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Günther, Otto Edmund

Thüringer Bauernhochzeit (Bauernhochzeit; Der Hochzeitszug)

Entstehungsjahr 1870
Technik Öl auf Leinwand
Maße 97 x 132 cm
Münchener-Nr. 11095
Linz-Nr. 788
Herkunft Kulturgüter aus ehem. Reichsvermögen

Beschreibung

Das Gemälde zeigt den Hochzeitszug über eine Brücke nach halblinks gehend, davor zwei Bläser, rechts eine Kirche und Zuschauer, an der Brücke ein kleiner Junge, der Gänse treibt.

Es ist mit "Otto Günther, Weimar, 1870" bezeichnet und datiert.

Provenienz

Zeittafel
vor 1939unbekannter Privatbesitz
Juni 1939Kunsthandlung Karoline Anny Lang, München
3. Juli 1939Deutsches Reich, "Sonderauftrag Linz"

Die frühere Treuhandverwaltung Kulturgut München hatte ermittelt, dass das Gemälde am 3. Juli 1939 von der Kunsthandlung K.A. Lang, München, über Frau Troost für RM 14.000,- an die Reichskanzlei verkauft wurde.

Die erneuten Recherchen ergaben Folgendes:

Im Boetticher wird erwähnt, dass das Gemälde „Der Hochzeitszug in Thüringen“ auf der Berliner Kunstausstellung im Jahre 1879 gezeigt wurde.1 Zu dieser Ausstellung konnte kein Besitzerverzeichnis ermittelt werden.
Zu Otto Edmund Günther gibt es ein Werkverzeichnis von Karlernst Müller aus dem Jahr 2002. Darin wird das Gemälde mit den Angaben aus dem Boetticher ohne weitere Informationen genannt.2

Am 24. Juni 1939 bot die Kunsthändlerin Karoline Anny Lang das Gemälde unter dem Titel „Der Hochzeitszug“ zum Kauf an.3 Frau Lang, geboren am 25. Februar 1870 in München, geschiedene Dürig, geborene Franz, hatte im Jahre 1938 die Kunsthandlung von Frau Dr. Anna Landsberg übernommen.4 Dr. Anna Landsberg, geboren am 30. Juli 1883 in Breslau, hatte beim Einwohnermeldeamt angegeben, dass sie „Mischling I. Grades“ sei. Das Geschäft, das sie 1919 eröffnet hatte, übertrug sie am 1. Juli 1938 an Frau Lang. Die damalige Stapo-Leitstelle in München ging davon aus, dass diese Übernahme dazu diente, ein jüdisches Geschäft zu tarnen.5 Dazu teilte die IHK München mit, dass Warenlager und Geschäftseinrichtung der Kunsthandlung von Karoline Anny Lang übernommen worden waren. Es bleibt unklar, ob das Gemälde von Guenther ein Bestandteil des auf Frau Lang übertragenen Warenlagers von Frau Dr. Landsberg war. Frau Dr. Landsberg emigrierte nicht, sondern lebte weiterhin in München. Am 1. November 1945 eröffnete sie erneut ihr Geschäft und betrieb es bis zum Jahre 1959.
Von Frau Karoline Anny Lang erwarb der „Sonderauftrag Linz“ insgesamt fünf Gemälde. Am 3. Juli 1939 stellte sie eine Rechnung über RM 14.000 an den Reichskanzler aus. Der Verkauf war über Frau Gerdy Troost vermittelt worden. Gerdy (eigentlich Gerhardine) Troost, war die Witwe von Prof. Paul Ludwig Troost (1878–1934), der von Hitler mit der Errichtung von Prestigebauten in München beauftragt worden war. Sie war ab 1934 als Innenarchitektin tätig und unterstützte die Bauvorhaben Hitlers. Für die Dekoration der Räume hatte sie auch Kunstgegenstände eingekauft.6

Vor dem hier geschilderten Hintergrund bleibt die Provenienz ungeklärt. Alle hier bekannten Quellen sind ausgeschöpft.

Stand: 2010

1 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, erster Band von 4 Bänden, Dresden, 1891-1901, Nr. 7, S. 456: "Hochzeitszug in Thüringen" Bes. Otto Günther Weimar 1870, Berliner KA 1879.
2 Karlernst Müller: Die Brüder und Genremaler Julius und Otto, Ottweiler [Selbstverlag des Verfassers] 2002, S. 54.
3 BArch Koblenz B 323, Nr. 162.
4 Stadtarchiv München, Einwohnermeldeauskunft zu Karoline Anny Lang und Anna Landsberg.
5 Bayerisches Wirtschaftsarchiv, Antiquitätenhandlung Landsberg, Lang.
6 Bundesarchiv Berlin, BDC Reichskanzlei Akte zu Gerdy Troost

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