Navigation und Service

Stuck, Franz von

Monna Vanna

Entstehungsjahr um 1920
Technik Öl auf Holz
Maße 77 cm x 55 cm
Münchener-Nr. 1649
Linz-Nr. 2387
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Die Grundlage für das Gemälde „Monna Vanna“ von Franz von Stuck bildete die historische Begebenheit im florentinischen Pisa des ausgehenden 15. Jahrhunderts, die Maurice Maeterlinck 1902 in seinem Drama behandelte.1 Durch die Opferbereitschaft Monna Vannas sich dem feindlichen Belagerer Prinzivalle hinzugeben, um so die Bewohner Pisas vor dem Hunger zu retten, wurde sie zur Volksheldin. Stuck wählte für sein Gemälde den Augenblick als Monna Vanna, wie ihr geheißen, nur mit einem Mantel bekleidet in das feindliche Lager geht, um so ihre belagerte Heimatstadt zu retten.2  

Provenienz

Zeittafel
Juni bis Oktober 1927 Ausgestellt in der Münchener Kunstausstellung im Glaspalast3
1928 Ausgestellt in der Kunsthandlung Gerstenberger, Chemnitz4
Verkauf von Frau Mary Heilmann-Stuck (Tochter von Franz von Stuck) an Heinrich Hoffmann, München5
21.6.1942 Von Hoffmann für den „Sonderauftrag Linz“ erworben6

Der Property Card ist zu entnehmen, dass das Gemälde zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Kunsthandlung Gerstenberger in Chemnitz ausgestellt wurde.7 Demnach wurde das Werk aus dem Besitz von Mary Heilmann-Stuck, der Tochter des Künstlers, am 21. Juni 1942 an Heinrich Hoffmann verkauft, der es für den „Sonderauftrag Linz“ erwarb.

In Berliner sowie Münchener Ausstellungskatalogen der Jahre 1920 bis 1945 konnte das Gemälde in der Münchener Kunstausstellung im Glaspalast im Jahre 1927 nachgewiesen werden.8 Damals befand es sich noch im Besitz von Stuck. Entsprechend dem Werkverzeichnis von Heinrich Voss wurde das Gemälde ein weiteres Mal im Jahre 1928 in der Galerie Gerstenberger in Chemnitz ausgestellt.9 In wessen Besitz das Gemälde zu diesem Zeitpunkt war, konnte nicht festgestellt werden, da keine Unterlagen zur Galerie überliefert sind. Diese wurde 1945 ausgebombt.10 Recherchen in Bibliotheken und Archiven in Chemnitz konnten den gesuchten Katalog nicht nachweisen.

Laut Linzer-Report hatte Heinrich Hoffmann das Gemälde zusammen mit einem weiteren Werk, das die Linzer Nr. 2386 erhielt, am 20. Juni 1942 gekauft.11 Am darauf folgenden Tag bestätigte Hitler diesen Kauf persönlich. Bei dem zweiten Gemälde handelt es sich um das Werk „Die Schaukel im Walde“ von Stuck, welches sich ebenfalls in Bundesbesitz befindet.12

Heinrich Hoffmann, der als Käufer für den „Sonderauftrag Linz“ mehrfach in Erscheinung getreten war, gehörte zum engsten Kreis um Hitler. Er war nicht nur dessen persönlicher Fotograf, sondern beriet ihn darüber hinaus auch in Kunstfragen für das Linzer „Führermuseum“.13 Ob Hoffmann das Gemälde tatsächlich aus dem Besitz von Mary Heilmann-Stuck kaufte, konnte nicht eindeutig belegt werden. Dafür spricht, dass sie die Alleinerbin nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters im Jahre 1928 war und sich dieses Gemälde vermutlich im Nachlass befand. Mit Sicherheit kann dies jedoch nicht geklärt werden, da sich in der Villa Stuck keine Akten aus dem Nachlass des Künstlers befinden, die Klarheit über den Verbleib des Gemäldes geben können.14 Immerhin veräußerte Heilmann-Stuck mindestens noch ein weiteres Mal ein Werk des Vaters an den „Sonderauftrag Linz“. Dabei handelte es sich um das Gemälde „Rodelnde Kinder“.15 Über den Zeitpunkt des Verkaufs ist nichts bekannt.

Fest steht, dass die Kunstwerke von Franz von Stuck dem Geschmack der Nationalsozialisten entsprachen, weswegen seine Werke zum nationalen Kulturerbe erhoben wurden.16 Die große Beliebtheit, die die Arbeiten von Stuck bei Hitler erfuhren, lässt sich auch an der beeindruckenden Anzahl von 58 Kunstwerken manifestieren, die für den „Sonderauftrag Linz“ angekauft worden sind; 42 davon befinden sich noch heute im Besitz der Bundesrepublik Deutschland.17

Die hier geschilderte Sachlage bleibt lückenhaft. Es konnte zwar geklärt werden, dass Hoffmann als Käufer des Gemäldes für den „Sonderauftrag Linz“ aufgetreten ist, aber es muss zum jetzigen Zeitpunkt offen bleiben, ob er das Gemälde tatsächlich von Mary Heilmann-Stuck erworben hat, obwohl eine Reihe von Indizien dafür sprechen.

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle bekannten Quellen ausgeschöpft sind. Ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust kann nicht ausgeschlossen werden.

Stand: 2003

1 Maeterlinck 1902.
2 Voss 1973, Kat. Nr. 525/137.
3 Münchener Kunstausstellung 1927, Kat. Nr. 2617: Franz von Stuck, Monna Vanna (Öl).
4 Ausstellungskatalog der Galerie Gerstenberger, Chemnitz 1928, Kat. Nr. 7: Franz von Stuck, Monna Vanna. Katalog nicht eingesehen; zitiert nach Voss 1973, S. 308.
5 Auskunft von Hoffmann im April 1951. Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 1649.
6 Linz-Report Att. 44, 45. Vgl. BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 1649. Weitere auf der Property Card vermerkte Inventarnummer ist Aussee 1448.
7 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 1649.
8 Münchener Kunstausstellung 1927, Kat. Nr. 2617: Franz von Stuck, Monna Vanna (Öl).
9 Ausstellungskatalog der Galerie Gerstenberger, Chemnitz 1928, Nr. 7; zitiert nach Voss 1973, S. 308.
10 Schreiben Kunstsammlungen Chemnitz an die OFD Berlin, Chemnitz, 4.3.2002.
11 Hans Regers Register für den „Führerbau“ in Bezug auf Heinrich Hoffmann. Vgl. BArch, B323/191, Linz-Report, Att. 44.
12 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 11287.
13 Herz 1994, S. 41 f.
14 Schreiben der Villa Stuck an die OFD Berlin, München, 8.9.2003.
15 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 8670.
16 Voss 1973, S. 68.
17 Haase 2002, S. 286-288.

Kontakt

Bei Fragen und Anregungen nutzen Sie bitte unser Kontaktformular

Zum Kontaktformular