erbschaftssteuern für die Gemälde wurden diese im Jahre 1934 geschätzt.
Aus dem Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland wurde mitgeteilt, dass ein Eduard Cohen mit Ida Cohen, geb. Kuhn, verheiratet war. Deren Vater Abraham Kuhn besaß eine Gemäldesammlung. Nach dem Ableben von Abraham Kuhn im Jahre 1892 ging o.g. Gemälde in das Eigentum von Ida und Eduard Cohen (1838-1910) über. Frau Ida Cohen ist im Jahre 1930 verstorben und wurde von ihren beiden Töchtern Sophie und Emilie beerbt. Sophie Cohen starb bereits 1933. Sie war unverheiratet und kinderlos. Die Gemälde wurden dann ausweislich eines Schreibens des Anwalts der Erben nach Sophie Cohen vom 27.04.1934 Eigentum ihrer Schwester Emilie Cohen. Diese lebte in Kairo und war mit dem deutschen Ägyptologen und Direktor des Deutschen Institutes für Ägyptische Altertumskunde in Kairo, Prof. Dr. Ludwig Borchardt verheiratet. In einem Schreiben vom 15.11.1933 wird von Prof. Dr. Borchardt die Absicht geäußert die geerbten Gemälde eventuell zu verkaufen. Nach dessen Tod im Jahre 1938 hat Frau Borchardt-Cohen die Gemäldesammlung dann in der Schweiz bei Th. Fischer verkauft.

Die Provenienz ist geklärt. Ein früherer NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust an diesem Kunstwerk kann ausgeschlossen werden, da sich sowohl der Eigentümer als auch das Kunstwerk im sicheren Ausland befanden.

Stand: 2010

1 vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 31/32, S. 394-395.
2 Auktionskatalog Th. Fischer, Versteigerung vom 20.-24.05.1941, Nr. 985, Tafel 32
3 Dokumente aus dem Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland

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