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Spitzweg, Carl

Nachtlandschaft mit Bär (Landschaft mit Gebäuden bei Mondbeleuchtung, ein Bär als Staffage)

Entstehungsjahr 1875
Technik Öl auf Holz
Maße 22,5 cm x 29,5 cm
Münchener-Nr. 1388/2
Linz-Nr. 719
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Der Maler und Illustrator Carl Spitzweg (1808-1885) gelangte auf dem Umweg des Pharmaziestudiums zu seiner künstlerischen Berufung.1 Während eines Italienaufenthaltes, 1832/33, kam Spitzweg mit einem kleinen Kreis von Künstlern zusammen, darunter Christian Heinrich Hansonn, die ihn nachträglich prägten. Er entschloss sich Maler zu werden, hielt sich aber für zu alt für ein Studium an der Akademie und studierte und kopierte stattdessen alte Meister und berühmte Zeitgenossen. 1844 kam es zu einer Mitarbeit an dem humoristisch-satirischen und reich illustrierten Wochenblatt „Fliegende Blätter“.
Die letzten 34 Lebensjahre verbrachte Spitzweg in beschaulicher Ruhe als Junggeselle in München. Abgelehnt vom offiziellen Münchener Kunstbetrieb erfreute sich seine Kunst bereits zu seinen Lebzeiten in Sammlerkreisen einiger Beliebtheit. Spitzweg hinterließ ein umfangreiches Oeuvre.

Das Gemälde zeigt Folgendes: strukturierter Vordergrund mit treppenartigem Gelände, rechts Ruinen, links ansteigendes Land, das nach hinten bergig verläuft, links ein Haus mit erleuchtetem Fenster, in der Bildmitte ein Bär als Staffage, am oberen Bildrand nächtlicher Himmel mit weißem Gewölk z. T. vom Mondlicht angestrahlt.

Provenienz

Zeittafel
1934/1935Herrn Isidor Weinschel?
vermutlich im Mai 1939für die Sammlung "Sonderauftrag Linz" erworben

Im Spitzweg - Werkverzeichnis von Siegfried Wichmann2 ist das Gemälde unter der lfd. Nr. 1516 abgebildet und beschrieben. Den Ermittlungen des Autoren zufolge hatte das Gemälde eine bewegte Provenienzgeschichte und wurde unter diversen Titeln gehandelt:

- im Jahre 1886 war es auf einer Sonderausstellung unter dem Titel „Abendlandschaft mit Bär“ gezeigt worden. Eigentümer war Herr Friedrich Pecht aus München;
- im Kunstverein München ist es 1908 anlässlich einer Spitzweg Gedächtnis-Ausstellung unter dem Titel „Bär auf dem Weg ins Wirtshaus“ zu sehen, als Eigentümer wurden die Erben Pechts in München-Ingolstadt benannt;
- am 15.11.1909 wurde es in der Galerie Hugo Helbing in München angeboten und erhielt den Titel „Mondnacht in den Bergen“;
- am 09.12.1919 wurde es im Auktionshaus Lepke mit dem Titel „Landschaft mit Gebäuden bei Mondbeleuchtung, ein Bär als Staffage“ angeboten,
- anlässlich einer Kunstauktion bei Hugo Helbing vom 16. – 18.06.1920 war es im einschlägigen Katalog als Eigentum von Herrn Josef Winterstein aus Wien unter dem Titel „Mondnacht“ verzeichnet;
- die Galerie Bangel in Frankfurt/Main bot das Gemälde auf der Versteigerung am 29.06.1926 unter dem Titel „Nachtlandschaft mit Bär“ an;
- im Jahre 1927 wurde das Gemälde in der Galerie Schönemann & Lampl, Berlin, unter dem Titel „Bär im Walde“ gezeigt
- im Jahre 1929 wurde es bei einer Spitzweg-Ausstellung in der Galerie Stern in Düsseldorf unter dem Titel „Bären am Waldkirchli“ gezeigt und als Münchener Privatbesitz angegeben;
- im Katalog der Galerie Heinemann wurde es in München im Jahre 1931 unter dem Titel „Die Bärenschlucht“ aufgeführt.

Eine Anfrage beim Archiv für Bildende Kunst beim Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ergab, dass das Spitzweg-Bild unter der Bezeichnung „Bärenschlucht“ in der Kartei der verkauften Gemälde der Galerie Heinemann verzeichnet ist.
Entsprechend dieser Aufzeichnung wurde das Gemälde von der Kunsthandlung Heinemann im Jahre 1914 an den Generaldirektor Karl Zitzmann aus Erlangen verkauft.
Am 10.02.1938 wurde es der Galerie von Herrn Philip Rühmer (?) für 5.500, - RM zum Kauf angeboten und im September 1938 von Herrn Roth vorgelegt, um sich nach dem Kaufpreis zu erkundigen.
Die auf der Property Card dokumentierten Ermittlungsergebnisse des Münchener Central Collecting Points der Alliierten Besatzungsmacht verweisen auf eine Auskunft des Kunsthistorikers Prof. Uhde-Bernays vom 21.04.1948. Dieser teilte dem CCP mit, dass sich das in Rede stehende Spitzweg-Gemälde im Jahre 1934/1935 im Besitz von Herrn Isidor Weinschel befunden habe. Hinweise auf Herrn Weinschel konnten bisher nicht ermittelt werden.
Der Ankauf des Gemäldes durch den Sonderauftrag Linz ist der Inventarisierungsnummer - Linz 719 - nach zu schließen erst im Mai 1939 erfolgt. Der Erwerb durch das Deutsche Reich ist jedoch nicht dokumentiert, so dass unklar bleibt, von wem das Gemälde damals erworben wurde.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2007

1 vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 31/32, S. 394-395.
2 Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg-Verzeichnis der Werke, Stuttgart 2002

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