Achenbach, Oswald
Italienische Landschaft mit Staffage
Entstehungsjahr | 1827 |
---|---|
Technik | Öl auf Leinwand |
Maße | 100,5 cm x 151 cm |
Münchener-Nr. | 1724 |
Linz-Nr. | 225 |
Lost Art-ID | 219230 |
Herkunft | Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen |
Beschreibung
Der Landschaftsmaler Oswald Achenbach (1827-1905) kommt als Zwölfjähriger an die Düsseldorfer Akademie, wo er zunächst im Zeichnen unterwiesen wird.1
Zwei Jahre später wechselt er in die Malklasse seines Bruders Andreas, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein hohes Ansehen genießt.
Oswald Achenbach widmet sich vorrangig der Landschaftsmalerei. In den späteren Jahren gibt er hauptsächlich die Gegenden um Neapel, Rom und Venedig, aber auch die Schweiz und den Niederrhein wieder. Entgegen den Gepflogenheit der Düsseldorfer Schule sich dem Detail zu widmen konzentriert sich Achenbach mehr auf die Erzeugung einer Gesamtwirkung. Seine Werke sind durch eine frische Natürlichkeit geprägt und werden häufig durch reiche Staffage belebt.
Das Gemälde zeigt eine mediterrane Parklandschaft. Im Bildvordergrund befindet sich eine große Anzahl von Staffagefiguren, unter anderem Frauen, die Getreidegarben tragen.
Provenienz
Deutscher Besitz | |
Vor Sommer 1938 | Galerie Maria Almas-Dietrich, München |
Vor Sommer 1938 | Reichskanzlei zur Weitergabe an den "Sonderauftrag Linz" |
Die TVK München ermittelte, dass das Gemälde "Italienische Landschaft mit Figuren" von Oswald Achenbach vor dem Sommer 1938 von der Galerie Maria Almas-Dietrich, München aus deutschem Besitz erworben wurde.2
Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:3 Das Gemälde Oswald Achenbachs ist nicht im Werkverzeichnis von Potthof aufgeführt und konnte in keiner Ausstellung oder Auktion ermittelt werden.4
Die Galeristin Maria Almas-Dietrich, München gab in einer Befragung durch die Amerikaner am 9. März 1949 an das Gemälde Achenbachs aus "deutschem Besitz" erworben zu haben.5
Maria Almas, geborene Dietrich, geboren am 28. Juni 1892 in München, betrieb nach eigenen Angaben seit 1918 eine Kunsthandlung in München.6 1910 bekam sie eine Tochter, die außerehelich geboren wurde. Deren Vater war amerikanischer Staatsbürger und verstarb 1938. 1921 heiratete Maria Almas-Dietrich einen türkischen Staatsbürger mosaischen Glaubens und trat selbst zum Judentum über. Ab 1926 lebte sie bereits wieder von ihm getrennt.
Nach eigenen Angaben lernte sie 1936 Heinrich Hoffmann, den Fotografen Adolf Hitlers, kennen und erhielt über diesen die ersten Aufträge Kunst für Hitler zu erwerben. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann im Jahre 1938 führte Maria Almas-Dietrich die Kunsthandlung unter der Bezeichnung Maria Diamant (Almas) weiter.7
Almas-Dietrich gehörte zu den aktivsten Personen im Kunsthandel, die für die Nationalsozialisten tätig waren. Die amerikanische Besatzungsbehörde vernahm sie nach 1945 mehrfach zu ihrem Geschäft. Dabei wurden auch Unterlagen wie Geschäftsbücher beschlagnahmt und durch die Division MFA ausgewertet.8 Diese Unterlagen scheinen in der Zwischenzeit verloren gegangen zu sein.
Ein Hinweis aus der "Verkaufte Bilder-Kartei" der Galerie Heinemann auf ein Gemälde mit dem Titel "Sommernachtsfest", datiert auf 1876, bestätigte sich nicht.9
Aufgrund der niedrigen Linz-Nummer ist das Gemälde vermutlich vor dem Sommer 1938 vom "Sonderauftrag Linz" erworben worden.10
Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt, zumal alle Quellen ausgeschöpft sind. Anhaltspunkte für weitere Recherchen liegen derzeit nicht vor.
Stand: 2008
1 Für das Folgende vgl. Thieme/Becker 1999, Bd. 1, S. 43f.
2 BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 1724. Weitere auf der Karteikarte vermerkte Inventarnummern sind Aussee 1523 und K 180.
3 Die Recherchen wurden im Auftrag des BADV von Facts & Files, Berlin, durchgeführt.
4 Potthoff 1995; Cohen 1917; Boetticher, Bd. 1, 1891-1901, S. 10ff. und Andreas und Oswald Achenbach 1997.
5 NARA, RG 260, 519, Box 445.
6 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Laut schriftlicher Aussage Almas-Dietrich, 30.10.1945, an die Militärregierung Section Fine Art, München Captain Rai, betrieb sie den selbstständigen Kunsthandel seit 1921.
7 BWA, K1, XVA, 10c, 264, Akt, Fall 33. Änderte den Namen später in „Almas“ Galerie Maria Dietrich, ebd.
8 NARA, RG 260, 519, Box 445.
9 GNM, DKA, NL Heinemann, München, Achenbach, Oswald, Nr. 18247, Sommernachtsfest, 1876, 100x150, verkauft an Friedrich Kozel, Buenos Aires am 25.3.1927 - Versteigerung des Nachlasses bei Hugo Helbing, München 24.9.1929, Lot Nr. 2, Abb. Tafel 9, ist nicht das gesuchte Gemälde.
10 Zur Inventarisierung vgl. die Aussage von Hans Reger im CCP München am 21.7.1951, in: BArch, B 323/332, Reger.